Storengy plant neue Kavernen
Tief unter der Erde: In Harsefeld soll Wasserstoff gespeichert werden
Seit mehr als 30 Jahren wird tief unter der Feldmark zwischen Harsefeld und Hollenbeck Erdgas gespeichert - als schnelle Reserve. Das Gas lagert in zwei riesigen, künstlich angelegten unterirdischen Hohlräumen, die sich mehr als einen Kilometer tief im Harsefelder Salzstock befinden. Doch Deutschland will seinen Bedarf an dem fossilen Brennstoff drastisch reduzieren - im Zuge der Energiewende. Forciert werden dürfte die Entwicklung hin zu alternativen Energieträgern noch durch den Stopp der russischen Gaslieferungen. Wasserstoff heißt derzeit das Zauberwort, wenn es um umweltfreundliche Energie geht. Auch der Betreiber der beiden Harsefelder Gasspeicher, das Unternehmen Storengy, macht sich auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Am Standort Harsefeld will Storengy Speicherkapazitäten für Wasserstoff schaffen.
Wasserstoffspeicher soll 2030 in Betrieb gehen
Die jetzigen Gasspeicher im Harsefelder Salzstock haben jeweils eine Höhe von 300 Metern und einen Durchmesser von 50 Metern. In ihrer Form erinnern diese sogenannte Salzkavernen an gigantische Zigarren. Im Rahmen des Projektes „SaltHy“ sollen nun weitere Kavernen ausschließlich für Wasserstoff angelegt werden. Die riesigen Hohlräume entstehen dabei durch die Aussolung des Steinsalzes mit Wasser. Die Inbetriebnahme der ersten neuen Salzkaverne für die Speicherung von Wasserstoff ist für 2030 vorgesehen, die zweite soll bis voraussichtlich 2034 realisiert werden. Langfristig sollen auch die zwei für die Erdgasspeicherung genutzten Kavernen auf Wasserstoff umgerüstet werden.
Verbunden mit europäischem Transportnetz
Geplant ist ein Speichervolumen von circa 7.500 Tonnen Wasserstoff je Kaverne. Diese Menge reicht aus, um den Bedarf eines Stahlwerks für rund zwei Monate zu decken. Der künftige Harsefelder Wasserstoffspeicher liegt strategisch günstig gelegen im Herzen des europäischen Wasserstoff-Kernnetzes („EU Hydrogen Backbone“) in Norddeutschland, das in Teilen bereits 2028 in Betrieb gehen soll. Damit wird der Speicher direkt mit dem europäischen Transportnetz verbunden sein. Das Projekt "SaltHy" gilt laut EU als ein zentraler Baustein für die Energiewende in Europa.
Künftig steigender Speicherbedarf
Bei Storengy weiß man, dass die Transformation der Industrie im Zeichen des Klimaschutzes nur mit nachhaltigen Energieträgern wie Wasserstoff umzusetzen ist. Das gilt auch oder gerade für die chemische Industrie in Stade-Bützfleth. Wie berichtet, soll auch das´dortige geplante LNG-Terminal später auf den Import von Wasserstoff - gebunden in Ammoniak - umgestellt werden. Auch der Stader Salzstock wird derzeit auf die Tauglichkeit als Wasserstoffspeicher geprüft. Denn der langfristige Speicherbedarf für Wasserstoff dürfte künftig das Umrüstungspotenzial bestehender Erdgasspeicher deutlich übersteigen.
Gerade in der Region Stade, die sich zu einer Wasserstoff-Drehscheibe entwickelt, wird der Bedarf an dem neuen Energieträger hoch sein. Die geografische Lage in Norddeutschland mit dem Hafen macht Stade zu einem wichtigen strategischen Knotenpunkt für Handel, Logistik und industrielle Entwicklung rund um Wasserstoff. Die Region verfügt zudem über etliche Windparks, mit denen künftig "grüner" Wasserstoff lokal erzeugt werden könnte.
Starker Partner für Harsefeld
Die Vorteile eines Wasserstoffspeichers hebt Harsefelds Samtgemeinde-Bürgermeisterin Ute Kück hervor: Diese Speicher seien das fehlende Puzzlestück, um Importterminal und regionale Erzeugung mittels Elektrolyse auf der einen Seite und die energieintensiven Verbraucher in den Industriegebieten auf der anderen Seite durch Transport- und Verteilnetze bestmöglich zu verbinden. "Mit Storengy haben wir einen starken Partner an der Seite der Samtgemeinde, der seit vielen Jahren in der Region tätig ist und die notwendige Erfahrung und Expertise im sicheren Betrieb von Gasspeichern und in der Umsetzung von hochkomplexen Industrieprojekten mitbringt", so Kück.
Doch noch ist das Erdgas-Zeitalter nicht vorbei. "Wir werden die Versorgung mit Erdgas noch länger über die bestehenden Speicher absichern müssen", betont Gunnar Assmann, Projektleiter Wasserstoffspeicherung bei Storengy Deutschland. Parallel müsse aber schon jetzt für den neu entstehenden Wasserstoffmarkt der Neubau von Speichern angeschoben werden.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.