"Es muss sich rechnen": CDU-Agrarexperte Dammann-Tamke äußert sich zu Umweltmaßnahmen der Landwirte
(jd). Sie ist eine vielgescholtene Branche: Die Landwirtschaft hat mit Imageproblemen zu kämpfen. Zumindest deren konventioneller Sektor genießt keinen guten Ruf. Wenn in den Medien über Agrarthemen berichtet wird, geht das oft mit Negativ-Schlagzeilen einher. Keine leichten Zeiten für jemanden, der sich bemüht, der Landwirtschaft einen angemessenen gesellschaftlichen Stellenwert zu verschaffen: Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke, selbst Landwirt und agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion, hält es für unfair, eine ganze Branche unter Generalverdacht zu stellen.
"Jüngstes Beispiel ist das Insektensterben", sagt Dammann-Tamke. Dass dafür allein die Landwirte verantwortlich sein sollen, könne durch nichts belegt werden. In der Studie, die immer wieder als Beleg herangezogen werde, sei fachlich "nicht sauber" vorgegangen worden. Es gebe keine Beweisführung, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als Hauptursache belegen könne. "Dennoch wird auch in der Landwirtschaft das Problem erkannt", so der Politiker, der selbst hinter seinem Hof ein großes "Insektenhotel" aufgestellt hat.
Dammann-Tamke geht davon aus, dass bestimmten Insektiziden demnächst die Zulassung entzogen wird: "Das ist richtig so, denn solche Mittel schaden auch vielen Nützlingen." Den immer wieder vorgebrachten Vorwurf, Landwirten fehle das Umweltbewusstsein, lässt er nicht gelten. Viele Hofbesitzer seien bereit, ökologische Maßnahmen auf ihren Flächen umzusetzen. "Doch den Bürgern muss bewusst werden, dass die Landwirte damit auf ihrem privaten Grund und Boden eine gesellschaftliche Dienstleistung erbringen." Wie überall in der freien Wirtschaft müsse sich eine Dienstleistung für einen Betrieb rechnen.
Kein Landwirt könne es sich heutzutage leisten, wertvolles Ackerland für Blühstreifen oder die Anpflanzung von Hecken bereitzustellen, ohne einen finanziellen Ausgleich zu erhalten, so der CDU-Politiker. Er regt an, hier künftig über neue Fördermodelle nachzudenken - jenseits der gängigen EU-Programme wie dem klassischen "Greening", bei dem es bestimmte Zahlungen für die Erhaltung von Grünland oder den Verzicht auf Bewirtschaftung von Teilflächen gibt.
Dammann-Tamke nennt ein Beispiel: "Ich könnte mir etwa für die Stader Geest ein Förder-Projekt vorstellen, bei dem sich die Landwirte mit ihrem Beratungsring zusammentun, um die Lebensräume gefährdeter Vogelarten wie Rebhuhn oder Feldlerche zu verbessern." Ein solches Projekt könnte unter fachlicher Begleitung eines Biologen umgesetzt werden. Dafür müssten aber die entsprechenden finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Er betrachte es als Aufgabe der EU, Ansätze dieser Art künftig stärker zu fördern.
Laut Dammann-Tamke gibt es bereits ein Umdenken in Brüssel: "Der EU-Agrarkommissar Phil Hogan hat in Hinblick auf die neue Förderperiode 2020-27 erklärt, dass die Ziele, die mit dem 'Greening' verbunden waren, nämlich mehr Artenvielfalt in die Agrarlandschaft zu bringen, verfehlt worden seien." Diese Erkenntnis werde sicher in die Planungen der EU für eine konzeptionelle Neuausrichtung der Förderrichtlinien einfließen: "Wichtig ist es dabei, dass die Maßnahmen für den Umweltschutz oder das Tierwohl genügend finanzielle Anreize schaffen. Ein Landwirt kann bei einem Projekt nur mitziehen, wenn es sich halbwegs für ihn lohnt."
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