Grüne kritisieren "Baumfrevel" in Stader Naturschutzgebiet
jd. Stade-Hagen. Es ist eine grüne Idylle: Am Rande des Stader Ortsteils Hagen fließt der kleine Bach Steinbeck durch ein tief eingeschnittenes und dicht mit Bäumen bestandenes Tal. Der schmale Talgrund ist seit vielen Jahren Naturschutzgebiet. Das Steinbecktal "zählt zu den schönsten und artenreichsten Landschaften im Landkreis Stade", heißt es in einer Beschreibung der Stadt Stade. Was sich dort vor ein paar Wochen ereignet hat, ist aber alles andere als schön - zumindest nach Ansicht der Grünen im Stader Kreistag. Sie prangern einen "Baumfrevel" an: Entlang des Bachlaufes wurden nach ihren Angaben rund 50 Erlen gefällt. Für die Grünen-Kreistagsfraktion ist das ein schwerwiegender Eingriff in ein Naturschutzgebiet. Sie möchten vom Landkreis wissen, wer dafür verantwortlich ist.
Auf WOCHENBLATT-Nachfrage bestätigt der Landkreis die Baumfällungen: "Es gab eine Ortsbesichtigung. Dabei wurde festgestellt, dass mindestens 35 Erlen gefällt wurden", sagt Kreissprecher Christian Schmidt. Der Verursacher werde nun angehört. Erst danach könne der Landkreis Angaben dazu machen, ob ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz vorliege. Dann erst werden wohl die vielen Fragen beantwortet werden, die die Grünen in diesem Zusammenhang an Landrat Michael Roesberg gerichtet haben. Sie wollen vor allem wissen: Wer veranlasste die Fällungen? Und wer genehmigte sie?
Der Verursacher war nach kurzer Recherche gefunden: "Wir haben die Baumfällungen vorgenommen", bestätigt Friedhelm Helk, Vorsitzender des Unterhaltungsverbandes Schwinge. Sein Verband sei für die Pflege der Steinbeck, die westlich von Hagen in die Schwinge mündet, zuständig. "Alle zwei Jahre holen wir an dieser Stelle die Sedimente aus dem Bachbett, damit der dahinter liegende Mühlenteich nicht versandet." Diese sogenannten Sandfang-Bereiche müssen laut Helk regelmäßig geräumt werden, um ihren Zweck zu erfüllen.
Bei dem schwarzen Gemisch aus Modder und Erde, das jetzt sämtliche Vergetation am nördlichen Ufer überdeckt, handelt es nach Angaben von Helk um den Aushub aus dem Bach. So sei auch ein befahrbarer Untergrund für den Bagger geschaffen worden. "Beim ersten Versuch im Januar war der Boden so aufgeweicht und an vielen Stellen so stark von Gestrüpp überwuchert, dass der Bagger nicht durchkam", erklärt der Verbandsvorsitzende. Um auch künftig die notwendige Pflege des Baches zu gewährleisten, mussten die Erlen gefällt werden.
Der Landkreis steht nun vor der Aufgabe zu prüfen, ob diese Arbeiten gemäß der Verordnung für das Naturschutzgebiet zulässig waren. Unabhängig davon finden es die Grünen unverständlich, an dieser Stelle so rigoros vorzugehen. Der Grünen-Fraktionschef Hartwig Holthusen kritisiert, dass mit dem Kahlschlag entlang des Uferstreifens wertvolle Lebensräume für seltene Tier vernichtet wurden: "Auf den Ästen der Erlen hielten sich die streng geschützten Eisvögel auf. Von diesen sogenannten 'Ansitzwarten' stürzten sich die Eisvögel in den Bach, um ihre Beute zu erwischen. Sollten die Eisvögel jetzt vertrieben worden sein, wäre das ein Desaster."
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