Grüne sehen Chance vertan
jd. Harsefeld. Harsefelder Grüne wollen statt einer zweiten Oberschule lieber die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule. In Harsefeld wird die Chance vertan, die Bildungslandschaft des Südkreises um eine Integrierte Gesamtschule (IGS) zu bereichern. Dieser Ansicht sind die Grünen. Sie kritisieren, dass die Mehrheit von Christ- und Sozialdemokraten im Samtgemeinderat dem Antrag der Haupt- und Realschule (HRS) Harsefeld auf Umwandlung in eine Oberschule zugestimmt hat, ohne zuvor mögliche Alternativen zu prüfen. Die Grünen sprechen angesichts des rasanten Tempos, mit dem die Oberschule durchgedrückt werden soll, von einer "Kommandoaktion". Der Grund für die Eile: Der Antrag muss bis Ende Oktober beim Kultusministerium eingereicht werden, damit die Oberschule im kommenden Schuljahr ihre Arbeit aufnehmen kann.
"Anscheinend wollen die Verwaltung und die Wortführer von SPD und CDU mit aller Macht eine IGS und die Diskussion darüber verhindern", empört sich der Grünen-Politiker Ralf Poppe. Seine Partei vermisse eine sorgfältige Abwägung aller Vor- und Nachteile von IGS bzw. Oberschule sowie die Einbeziehung des Elternwillens bei der Entscheidungsfindung. Nach Poppes Ansicht hätten zumindest die Eltern der jetzigen Grundschüler befragt werden müssen, welche Schulform sie für ihre Kinder vorziehen.
Dabei machen die Grünen keinen Hehl daraus, dass sie die IGS nach ihren pädagogischen Maßstäben grundsätzlich für die beste Schulform halten. Das dort praktizierte Lernen in Kleingruppen und fächerübergreifenden Sinnzusammenhängen ohne den Druck des Sitzenbleibens fördere am besten soziale Kompetenz und nehme am besten auf die individuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers Rücksicht.
Poppe geht davon aus, dass die derzeitige Abwanderung von Schülern aus Harsefeld vor allem an die Ahlerstedter Oberschule durch die Einrichtung einer IGS gestoppt werden kann. Zu Beginn des laufenden Schuljahrs wechselten knapp 50 Prozent der Harsefelder Grundschüler mit Hauptschulempfehlung an eine Oberschule, überwiegend nach Ahlerstedt. Diese "Schülerflucht" ist nach Meinung der Grünen ein Hauptgrund dafür, dass die Harsefelder HRS nach langem Zögern nun plötzlich Oberschule werden will.
Da mangels Schüler eine Zusammenlegung der Klassen 5 und 6 drohe und so ein regulärer Hauptschulbetrieb kaum mehr möglich sei, müsse nun schleunigst eine Oberschule her, so Poppe. Gegen dieses "Hauruck-Verfahren" wenden sich nicht nur die Grünen. Auch die Freien Wähler (FWG) fühlen sich überrumpelt: Die FWG-Politiker bemängeln in erster Linie die fehlende "Aufbruchstimmung" an der HRS und das in ihren Augen unzureichende pädagogische Konzept.
Die FWG stimmte zwar gemeinsam mit den Grünen gegen den Oberschul-Antrag, doch das bedeutet nicht, dass sie ebenfalls eine IGS befürwortet. Die Einrichtung einer IGS könnte das angrenzende Gymnasium schwächen, befürchtet FWG-Frau Susanne de Bruijn. Mit der Begründung, man dürfe das Gymnasium, für das Harsefeld so lange gekämpft habe, nicht gefährden, wenden sich auch CDU und SPD gegen die Einführung dieser Schulform. Die Grünen hingegen bezeichnen das als "Totschlagargument", mit dem jede Debatte um eine IGS ausgebremst werde.
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