Geht ein gutes Geschäftsmodell baden?
jd. Harsefeld. Großer Streit um ein kleines Therapiebad: Harsefelderin fürchtet um ihre berufliche Existenz.
In der Geschäftswelt wird mit harten Bandagen gekämpft: Um diese Erkenntnis reicher ist Ulrike Bütikofer aus Harsefeld. Seit viereinhalb Jahren betreibt sie das Therapiebad im Keller der örtlichen Sparkassenfiliale. Doch Ende März 2014 ist Schluss. Dann übernimmt eine Wettbewerberin das kleine Bad. Die Konkurrenz schläft eben nicht: Auch das ist eine neue Erkenntnis für Bütikofer. "Alles, was ich aufgebaut habe, liegt in Trümmern", lautet ihr bitteres Fazit.
Bevor Bütikofer 2009 das Therapiebad von der Kreissparkasse Stade anmietete, dümpelte der Badebetrieb jahrelang vor sich hin. Erst ihr Konzept, ein breites Spektrum an Gesundheits-, Fitness- und Rehakursen anzubieten, sei erfolgreich gewesen, so Bütikofer. Für das Programm, das vom Babyschwimmen bis zur Wassergymnastik für Senioren reicht, habe sie Partner wie Rheumaliga, Volkshochschule und Landfrauen mit ins Boot geholt.
"Inzwischen laufen in dem Therapiebad rund 70 Kurse mit mehr als 700 Teilnehmern", berichtet Bütikofer, die 12 Mitarbeiter beschäftigt. Diese muss sie nun wohl entlassen, wenn am 31. März der Fünfjahresvertrag für das Bad ausläuft. "Die Sparkasse ist nicht bereit, neu mit mir zu verhandeln", beklagt sich die Badbetreiberin.
Für den Kreisparkassen-Vorstandsvorsitzenden Ralf Achim Rotsch ist die Sache ein ganz normaler geschäftlicher Vorgang: "Ein Vertrag muss von beiden Seiten fair ausgelegt werden." Und an dieses Prinzip habe sich Ulrike Bütikofer nicht gehalten. Über die Differenzen, die es mit ihr hinsichtlich Betrieb und Wartung des Bades gegeben habe, will Rotsch sich nicht konkret äußern. Er spricht von "guten Gründen" für die Beendigung des Mietverhältnisses.
Dass sie mit ihrem gut laufenden Geschäftsmodell nun baden zu gehen droht, kreidet Bütikofer nicht nur dem Geldinstitut an: "Der Verein Rehasport, der bei mir Untermieter war, hat sich hinter meinen Rücken bei der Sparkasse als neuer Vertragspartner angedient." Sie sei das Opfer einer Intrige, meint Bütikofer. Das Untermietverhältnis mit der Rehasport-Geschäftsführerin Anca Wetegrove habe sie zuvor "wegen Vertragsbruchs und Unzuverlässigkeit" gekündigt.
"Ich möchte derzeit keine Aussage in punkto Rehasport und Therapiebad machen", erklärt Wetegrove auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Im Moment sei sie im Gespräch mit allen Beteiligten, um die Zukunft des Bades zu sichern. Noch sei die Zeit nicht reif, um an die Öffentlichkeit zu gehen.
Bütikofer sucht nun verzweifelt nach Alternativen: "Die meisten Kunden halten zu mir und hoffen, dass ich woanders weitermache." Ein geeignetes Gebäude in Harsefeld hat sie sich bereits ausgeguckt. Derzeit brütet sie über der Finanzierung. "Vielleicht gibt es ja Investoren, die mich unterstützen möchten", hofft Bütikofer. Sie weiß jetzt, dass die Regeln des Business knallhart sind. Ihr neues Motto: "Konkurrenz belebt das Geschäft."
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