Gemeinde springt als Veranstalter ein: Dokumentarfilm "Die Geige von Cervarolo" wird in Harsefeld laufen

"Il Violino di Cervarolo": Italienisches Cover des Films über deutsche Wehrmachts-Massaker
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  • hochgeladen von Jörg Dammann

jd. Harsefeld. Der Film "Die Geige aus Cervarolo" wird nun doch in Harsefeld gezeigt. Samtgemeinde-Bürgermeister Rainer Schlichtmann (parteilos) erklärte, dass die Kommune vorhabe, den Film in Kürze öffentlich vorzuführen. Diese Mitteilung erhielt das WOCHENBLATT jetzt auf Anfrage. Ursprünglich wollte die Partei "Die Linke" den Dokumentarstreifen zeigen, in dem es um die Massaker der Wehrmachts-Eliteeinheit "Hermann Göring" an italienischen Zivilisten geht. Doch der Wirt des Lokals, in dem die Filmaufführung stattfinden sollte, machte einen Rückzieher. Er fürchtete offenbar wirtschaftliche Nachteile. Es wird von Boykottandrohungen aus dem Ort gemunkelt.
Einige Harsefelder Bürger überlegten, eine Initiative zu gründen, die die Trägerschaft für die Filmvorführung übernimmt. Das hat sich nun erledigt: "Die Samtgemeinde wird als Veranstalter auftreten", teilte Schlichtmann mit. Er habe diese Entscheidung am Dienstagabend in Abstimmung mit allen vier Ratsfraktionen (CDU, SPD, Freie Wählergemeinschaft und Grüne) gefällt. Am Tag zuvor hatten sich Schlichtmann und sämtliche Parteien noch zurückhaltend bei dem Thema gezeigt. Fragen des WOCHENBLATT - unter anderem danach, ob die Parteien das Vorhaben unterstützen, den Film in Harsefeld zu zeigen - wurden von den Politikern nicht beantwortet.
Ausschlaggebend für den Sinneswandel der Harsefelder Gemeindeoberen mag die negative Resonanz in der italienischen Presse gewesen sein: Dort landete Harsefeld wegen der Absetzung des Films in den Schlagzeilen. In einem Artikel der Tageszeitung "Gazzetta di Reggio" war von "Nazi-Bedrohungen" die Rede.

• "Die Geige von Cervarolo" schildert aus Sicht der Opfer-Familien die Hintergründe für den Verona-Prozess, bei dem Angehörige der Division "Hermann Göring" wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurden - darunter auch Alfred L. (88) aus Ohrensen. Die Taten, an denen L. beteiligt gewesen sein soll, spielten sich unter anderem in dem nur 25 Kilometer von Cervarolo entfernten Dorf Monchio ab.

• Ort und Termin für die öffentliche Film-Aufführung stehen nach Auskunft von Schlichtmann noch nicht fest.

Hintergrundinformationen hier: Harsefeld - Ärger um Absetzung des Films

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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