"Soll Harsefeld in diesem Tempo weiter wachsen?" / Einige Politiker sehen Entwicklung kritisch
jd. Harsefeld. Frei nach dem Motto "streichen kann man immer noch" will der Flecken Harsefeld neue Baugebiete schaffen: Laut dem Beschluss des Bauausschusses sollen im künftigen Flächennutzungsplan fast 170 Hektar zusätzlich für die Wohnbebauung ausgewiesen werden. Darauf könnten rund 3.300 neue Wohnungen entstehen. Das wiederum würde einen Bevölkerungszuwachs von 10.000 Menschen bedeuten. Doch diejenigen, die schon lange damit liebäugeln, dass Harsefeld endlich Stadt wird, sollten nicht zu früh jubeln: Diese Zahlen sind ein Maximalwert. Politik und Verwaltung gehen davon aus, dass die Wunschliste durch die zuständigen Fachbehörden des Landkreises noch zusammengestrichen wird. Wenn am Ende 60 bis 80 Hektar übrig bleiben, sind alle zufrieden.
Wie berichtet, müssen sich die politisch Verantwortlichen Gedanken darüber machen, in welche Richtung sich Harsefeld weiter entwickeln soll. Die letzten Bauabschnitte im Neubaugebiet am südlichen Ortsrand werden jetzt erschlossen, die meisten Grundstücke sind bereits vermarktet. Daher ist es höchste Zeit, sich mit der Ausweisung neuer Flächen zu beschäftigen. Diese sollen dann in den F-Plan aufgenommen werden, dessen Neufassung derzeit von der Samtgemeinde auf den Weg gebracht wird.
In der politischen Diskussion gab es zum Thema Neubaugebiete durchaus kritische Stimmen: "Müssen wir im bisherigen Tempo wachsen?", fragte sich Jens Paulsen von den Liberal-Konservativen Reformern (LKR). Mit dieser Sichtweise stand er im Ausschuss nicht allein da: Die FWG-Politikerin Susanne de Bruijn merkte kritisch an, dass viele Bauplätze von Investoren statt von der eigentlichen Zielgruppe, den klassichen Häuslebauern, erworben würden. Sie gab außerdem zu Bedenken, dass die Infrastruktur mitwachsen müsse.
Angesichts der großen Flächen, die als Neubaugebiete ausgewiesen werden sollen, sprach der Grünen-Politker Ralf Poppe von einem "Ortsausbreitungsplan". Harsefeld betreibe "Landnahme" auf der grünen Wiese, statt sich um die Innenverdichtung zu kümmern.
Diese Fundamentalkritik wollte Gemeindedirektor Rainer Schlichtmann nicht hinnehmen: "Wenn wir keine neuen Baugebiete ausweisen, dann bedeutet das: Junge Leute, die künftig in Harsefeld bauen wollen, können das nicht, weil Bauplätze fehlen." Schlichtmann wies darauf hin, dass wahrscheinlich mehrere Flächen noch aus dem Verfahren "herausfallen" werden. Entweder verweigere der Landkreis seine Zustimmung oder die Eigentümer wollen gar nicht verkaufen.
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