Politiker schlucken die "Kosten-Kröte": Harsefelder Rat genehmigt Brückenbau trotz Mehrkosten von fast einer Million Euro

Teurer Brückenschlag: Der Bau der Fußgänger- und Radfahrerbrücke wird erheblich teurer   Visualisierung: wk consult
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jd. Harsefeld. Auch wenn die gesamte Baumaßnahme deutlich teurer wird - die Harsefelder Politik steht mit großer Mehrheit zum Brückenschlag über die EVB-Bahnstrecke: Laut Gemeindedirektor Rainer Schlichtmann ist nach dem Ergebnis der öffentlichen Ausschreibung mit Mehrkosten von mindestens 840.000 Euro zu rechnen. Die ursprünglich kalkulierten Baukosten für die Fußgänger- und Radfahrerbrücke beliefen sich auf knapp 3,4 Mio. Euro. Die vier abgegebenen Angebote mit wesentlich höheren Preisen lagen alle dicht beieinander: Die Baufirmen können es sich aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage erlauben, mit ihren Preisen deutlich anzuziehen. Während alle anderen Fraktionen bereit sind, diese "Kosten-Kröte" zu schlucken, üben die "Liberal-Konservativen Reformer" (LKR) Kritik: Sie fürchten bei der Brücke eine Kosten-Explosion à la "Elphi" oder Flughafen Berlin-Brandenburg.

Eine Auftragsvergabe in einer öffentlichen Ratssitzung sei für ihn ein Novum, erklärte Schlichtmann gleich zu Beginn. Er hatte die Ratsmitglieder eilig zusammengetrommelt, nachdem feststand, wie heftig die Baukosten für die geplante Brücke nach oben schnellen. Da die Baumaßnahme im Ort ohnehin höchst umstritten ist, hatte Schlichtmann in Abstimmung mit Bürgermeister Michael Ospalski (SPD) entschieden, die Flucht nach vorn anzutreten und die Beschlussfassung für alle Bürger transparent vorzunehmen.

Wenn die wenigen Brückenbau-Gegner, die zur Sitzung gekommen waren, gehofft hatten, dass angesichts der immensen Mehrkosten eine neue Diskussion aufflammt, dann wurden sie enttäuscht. Die Debatte wurde offenkundig vorher in den Fraktionssitzungen geführt. SPD, CDU, FWG und auch Grüne gaben klare Bekenntnisse zum Brückenbau ab. Mit dem hehren Ziel des Klimaschutzes - die Brücke soll in ein noch zu entwickelndes Gesamtkonzept für den Radverkehr im Ort eingebunden werden - seien die immensen Mehrkosten durchaus zu rechtfertigen, so der Tenor quer durch die Fraktionen.

Einzig und allein die Liberal-Konservativen machten deutlich, dass sie den Brückenbau, dem sie beim Grundsatzbeschluss im Dezember noch "mit Bauchschmerzen" zugestimmt hatten, nun nicht mehr mittragen wollen. Das "Kosten-Nutzung-Verhältnis" passe nicht mehr, so der LKR-Politiker Jens Paulsen.

Paulsen machte auch hinsichtlich der Gesamtkosten für die Brücke eine andere Rechnung auf: Er verwies darauf, dass die Kosten für die Beleuchtung und die Elektroinstallation noch gar nicht einberechnet seien, weil die Auftragsvergabe dafür gesondert erfolge. Außerdem würden sich die Planungskosten, für die ein fester Prozentsatz erhoben werde, entsprechend erhöhen. Paulsen kommt am Ende auf mehr als fünf Mio. Euro, wobei sich der Eigenanteil für Harsefeld von jetzt 1,3 Mio. Euro auf bis zu drei Mio. Euro erhöhen würde. Mit diesem Geld sollte Harsefeld lieber eine Autobrücke in Höhe des Gewerbegebietes, so Paulsen.

Paulsens Zahlen blieben im Raum stehen. Schlichtmann erklärte zwar, Paulsens Berechnungen seien "in Teilen Spekulation" und falsch gedeutet, doch er legte auch keine Gegenrechnung vor. Hauptsache, die Abstimmung am späten Freitagnachmittag ging schnell über die Bühne und der Rathauschef konnte sich auf seinen Urlaub einstimmen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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