Harsefelder mit Handicap holt Bronze
Johannes Bessell war bei den Leichtathletik-Europameisterschaften der Behinderten erfolgreich
jd. Berlin. Bei einer Europa-Meisterschaft im Trikot des deutschen Nationalteams starten - und dann sogar auf dem Siegertreppchen landen: Dieser Traum jedes Sportlers ist für Johannes Bessell in Erfüllung gegangen. Der Harsefelder, der seine sportlichen Wurzeln im örtlichen TuS hat, holte bei der Leichtathletik-EM der Menschen mit Behinderung in Berlin eine Bronzemedaille auf der Laufstrecke über 1.500 Meter. Bei den noch bis Sonntag laufenden Wettkämpfen - ihr offizieller Name lautet "World Para Athletics European Championships" - treten mehr als 700 Spitzensportler mit Handicap aus 37 Nationen an. Bessell war am vergangenen Montag der erste Athlet aus dem 41-köpfigen deutschen Kader, der auf dieser EM eine Medaille gewann.
"Das war ein ganz besonderer Moment für mich", sagt der 28-Jährige über die Siegerehrung. Er hat ein sportliches Ziel erreicht, das er sich vor ein paar Jahren noch gar nicht gesteckt hatte. Im Sportverein in Harsefeld hat Bessell, der unter einer geburtsbedingten Nervenlähmung im Arm leidet, mit Badminton begonnen. Außerdem war er bei den Sportschützen aktiv. Über das Radfahren kam er schließlich zum Laufen. "Durch berufliche Kontakte stieß ich dann zu Bayer 04 Leverkusen", berichtet Bessell, der mittlerweile im Rheinland lebt, aber noch immer enge Kontakte nach Harsefeld hält: "Dort wohnen noch meine Eltern und viele Freunde."
"Bayer hat ein Team von Top-Athleten im Behindertenbereich und leistet in dieser Sparte eine ganz tolle Vereinsarbeit", sagt der Bronzemedaillen-Gewinner. Das habe ihn motiviert und angespornt. Erst seit anderthalb Jahren trainiert Bessell intensiv für Laufwettbewerbe. Durch die Teilnahme der Leverkusener an zahlreichen internationalen Wettkämpfen habe er in dieser kurzen Zeit viele Erfahrungen sammeln können - und dabei für sich die ideale Laufstrecke gefunden: "Meine Lieblingsdistanz ist ganz klar die Mittelstrecke." In seiner Kategorie ist Bessell inzwischen Deutscher Meister über 800, 1.500 und 3.000 Meter. Auf diesen Distanzen hält er auch den deutschen Rekord.
Dass ihm nun auch ein Erfolg auf internationaler Ebene gelungen ist, kann der Mittelstreckler immer noch nicht richtig fassen: "Im Berliner Olympiastadion zu laufen und als Dritter im Ziel anzukommen, ist ein tolles Erlebnis". Einziger Wermutstropfen: "Das Stadion war leider nur zur Hälfte gefüllt", so Bessell. Er würde sich wünschen, dass der Behindertensport künftig mehr Aufmerksamkeit bekommt. "Wir bringen hier Höchstleistungen. Da wäre es natürlich schön, wenn das entsprechend gewürdigt wird." Die EM sei zwar in der Berichterstattung der Medien sehr präsent, aber leider reiche das offenbar nicht aus, um mehr Publikum zu solchen Veranstaltungen zu locken.
Das ist für Bessell aber kein Grund, nicht weiter nach sportlichen Lorbeeren zu streben. Er hat ein ehrgeiziges Ziel vor Augen: "Ich möchte 2020 bei den Paralympics in Tokio antreten." Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Sein nächster Weg ist kürzer und führt ihn erst mal in den Norden: Anfang September wird er Harsefeld, wo er noch mit zweitem Wohnsitz gemeldet ist, mal wieder einen Besuch abstatten.
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