Eine "platte" Ratsmehrheit in Harsefeld
jd. Harsefeld. Das ist ja zum Piepen: Süße Singvögel wie das Rotkehlchen und der Buchfink waren kürzlich Anlass für einen kleinen Disput im Rat des Flecken Harsefeld. Es ging um die Namen der niedlichen Piepmätze. Die Politiker waren sich uneins, ob für die Benennung der Straßen im Neubaugebiet "Am Redder II" die hoch- oder niederdeutsche Bezeichnung verwendet wird. "Allens op platt", beschloss schließlich eine Mehrheit aus SPD und CDU.
Es ist in Harsefeld ein beliebter Brauch, ganze Wohnquartiere unter ein bestimmtes Motto zu stellen. Das begann in den 50er Jahren mit der Steinfeldsiedlung. Dort sollten die Straßen - ganz im Geist der damaligen Zeit - an die "verlorenen Ostgebiete" erinnern: Breslauer Straße, Memelstraße, Danziger Straße usw.
Politisch unverfänglicher ging man in späteren Jahrzehnten vor: So stehen auf den Straßenschildern im Bereich nördlich der Buxtehude Straße Namen von Pflanzen, die auf Äckern und Wiesen gedeihen. Autofahrer, die dort unterwegs sind, fahren durch den Haferkamp, das Maisfeld oder den Storchschnabelweg.
Seit ein paar Jahren ist Platt wieder "in" - und so erhielt das Neubaugebiet "Am Redder I" niederdeutsche Vogelnamen. Eine Bezeichnung wie "Heisterstroot" klinge doch viel schöner als deren hochsprachliche Variante "Elsterstraße", wurde argumentiert.
Viele können Plattdeutsch nicht verstehen
Doch dieser Meinung waren längst nicht mehr alle Politiker, als es jetzt darum ging, die Straßennamen für den zweiten Bauabschnitt zu vergeben. "Nichts gegen weitere Vogelnamen, aber bitte nicht auf platt", erklärte FWG-Fraktionschefin Susanne de Bruijn. Solche Straßennamen seien für die Anwohner eine Zumutung und der Förderung der niederdeutschen Sprache diene das auch nicht. Dieser Meinung schloss sich Elke Martin von den Grünen an: "Die Menschen, die dort hinziehen, kommen meist aus der Stadt und können Platt gar nicht verstehen."
Diese Argumente ließ die Mehrheit aus SPD und CDU nicht gelten. Plattdeutsch zähle schließlich zum Weltkulturerbe, so SPD-Mann Erwin Cordes.
Nun wird es künftig beispielsweise einen Lörkenweg statt eines Lerchenweges geben. Eine andere Entscheidung wäre eigentlich auch verwunderlich gewesen. Schließlich prangt auf der Rathaustür das Schild "Wi verstoht Platt".
Das WOCHENBLATT übersetzt: Das sind die Harsefelder Straßen, die einen plattdeutschen Vogelnamen haben bzw. erhalten sollen:
Heisterstroot --> Elsterstraße
Spreenweg --> Starenweg
Lünenweg --> Spatzenweg
Disselfinkstroot --> Stieglitzstraße
Wippsteertweg --> Bachstelzenweg
Lörkenweg --> Lerchenweg
Iesvogelweg --> Eisvogelweg
Bookfinkweg --> Buchfinkenweg
Swattdrosselweg --> Schwarzdrosselweg
Rootkehlchenweg --> Rotkehlchenweg
Für alle, die wissen wollen, wie unsere gefiederten Freunde auf Platt heißen: Auf der Homepage des Landschaftsverbandes Stade gibt es eine Liste mit zahlreichen Vogelnamen
(Vogelnooms, hoochdüütsch un plattdüütsch):
www.landschaftsverband-stade.de/dpvogels.htm
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