NPD verliert Mandate - Politiker erklärt: "Ich bin kein Nationalist"
jd. Harsefeld/Kakerbeck. Nachrücker für verstorbenen Harsefelder NPD-Ratsherrn distanziert sich von rechtsextremer Partei.
Die NPD hat ihre beiden einzigen Ratssitze im Landkreis Stade verloren: Kürzlich verstarb der Wangerser NPD-Politiker Peter Brinkmann, der im Rat der Gemeinde Ahlerstedt und im Harsefelder Samtgemeinderat saß. Sein Nachrücker Peter Hess (74) will mit der rechtsextremen Partei nun nichts mehr zu tun haben: "Ich lege Wert auf die Feststellung, parteilos zu sein", erklärt der Rentner aus Kakerbeck. Dieses Statement unterstrich der Ratsneuling mit einem symbolischen Akt: Gleich bei seiner ersten Sitzung im Samtgemeinderat überklebte Hess auf seinem Namensschild, das vor ihm auf dem Tisch stand, das Kürzel "NPD".
Doch warum landete Hess, der sich ausdrücklich von jeglicher Neonazi-Ideologie distanziert ("Ich bin ein Konservativer und kein Nationalist"), überhaupt auf der NPD-Liste? Er sei mit Peter Brinkmann freundschaftlich verbunden gewesen, so der Rentner: "Wir lernten uns über die Feuerwehr kennen." Brinkmann habe ihn dann gefragt, ob er für die Kommunalwahlen kandidieren wolle. Seine Zusage sei ausdrücklich unter der Bedingung erfolgt, als parteiloser Kandidat anzutreten.
Dabei will Hess nicht verschweigen, selbst einige Jahre NPD-Mitglied gewesen zu sein. "Das ist aber lange her", sagt der gelernte Klempner, der seit 1967 in Kakerbeck wohnt. Bereits 1980 sei er aus der Partei ausgetreten. Damals habe er eine Umschulung als Verwaltungsfachangestellter absolviert. Eine NPD-Mitgliedschaft passe eben nicht zu einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst. Ab und zu habe er Peter Brinkmann beraten, als dieser für das "Bündnis Rechte" dem Kreistag angehörte. "Es ging da um rein fachliche Dinge", betont Hess.
Auf den derzeitigen NPD-Kreistagsabgeordneten Adolf Dammann ist Hess nicht gut zu sprechen: "Das ist ein äußerst unsympathischer Kerl." Dieser verkörpere in extremer Weise eine rückwärtsgewandte und menschenverachtende Politik, so Hess. Dammann sei mit ein Grund dafür, dass er sich klar und deutlich von der NPD distanziere. "Außerdem bin ich gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit", meint der frischgebackene Kommunalpolitiker. Er habe mehrere Nachbarn mit ausländischen Wurzeln. "Das sind alles liebe Menschen, mit denen ich gut auskomme."
Ebenso wendet sich Hess gegen die klassische NPD-Forderung, die Grenzziehung zu Polen zu revidieren: "Im heutigen Europa werden die Grenzen immer unwichtiger", meint der Kakerbecker. Sofern jemand die ehemaligen deutschen Gebiete in Polen als seine Heimat betrachte, dann sei es es demjenigen doch unbelassen, beispielsweise nach Schlesien oder Pommern zu ziehen. Für EU-Bürger bestehe schließlich Niederlassungsfreiheit.
Hess hofft nun, dass er in Harsefeld gar nicht erst den Stempel "rechtsextrem" aufgedrückt bekommt. Er habe allerdings Verständnis dafür, dass die anderen Ratsmitglieder ihm gegenüber zunächst sehr reserviert gewesen seien. "Ich werde aber beweisen, dass es mir nur um Sachthemen geht", meint Hess: "Ich hoffe, dass sich dann schnell die Berührungsängste legen."
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Mehr lesen Sie dazu hier: Antifaschisten trauen Ex-NPD-Mann nicht
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.