"Zweiter Schlichtmann - aber 20 Jahre jünger"

Rainer Schlichtmann beim "Wahlkampf" 2015. U.a. warben 
Helma Deden (li., CDU) und Susanne de Bruijn (FWG) fleißig für ihn. "Gemeinsam geht's weiter", hieß es damals. Jetzt muss es ohne ihn weitergehen  Foto: jd/Archiv
  • Rainer Schlichtmann beim "Wahlkampf" 2015. U.a. warben
    Helma Deden (li., CDU) und Susanne de Bruijn (FWG) fleißig für ihn. "Gemeinsam geht's weiter", hieß es damals. Jetzt muss es ohne ihn weitergehen Foto: jd/Archiv
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Nach dem angekündigten Amtsverzicht des Samtgemeinde-Bürgermeisters beginnt die Kandidatensuche

jd. Harsefeld. In Harsefeld geht im kommenden Jahr eine Ära zu Ende: Rainer Schlichtmann will seinen Posten vorzeitig niederlegen. Der parteilose Harsefelder Samtgemeinde-Bürgermeister hat mitgeteilt, dass er zum 1. Oktober 2020 aus dem Amt scheiden wird. Das reguläre Ende seiner Amtszeit wäre am 31. Oktober 2021. Schlichtmann gibt familiäre und gesundheitliche Gründe für seine Entscheidung an. Dass der Rathauschef früher aus dem Amt scheidet, trifft die Harsefelder Politik nicht unerwartet. Ein Nachfolger ist allerdings noch nicht in Sicht. Die Parteien wollen sich jetzt auf Kandidatensuche begeben.

Schlichtmann hat seine Karriere in Cadenberge in der Verwaltung der Samtgemeinde Am Dobrock begonnen. Bevor Schlichtmann 1995 als Samtgemeindedirektor nach Harsefeld kam, bekleidete er in Bienenbüttel (Landkreis Uelzen) den Posten des Gemeindedirektors. Im Jahr 2007 wurde er nach Einführung der Zweigleisigkeit zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Samtgemeinde Harsefeld gewählt. 2015 erfolgte seine Wiederwahl als oberster politischer Repräsentant der Kommune. Schlichtmann wird zum Zeitpunkt seines Ausscheidens insgesamt 50 Jahre im öffentlichen Dienst tätig gewesen sein - davon 25 Jahre in Harsefeld.

Das vorzeitige Ausscheiden ist für Schlichtmann ohne Einbuße von Pensionsbezügen möglich, weil zwei Kriterien erfüllt sind: Schlichtmann wird dann 67 Jahre alt sein und hat damit das Mindestalter von 65 Jahren für den Ruhestand erreicht. Außerdem muss er in dieser zweiten Amtszeit mindestens fünf Jahre im Amt sein. Auch das trifft zu.
Ursprünglich hatte Schlichtmann vor, im März zu erklären, ob er bis 2021 im Amt bleibt oder vorzeitig aufhört. Daraus entstand das Gerücht, dass er plane, schon im März zurückzutreten. "Wenn so etwas kursiert, muss ich natürlich reagieren", sagt Schlichtmann. Daher habe er jetzt eine Entscheidung getroffen. Vorausgegangen seien "Beratungen im Familienkreis".

Die Harsefelder Ratsfraktionen haben nun etwa ein Jahr Zeit, Bewerber zu nominieren. Als heißer Kandidat war noch vor wenigen Monaten der SPD-Politiker Michael Ospalski gehandelt worden. Doch nach der "Grundstücks-Affäre" und seinem Rücktritt als ehrenamtlicher Bürgermeister des Flecken Harsefeld gilt Ospalski politisch als angeschlagen.

Beste Chancen hätte der derzeitige Vize-Verwaltungschef Bernd Meinke. Das "Eigengewächs" aus dem Harsefelder Rathaus könnte auf die Unterstützung sämtlicher Fraktionen zählen. Doch der stellvertretende FWG-Fraktionsvorsitzende Uwe Arndt will bereits in Erfahrung gebracht haben, dass Meinke wohl nicht seinen Hut in den Ring wirft. Meinke war im Vorjahr vom Rat für eine weitere, von Mai 2019 bis April 2027 dauernde Amtszeit als allgemeiner Verwaltungsvertreter gewählt worden. Meinke selbst wollte keinen Kommentar dazu abgeben, ob er als Schlichtmann-Nachfolger antreten möchte.

Die mit elf Sitzen größte Fraktion im Samtgemeinderat, die FWG, hat bereits angekündigt, sonst auf einen Kandidaten von außen zu setzen. "Wir sehen in den Reihen der örtlichen Kommunalpolitiker niemanden, der sich für dieses Amt eignet", sagt der FWG-Fraktionsvorsitzende Jan-Boris Ingerowski. "Daher kann es nur eine externe Lösung geben." Ziel müsse es sein, einen Verwaltungsprofi zu finden, wobei das Parteibuch keine Rolle spiele. Erfahrung als Führungskraft in einer öffentlichen Verwaltung sei zwingende Voraussetzung.
"Wir bräuchten einen zweiten Rainer Schlichtmann, nur gut 20 Jahre jünger", bringt Ingerowski es auf den Punkt. Es sei sicher nicht so leicht, jemanden von ähnlicher fachlicher Qualifikation zu finden, aber an einen Bewerber sollten hohe Ansprüche gestellt werden. "Schließlich ist der Posten recht hoch dotiert und da dürfen wir einiges verlangen." Dieser Aussage stimmen im Prinzip auch SPD und CDU zu. Beide Parteien verfügen im Samtgemeinderat über jeweils acht Mandate und bilden gemeinsam eine Gruppe.

"Jede Partei wird sich aber zunächst einzeln auf die Suche begeben", erklärt Gruppensprecher Harald Koetzing (SPD). Er habe bereits die Fühler im SPD-Bezirk ausgestreckt. Es sei durchaus sinnvoll, wenn jemand von außen frischen Wind hineinbringe, so Koetzing, aber er halte es auch für möglich, jemanden aus der Harsefelder Politik zu nominieren. Ein Kandidat müsse auch nicht aus der Verwaltung kommen, um im Rathaus einen guten Job zu machen.

Eine Ansicht, die auch von der CDU vertreten wird. Die Christdemokraten wollen sich aber zu diesem Zeitpunkt noch in keine Richtung festlegen. Der Name von Fraktionschef Thomas Wiebusch ist auch schon für die Schlichtmann-Nachfolge genannt worden. Erfahrung bringt der 58-Jährige mit: Wiebusch war mehrere Jahre Samtgemeindirektor von Apensen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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