Wechsel von Rot auf Grün: "Flurbereinigung" bei Landmaschinen-Händlern in Harsefeld und Ahlerstedt
jd. Harsefeld/Ahlerstedt. Noch ist Rot die dominierende Farbe beim Landmaschinen-Händler Fricke Tobaben in Harsefeld: Auf der Ausstellungsfläche sind die Trecker des Herstellers Massey Ferguson (MF) in Reih und Glied geparkt. Deren Lackierung in feuerroter Signalfarbe ist schon von weitem zu sehen. Doch bald wird auf dem Gelände wohl ein leuchtendes Grün vorherrschen: Fricke Tobaben trennt sich nach mehr als 60-jähriger Zusammenarbeit von Massey Ferguson und wird Anfang 2016 exklusiver Vertragspartner für die grün lackierten Trecker und Erntemaschinen des westfälischen Unternehmens Claas.
Bereits vor der Harsefelder Firmen-Tochter ging die Fricke-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Heeslingen (Kreis Rotenburg) hat, in anderen Unternehmens-Bereichen eine enge Kooperation mit Claas ein. So ist Fricke jetzt im gesamten Elbe-Weser-Dreieck Vertragshändler für den Produzenten aus Westfalen. "Fricke und Claas haben die Zusammenarbeit in den letzten Jahren intensiviert", erklärt Claas-Geschäftsführer Jörg Sudhoff. Er freue sich, dass Claas nun auch am Standort Harsefeld präsent sei.
Die Gründe werden allerdings nicht publik gemacht. In Agrarier-Kreisen ist es aber ein offenes Geheimnis, dass dahinter eine von Claas angeschobene "Marktbereinigung" stecken soll: Im vergangenen Jahr trennte sich der Hersteller von seinem langjährigen Handelspartner Schröder Landmaschinen aus Wildeshausen. Schröder, der inzwischen eine Niederlassung in Ahlerstedt eröffnet hat, führte bisher neben Claas auch den Trecker-Produzenten Fendt im Programm. Doch Schröder sollte fortan exklusiv Claas vertreiben, entschied sich aber für Fendt.
Claas kündigte die Verträge mit der Firma Schröder und Fendt belohnte die Treue mit den Vertriebsrechten für den Elbe-Weser-Raum. Auf der Suche nach einem Standort wurde Schröder in Ahlerstedt fündig: Im dortigen Industriegebiet errichtete man eine Werkstatthalle mit Materiallager. Doch es gab ein kleines Problem: Der Firma Fendt gehört zum US-amerikanischen Agco-Konzern, ebenso wie - und da liegt offenbar der Knackpunkt - Massey Ferguson.
So ist es kein Zufall, dass der MF-Deutschland-Chef Christian Forster kürzlich verkündete, Schröder übernehme mit seiner Ahlersteder Niederlassung zum 1. Januar 2016 den Vertrieb für die komplette Massey Ferguson-Produktpalette im Gebiet zwischen Elbe und Weser. Die Weichen für die ambitionierten Wachstumsziele der Weltmarke MF seien nun auch im nördlichen Niedersachsen auf Erfolg gestellt, erklärte Forster.
Das Aus der Geschäftsbeziehungen mit Fricke Tobaben wird offiziell als gütliche Trennung in aller Freundschaft dargestellt. Was sich womöglich hinter den Kulissen abspielte, wird aus Forsters warmen Worten nicht deutlich: Massey Ferguson bedanke sich für "die langjährige, vertrauensvolle Vertriebs- und Servicetätigkeit, vor allem bei den Mitarbeitern in Harsefeld".
Alles eitel Sonnenschein? Wenn mit salbungsvollen Worten der Anschein erweckt werden soll, dass eine Partnerschaft zweier Firmen nach erfolgreichen Jahrzehnten freudestrahlend beendet wird, sind Zweifel angebracht: Ging tatsächlich alles so einvernehmlich über die Bühne? Laut einer Pressemitteilung der Fricke-Gruppe werden die Kunden von dieser Neuordnung des Marktes keine Nachteile haben. In Sachen Service ändere sich nichts: Reparaturen führe man auch unabhängig vom Fabrikat durch.
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