Im Schatten eines Baumes ruhen
(jd). Harsefeld will dem Wandel in der Bestattungskultur gerecht werden. Im Schatten eines weit ausladenden Baumes liegen, durch dessen Krone sanft der Wind streicht und die Blätter leise rascheln lässt. Solch ein lauschiges Plätzchen ist nicht nur etwas für ein kurzes Nickerchen an warmen Sommertagen. Unter einem schönen Baum zu ruhen, wenn man die Augen für immer schließt: Das ist mittlerweile der letzte Wunsch vieler Menschen. Im Landkreis Stade konnte dieser Wunsch bislang nur im Friedwald erfüllt werden, der im Neukloster Forst angelegt ist. Seit einiger Zeit gibt es diese Möglichkeit auch auf dem Friedhof in Jork-Borstel und jetzt wird in Harsefeld überlegt, sogenannte Bestattungsbäume zu pflanzen, an denen die Asche der Verstorbenen in biologisch abbaubaren Urnen vergraben wird.
"Die Politik hat uns gebeten zu prüfen, ob das 'Jorker Modell' nicht auch etwas für Harsefeld wäre", erklärt der zuständige Sachgebietsleiter Harald Polter. Mit einer Kollegin hat er den Friedwald und das Gelände in Jork-Borstel in Augenschein genommen und sich Anregungen geholt. Es hält es grundsätzlich für richtig, dass Kommunen eine breite Palette an Bestattungsformen anbieten: "So verschieden die Menschen im Leben sind, so unterschiedlich sind ihre Vorstellungen von der letzten Ruhestätte."
Daher halte Harsefeld bereits eine große Bandbreite von der Wahlgrabstätte bis zu den Schlichtgräbern vor, so Polter. Seit Jahren seien die Zahlen bei den klassischen Sargbegräbnissen im Familiengrab rückläufig, während der Anteil der Urnenbestattungen wachse. Eine weitere Alternative sei, neben einem Baum zu ruhen. "Wir wollen aber nicht dem Friedwald Konkurrenz machen und ein bestehendes Waldgebiet ausweisen", erklärt Polter. Daher habe er ein Areal neben dem bestehenden Friedhof am Gierenberg ins Auge gefasst. Dort könnten bis zu 75 Bestattungsbäume gepflanzt werden.
Polters Pläne sehen für die meisten Bäume jeweils drei Ringe mit 24 Urnenplätzen vor, nur bei den Bäumen in Randlage wird es etwas weniger sein. Insgesamt wären rund 1.500 Bestattungen möglich. "Diese Zahl sollte ausreichen, um einen 'ewigen Bestattungskreislauf' unter Bäumen zu gewährleisten", meint Polter. Durchschnittlich gebe es in Harsefeld pro Jahr zwischen 170 und 180 Beerdigungen.
Zu den Kosten für ein solches "Baumgrab" will Polter noch keine Angaben machen. Auf jeden Fall werde Harsefeld aber wesentlich günstiger als Jork-Borstel sein. Dort gibt es laut Polter zwei Preisklassen: einmal das normale Urnengrab für 1.100 Euro und zusätzlich die Luxus-Variante an einem Baum mit nur sechs Urnenplätzen für jeweils 6.600 Euro pro Grabstätte.
• Über die Vorschläge der Verwaltung zu den Bestattungsbäumen berät der Harsefelder Bau-Ausschuss am Dienstag, 8. April, um 19 Uhr im Sitzungsraum des Rathauses.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.