Landarzt als Auslaufmodell?
(jd). In ländlichen Kommunen wie Harsefeld werden die Hausärzte knapp / CDU will über Auswege diskutieren. Auf dem platten Lande werden die Hausärzte knapp. Vielerorts sind bereits Arztpraxen geschlossen worden, weil die Praxisinhaber in Rente gegangen sind, ohne einen Nachfolger zu haben. Vor allem junge Mediziner finden es wenig attraktiv, sich als Landarzt niederzulassen. Auch in etlichen ländlichen Kommunen des Landkreises Stade ist es um die hausärztliche Versorgung nicht gerade bestens bestellt. Ein Beispiel ist Harsefeld: Dort gaben im Sommer 2014 gleich zwei Allgemeinmediziner ihre Praxen aus Altersgründen auf. Ersatz wurde bislang nicht gefunden. Das Problem wird nun von der örtlichen CDU aufgriffen: Die Christdemokraten richten am Mittwoch, 4. März, um 19 Uhr in der Festhalle im Wieh eine öffentliche Infoveranstaltung zum Thema Ärzteversorgung aus.
Mitte vergangenen Jahres lag die Versorgungsquote mit Hausärzten in der Samtgemeinde Harsefeld noch bei stattlichen 105 Prozent: Zwölf Allgemeinmediziner praktizierten in der Kommune. Nach der Schließung der beiden Praxen beträgt die Quote nur noch 82 Prozent. Bei weniger als 75 Prozent gilt eine Gemeinde als unterversorgt. Damit die Quote wieder steigt, hat sich die Politik bereits mit der kassenärztlichen Vereinigung sowie den Ärzten vor Ort zusammengesetzt, um Lösungsmöglichkeiten auszuloten.
Angedacht wurde unter anderem die Einrichtung von Gemeinschaftspraxen, in denen junge Ärzte zunächst als Angestellte arbeiten können. Denn laut kassenärztlicher Vereinigung wird es das bisherige Modell, bei dem ein älterer Arzt seine Praxis direkt an einen jüngeren Nachfolger übergibt, in Zukunft kaum noch geben. Der Grund: Viele Jungmediziner scheuen die oftmals hohen Investitionen, die mit der Übernahme einer in die Jahre gekommenen Praxis verbunden sind. Nicht selten müssten moderne Geräte und neues Inventar angeschafft werden.
Welche konkrete Lösung für Harsefeld in Betracht kommt, ist noch völlig unklar. Absichtserklärungen von ansässigen Ärzten, neue Kollegen mit ins Boot zu holen, hat es zwar gegeben. "Aber weiter ist die Sache noch nicht gediehen", erklärt Rathaus-Vizechef Bernd Meinke. Etwaige Interesssenten hätten bislang lediglich das Terrain sondiert. Dass es Handlungsbedarf gibt, steht für Meinke außer Frage.
Immerhin ist fast die Hälfte der Hausärzte in der Samtgemeinde älter als 60 Jahre.
Auch wenn Harsefeld noch nicht als unterversorgt gilt, ist der Ärztemangel bereits deutlich spürbar: Die Patienten der in Rente gegangenen Mediziner mussten sich einen anderen Hausarzt im Ort suchen. "In den meisten Praxen ächzt und stöhnt man nun wegen der zusätzlichen Belastung", sagt Helma Deden, Vorsitzende des CDU-Samtgemeindeverbandes.
Deden hofft, dass bei dem Infoabend etwaige Lösungswege aufgezeigt werden. Als Experte hat sie Dr. Stephan Brune, Berziksvorsitzendern der kassenärztlichen Vereinigung, eingeladen. Er hält einführenden Vortrag. Die Sicht der Verwaltung wird Samtgemeinde-Bürgermeister Rainer Schlichtmann darlegen. Anschließend soll eine offene Diskussionsrunde stattfinden.
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