Unbekannter soll Tat gefilmt haben
Gesprengter Geldautomat in Harsefeld: Wichtiger Zeuge gesucht
Von den Tätern, die in der Nacht von Freitag auf Samstag in Harsefeld einen Geldautomaten in die Luft gejagt haben, fehlt offenbar jede Spur. Die Polizei sucht weiter nach Zeugen. Gezielt wird nach einer Person gesucht, die sich in der Nähe des Tatortes aufgehalten haben soll.
Der Geldautomat war am Samstag gegen 3 Uhr nachts in einer Filiale der Deutschen Bank in der Harsefelder Marktstraße gesprengt worden. Durch die Wucht der Explosion gingen die Scheiben zu Bruch. Scherben und unzählige Banknoten aus dem Automaten schleuderten auf die Straße. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb erfolglos. Kriminaltechniker der Polizeiinspektion Stade und Spezialisten des Landeskriminalamtes haben jetzt vor Ort erste Spuren gesichert.
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Wurde die Tat mit dem Handy aufgenommen?
Nach bisher vorliegenden Aussagen von Anwohnern soll während der Tatzeit eine unbekannte Person sein Auto der nahen Eisdiele angehalten und gehupt haben. Diese Person soll möglicherweise ein Handyvideo aufgenommen oder Fotos von der Tat und den Tätern gemacht haben. Das Fahrzeug der drei bisher unbekannten, dunkel gekleideten Täter stand nach Zeugenaussagen während der Tat offenbar in der Zufahrt zwischen der Bankfiliale und dem daneben befindlichen Geschäft.
Die Polizei sucht jetzt die Person, die mit ihrem Fahrzeug in Tatortnähe war und eventuell Video- oder Fotoaufnahmen gemacht hat. Die Person wird gebeten, sich als wichtiger Zeuge zur Verfügung zu stellen. Auch andere Tatzeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer 04164 - 888260 bei der Polizeistation Harsefeld oder unter Tel. 04161 - 647115 beim Polizeikommissariat Buxtehude zu melden.
Zentrale Kriminalinspektion in Lüneburg ermittelt
Zuständig für die weiteren Ermittlungen ist jetzt die Zentrale Kriminalinspektion (ZKI) Organisierte Kriminalität bei der Polizeidirektion Lüneburg. "Wir bearbeiten sämtliche Automatensprengungen im Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirkes Lüneburg", erklärt der ZKI-Sprecher Stefan Budde auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Landesweit seien sämtliche Verfahren in diesem Bereich bei einer Staatsanwaltschaft, nämlich in Osnabrück, angesiedelt, um so einen einheitlichen Standard zu gewährleisten.
Fester Sprengstoff löst Gas ab
Auskunft zur Höhe der Beute könne er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht geben, so Budde - ebenso wenig zum mutmaßlichen Täterkreis oder zu verwendeten Fahrzeugen. Allerdings bestätigte er, dass kein Gas eingeleitet wurde, um die Explosion in Harsefeld zu erzeugen. "Es handelt sich um eine Feststoffsprengung", sagt der Polizeisprecher. Gas werde in letzter Zeit nicht mehr von den Tätern eingesetzt. Wahrscheinlich hat die Nachrüstung vieler Geldautomaten mit Gasdetektoren die Automaten-Sprenger dazu bewogen, andere explosive Stoff einzusetzen.
Die Verwendung von festem Sprengstoff ist aber keineswegs ungefährlicher. Im Gegenteil: Diese hochexplosiven Stoffe richten meist noch viel mehr Schaden an. "Die Täter gehen oftmals nach dem Trial-and-Error-Prinzip (Versuch und Irrtum) vor und experimentieren mit der Sprengstoffmenge", erläutert Budde. Oftmals werde dann ein riesiger Schaden angerichtet und die Ganoven kämen wegen zerstörter Räume gar nicht mehr an ihre Beute heran.
Zahl der Automaten-Sprengungen ist rückläufig
Erfreulich sei, dass niedersachsenweit rückläufige Zahlen bei den Geldautomaten-Sprengungen zu verzeichnen seien. Im Vergleich zum Vorjahr gebe es deutlich weniger Fälle. Für den Bereich der Polizeidirektion Lüneburg wurden in diesem Jahr bisher neun Taten registriert. Budde hofft, dass die Geldinstitute in absehbarer Zeit ihre Automaten entsprechend nachrüsten, um Täter abzuschrecken. Die Banknoten könnten beispielsweise im Falle einer Sprengung durch Farbe oder Klebstoff unbrauchbar gemacht werden, so der Polizeisprecher. Verfärbte oder verklebte Geldscheine könnten von den Tätern nicht mehr genutzt werden. So verschwinde auch der Anreiz, Automaten zu sprengen.
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