Rind ist größter "Gülleproduzent" im Kreis Stade / Pilot-Projekte befassen sich mit Gülle-Recycling
(jd). Als "besorgniserregend" hat Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) den vor ein paar Tagen veröffentlichten Nährstoffbericht bezeichnet. Rund 60 Millionen Tonnen sogenannter Wirtschaftsdünger - in erster Linie handelt es sich um Gülle, Jauche und Mist aus der Tierhaltung sowie Gärreste aus Biogas-Anlagen - fallen pro Jahr in Niedersachsen an. Vielerorts wird mehr auf den Boden ausgebracht, als die angebauten Nutzpflanzen benötigen. So gelangen zu viele Nährstoffe in die Bäche und ins Grundwasser. Das wiederum hat gravierende Folgen: Die Nitratbelastung des Wassers ist in einigen Regionen zu hoch. "Ein wichtiger Schritt, zu hohe Nährstoffeinträge zu vermeiden, ist die neue Düngeverordnung, die im Sommer 2017 verabschiedet wurde", sagt Helmut Dammann-Tamke: "Durch sie wird die nötige Transparenz geschaffen, die bei dieser Thematik besonders wichtig ist."
Dass der aktuelle Nährstoffbericht auf Landkreisebene heruntergebrochen ist, begrüßt der CDU-Agrarexperte: "So können wir die regionale Situation genau beleuchten." Der Landkreis Stade stehe hinsichtlich der Nährstoff-Bilanz im Vergleich zu den Problem-Regionen wie dem Emsland, dem Oldenburgischen oder dem Raum Vechta recht gut da. Ein Beispiel: Bei Stickstoff hält der Landkreis Cloppenburg mit 219 Kilogramm je Hektar landwirtschaftlicher Fläche niedersachsenweit den Höchstwert. Im Kreis Stade sind es nur 135 Kilo, was deutlich unter der Obergrenze von 170 Kilo liegt.
Der größte "Gülleproduzent" im Kreis Stade ist das Rindvieh mit 1,14 Mio. Tonnen pro Jahr. Weit abgeschlagen folgt das Schwein (207.000 Tonnen Gülle) und beim Huhn kommt nur 24.000 Tonnen Mist zusammen. In den Hochburgen der Schweine- und Hühnermast, also den Landkreisen der Weser-Ems-Region, sind die Mengen zehn- bis zwanzigmal so hoch.
"Diese großen regionalen Unterschiede in den Nährstoffbilanzen hängen mit der Spezialisierung der Landwirtschaft zusammen", erläutert Dammann-Tamke. In den Gebieten, in denen sich die Viehhaltung konzentriere, herrsche ein Überschuss an Wirtschaftsdünger. Diese Nährstoffe würden aber dort benötigt, wo überwiegend Ackerbau betrieben werde.
Doch es sei nicht sinnvoll, die zu mehr als 90 Prozent aus Wasser bestehende Gülle quer durch das Land zu transportieren, so Dammann-Tamke: "Die Kosten sind viel zu hoch." Der Politiker verweist auf Pilotprojekte, bei denen die Gülle quasi "recycelt" wird, indem man das Wasser entzieht und die Nährstoffe herausfiltert. "So können die für die Landwirtschaft nutzbaren Bestandteile optimal wiederverwertet werden", erläutert der Politiker. Aus solcher Recycling-Gülle lasse sich beispielsweise auf umweltfreundliche Weise Phosphor gewinnen. "Idealerweise könnte dieser Dünger dann in Form von Pellets angeboten werden."
Man müsse schließlich bedenken, dass Phosphor eine endliche Ressource sei. Irgendwann seien die Vorräte, die vor allem in Nordafrika abgebaut werden, erschöpft, so Dammann-Tamke: "Gülle ist eben kein Abfallprodukt, sondern ein wichtiger Wirtschaftsdünger. Sie möglichst effizient zu verwerten, trägt zu mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion bei."
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