"Stolz sein auf unser Land": Wolfgang Bosbach sprach vor 1.000 Zuhörern in Harsefeld

Übte scharfe Kritik an der EU: Wolfgang Bosbach   Foto: jd
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jd. Harsefeld. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - unter diesem Motto hätte die Vertreter- und Mitgliederversammlung der Volksbank Geest am Mittwoch in der Harsefelder Eissporthalle stehen können. Nachdem die Tagesordnung mit den unternehmerischen Zahlen und Fakten abgearbeitet war (siehe nebenstehenden Artikel), durften sich die rund 1.000 Besucher auf den Höhepunkt des Abends freuen: Zu Gast war der CDU-Bundespolitiker Wolfgang Bosbach. Der langjährige Vize-Fraktionschef, der als Querdenker nicht immer die Parteilinie folgte, stellte einmal mehr seine Entertainer-Qualitäten unter Beweis. Der beliebte Talkshow-Plauderer nahm die Zuschauer mit auf einen Parforceritt quer durch die deutsche Innen- und Außenpolitik.

"Was bewegt Deutschland - worauf es ankommt", hieß der Titel von Bosbachs launigem Vortrag, der sich vor allem um Deutschlands Rolle innerhalb Europas drehte. Bosbach forderte, dass sich die Deutschen endlich mit Stolz zu ihrem Land bekennen: Während die Nachbarn neidisch auf Deutschland schielten, werde hierzulande alles schlecht geredet. Das müsse sich ändern: "Stolz zu sein auf unser Land hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern mit Patriotismus." Diese Art von Vaterlandsliebe sei positiv.

Wiederholt erntete Bosbach donnernden Applaus für seine Kritik über die Situation in der EU. Dort gebe es keine Solidarität mehr. Ein Beispiel sei die Flüchtlingskrise: Während Deutschland rund 850.000 Asylbewerber aufgenommen habe, gebe es sieben Länder, die nicht mal die 1.000er- Marke erreicht hätten: "Das sind aber die Länder, die am meisten Geld aus Brüssel erhalten", so Bosbach. " Seine Heimatstadt Bergisch Gladbach habe mehr Flüchtlinge aufgenommen als Portugal." Solche Länder dürften nicht weiter mit EU-Milliarden unterstützt werden.

Auch die Hilfen für das krisengeschüttelte Griechenland hält Bosbach, der seinerzeit im Bundestag gegen die Hilfs-Zahlungen gestimmt hat, nach wie vor für falsch: Das Land habe auf Pump gelebt, die Löhne bis zu 70 Prozent erhöht und dann nach Hilfe geschrieen, als die Zinsen stiegen. Die Euro-Krise sei letztlich eine Staatsschuldenkrise. Die jetzige Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, mit der die finanziell maroden Staaten im Süden gestützt werden, sei "eine faktische Enteignung der Sparer".

Aber nicht nur die Finanzpolitik gefährdet nach Ansicht Bosbachs die Einheit Europas. Der Frieden auf dem Kontinent sei brüchig: "Mit der Annektion der Krim durch Russland sind die Grenzen innerhalb Europas erstmals nach dem 2. Weltkrieg wieder verschoben worden, in dem man Truppen in Bewegung setzt." Um bei der Außenpolitik zu bleiben: Beim Thema Trump ruft Bosbach zu mehr Gelassenheit auf: "Es hilft nicht, jeden Morgen in kollektive Ohnmacht zu fallen, wenn der US-Präsident wieder getwittert hat."

Trumps Wahlsieg habe die amerikanische Gesellschaft tief gespalten, so Bosbach. "Ich wünsche mir für Deutschland, das solche Verhältnisse nicht eintreten." Eine Demokratie lebe nicht nicht von einer gepflegten Streitkultur, sondern auch vom gesellschaftlichen Konsens. Die Parteien sollten gerade jetzt im beginnenden Bundestagswahlkampf Maß halten in der politischen Auseinandersetzung, um hinterher noch miteinander reden zu können. Denn: "Absolute Mehrheiten sind in diesem Land die absoluten Ausnahmen."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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