Ratsmehrheit in Harsefeld will Brückenschlag über die Bahn
jd. Harsefeld. Es ist ein ehrgeiziges und vor allem sehr kostspieliges Projekt: der Brückenschlag über die EVB-Bahnstrecke und die Umgehungsstraße in Höhe des Bahnhofs. Das Vorhaben, mit einer rund 150 Meter langen Fußgänger- und Radfahrerbrücke die Böberstroot im Norden mit dem Querweg im Süden zu verbinden, ist nicht neu. Es wurde aus Kostengründen immer wieder zurückgestellt. Jetzt hat der Rat des Flecken beschlossen, die Planungen weiter voranzutreiben. Die Politiker mussten allerdings schlucken, als sie die Bausumme vernahmen: Die Brücken-Variante für die sie entschieden, soll zwischen 2,5 und 3,6 Millionen Euro kosten. Vor einem Jahr war noch von rund 1,2 Millionen Euro die Rede.
Die vor rund 20 Jahren wieder in Betrieb genommene Bahnlinie der EVB ist ein Segen für Harsefeld. Seitdem hat sich der vorher etwas verschlafene Ort zur Metropole der Stader Geest entwickelt. Die Einwohnerzahl schnellte nach oben - nach dem Motto "in Harsefeld wohnen, in Hamburg arbeiten". Doch der Schienenstrang zerschneidet den Geestflecken in zwei Hälften. Nur auf ganz wenigen Übergängen kann die Bahnstrecke passiert werden. Durch diese Nadelöhre quält sich tagtäglich der Verkehr. Um zumindest den Schülerstrom, der in Richtung Oberschule und Gymnasium unterwegs ist, von dort wegzuleiten und in neue, sichere Bahnen zu lenken, würde sich nach Ansicht der Verwaltung die neue Brücke anbieten.
Zwar gebe es derzeit keine Möglichkeit der Finanzierung, so Gemeindedirektor Rainer Schlichtmann, da andere Projekte wie der Ausbau der "Südanbindung" des Schulzentrums über Neuenteicher Weg und Brakenweg Priorität hätten. Er regte an, den Brückenbau als Schubladenplanung voranzutreiben. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass man in Harsefeld ein fertig duchgeplantes Projekt aus dem Schreibtisch zieht, sobald Fördermittel fließen.
Doch obwohl nur ein Grundsatzbeschluss gefasst wurde und damit noch lange entschieden ist, ob die Brücke tatsächlich gebaut wird, gab es seitens der Sozialdemokraten und der Grünen Ablehnung. So sprach SPD-Politiker Reinhard Oelkers von einem "Riesenfehler": Harsefeld brauche ein "solch monumentales Bauwerk" nicht.
Der Grüne Ralf Poppe wiederum bezweifelt die Daten der Gutachter zur möglichen Nutzungsfrequenz der geplanten Brücke. Er ist der Meinung, dass falsche Zahlen zugrunde gelegt worden sind. Nach seiner Einschätzung würden die Schüler auch nach dem Brückenschlag ganz andere Wege nehmen, so Poppe. Sein Antrag, die Planungen so lange zurückzustellen, bis die Situation der Radler in Harsefeld eingehend untersucht worden ist und ein komplettes Radverkehrs-Konzept für Harsefeld vorliegt, fand aber keine Mehrheit.
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