Freie Wähler legen am stärksten zu: FWG stellt künftig größte Fraktion im Harsefelder Samtgemeinderat / Gute Stimmung auch bei der SPD
jd. Harsefeld. Die Freien Wähler können jubeln: Sie gehen als deutlicher Sieger aus der Kommunalwahl in der Samtgemeinde Harsefeld hervor. Sowohl in der Samtgemeinde als auch in den Mitgliedskommunen verzeichnete die Freie Wählergemeinschaft Stimmenzuwächse. Im Samtgemeinderat stellt die FWG erstmals die größte Fraktion. In Ahlerstedt holte sie unter ihrem Zugpferd Uwe Arndt zwei Drittel der Wählerstimmen. Auch die SPD darf sich freuen: Sie ist die stärkste Partei im Flecken Harsefeld. Dort heimste Bürgermeister Michael Ospalski (SPD) bei Weitem die meisten Stimmen ein. Er liegt deutlich vor den Bürgermeister-Kandidaten der FWG und CDU, Susanne de Bruijn und Hans-Joachim Pankel.
Noch in der Wahlnacht meldete Ospalski seinen Anspruch an, als Bürgermeister weiterzumachen: "Ich habe meine persönliche Stimmenzahl fast verdoppelt. Dieses Ergebnis betrachte ich als klaren Auftrag der Wähler, erneut zu kandidieren." Er sehe sich in seiner Arbeit für Harsefeld bestätigt. Ospalski liegt im Flecken mit 3.096 Stimmen deutlich vor de Bruijn (1.784) und Pankel (918). Die Wahl des Bürgermeisters erfolgt auf der ersten Sitzung des neuen Rates Anfang November.
Während FWG und SPD zufrieden sind, herrscht bei der CDU Katzenjammer: Die Christdemokraten verzeichneten überall Verluste. In der Samtgemeinde belegen sie mit 26,8 Prozent nur noch den dritten Platz hinter FWG (32,0 Prozent) und SPD (27,8 Prozent). In Bargstedt verlor die CDU die absolute Mehrheit. Es spricht einiges dafür, dass Bürgermeister Thomas Wiebusch (CDU) seinen Hut nehmen muss. FWG und SPD befanden sich zuletzt in der Frage des umstrittenen Windparks in Ohrensen auf Oppositionskurs zur CDU. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass sich beide Fraktionen zusammentun, um einen neuen Bürgermeister zu küren. Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema Windkraft zum Sturz eines Bürgermeisters geführt hat.
Mit ihren schlechten Ergebnissen setzt die CDU den seit Jahren anhaltenden Abwärtstrend fort. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Christdemokraten in der Samtgemeinde und im Flecken Harsefeld mit absoluter Mehrheit regierten. Es ist ein kontinuierlicher Abstieg: Vor zehn Jahren lag die CDU über 40 Prozent und 2011 waren es immerhin noch 32 Prozent. Der Rückgang lässt sich zum Teil damit erklären, dass in den vergangenen Jahren viele Neubürger - auch aus Hamburg - in den Ort gezogen sind. Das ist nicht unbedingt die Klientel, die bei der CDU ihr Kreuzchen macht. Eine weitere Ursache für den Stimmenrückgang dürfte der Rückzug von CDU-Urgestein Friedrich Dammann aus der Politik sein. Seinem farblosen Quasi-Nachfolger Hans-Joachim Pankel gelang es offenbar nicht, ausreichend Wähler zu mobilisieren.
Zu erwarten waren die Verluste bei den Grünen, deren Stimmenzahl in der Samtgemeinde und im Flecken fast halbiert wurde. Während sie 2011 politisch von der Fukushima-Katastrophe profitierten, ist ihr Anteil (knapp sechs Prozent in der Samtgemeinde und sieben Prozent im Flecken) jetzt wieder auf ein Niveau geschrumpft, das das tatsächliche Potenzial der Grünen in Harsefeld widerspiegelt. Außer ihrem Lieblings-Dauerbrenner Radverkehr hatten die Grünen keine wichtigen Themen zu bieten. Sie sollten künftig wieder mehr "Biss" zeigen, um dem Wähler eine Alternative zu bieten.
Der Samtgemeinderat wird bunt: Erstmals ziehen die AfD-Abspaltung ALFA (Allianz für Fortschritt und Aufbruch) und die Linken in das Kommunalparlament ein. Rein rechnerisch gibt es dort eine "bürgerliche" Mehrheit von FWG und CDU. Denkbar sind aber auch wechselnde Mehrheiten wie in der vergangenen Wahlperiode.
• Diese Politiker sitzen im nächsten Samtgemeinderat:
FWG: Susanne de Bruijn, Marina Hoffmann, Martin Engelmann, Joachim Pfeiffer, Uwe Arndt, Dörte Meyer, Ingo Cohrs, Jan Löhden, Tekla Gerken, Dr. Jan Boris Ingerowski, Sophia Arndt
CDU: Hans-Joachim Pankel, Jürgen Deden, Torben Vagts, Sigrid Müller, Marina Courte, Thomas Wiebusch, Johann Höft, Lüder Pott, Dr. Hartmut Schröder
SPD: Michael Ospalski, Reinhard Oelkers, Andrea Truchel, Florian Kunze, Heiko Sudwischer, Harald Koetzing, Cordelie Lüllmann, Ulrich Rathjens, Ralpd Lindemann
Grüne: Hartwig Holthusen, Regina Poppe
Linke: Randy Orlovius
ALFA: Jens Paulsen
NPD: Denny Naterski
Rechtsextreme in drei Räten
Es ist der große Wermutstropfen bei der Wahl: Die rechtsextreme NPD ist erneut in den Räten der Samtgemeinde Harsefeld und der Gemeinde Ahlerstedt vertreten. Hinzu kommt noch ein Mandat im Rat des Flecken Harsefeld. Wahrscheinlich wäre die Neonazi-Partei auch in Harsefeld von der politischen Bildfläche verschwunden, wenn die AfD angetreten wäre. Freuen dürften sich die Bewohner von Wangersen: Sie müssen nicht mehr mit dem Makel leben, in einer NPD-Hochburg zu wohnen. Während der Stimmenanteil bei den vergangenen Wahlen deutlich über zehn Prozent lag, schrumpfte er jetzt auf rund zwei Prozent, was dem Durchschnitt entspricht.
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