Kreislandfrauentag
Auch nach 70 Jahren aus Tradition modern
bim. Wenzendorf. Aus Tradition modern - das ist das Motto der Landfrauenvereine - und dem wurde auch der Kreislandfrauenverein Harburg jetzt wieder gerecht, als rund 320 Landfrauen und ihre Gäste das 70-jährige Bestehen des Kreisverbandes anlässlich des Kreislandfrauentages auf dem Hof Oelkers in Wenzendorf-Klauenburg feierten.
Musikalisch ansprechend eröffnet wurde der Nachmittag mit Stücken der Band-AG des Gymnasiums Neu Wulmstorf. Kreisvorsitzende Sybille Kahnenbley begrüßte danach zahlreiche Ehrengäste und fünf Festredner, die sich den kritischen Fragen von Bettina Brenning, Bezirksvertreterin des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, stellten. Das waren Landfrauenlandesvorsitzende Elisabeth Brunkhorst, Pastorin Dorothea Blaffert, Kreislandvolkvorsitzender Wilhelm Neven, Landrat Rainer Rempe und Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann.
Auszug der Grußworte
Elisabeth Brunkhorst: Sie widmete sich dem aktuellen Drei-Jahres-Thema der Landfrauen. "Integration mit Herz und Verstand" bezog sich dabei gleichermaßen auf Menschen mit Behinderung und mit Migrationshintergrund sowie auf Obdachlose. "Wir haben viel gelernt, erlebt und Brücken gebaut", sagte Elisabeth Brunkhorst zu den von den Landfrauen initiierten Veranstaltungen. Es brauche eben nur Mut, aufeinander zuzugehen. "Warum hinterfragen wir immer weniger?", sagte sie mit Blick auf Vorurteile gegenüber bestimmten gesellschaftlichen Gruppen. "Eine eigene Meinung zu haben, bedeutet auch, dazu zu stehen und darüber zu diskutieren. Nicht wegschauen, sondern mitmischen gehört für mich in einer Demokratie dazu. So lange wir uns nicht für unsere Rechte einsetzen und Verantwortung übernehmen, wird sich nichts ändern", sagte Elisabeth Brunkhorst zur Gleichberechtigung in Gesellschaft und Politik.
Dr. Bernd Althusmann: "Eine halbe Million Landfrauen in Deutschland, davon 100.000 in Niedersachsen, leisten im Ehrenamt mehr, als sie müssten", lobte er. "Wir brauchen in Niedersachsen aber auch eine höhere Repräsentanz von Frauen im Parlament." 60 Prozent der Menschen im Land lebten im ländlichen Raum. Gute Verkehrsverbindungen auf der Straße und im Öffentlichen Personennahverkehr seien für sie überlebenswichtig. Als Minister für Verkehr und Digitalisierung berichtete er von den geplanten Investitionen von je einer Milliarde Euro in den Ausbau der Straßeninfrastruktur und die digitale Versorgung.
Trotz vieler Klagen lebten wir in einem Land des Überflusses und ungeahnten Wohlstandes, in Frieden und Freiheit. Ob dieser Zustand erhalten bleibt, entscheide sich auch bei der Europawahl am 26. Mai.
Dorothea Blaffert: Die Pastorin widmete sich dem Thema Gewalt gegen Frauen und wies u.a. auf das Netzwerk "Pro Beweis" hin, mit dem Untersuchungsbefunde nach häuslicher Gewalt gesichert werden. "Es ist wichtig, dass Frauen sich solidarisch verhalten und miteinander reden. Außerdem muss man denen helfen, die in der Opferrolle gefangen sind", sagte sie.
Wilhelm Neven: "Kaum ein Berufsstand hat mit so vielen Anfeindungen zu tun wie die Landwirtschaft", so der Landvolkvorsitzende, der sich für einen besseren Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbraucher zum Abbau von Vorurteilen aussprach. Auch bei der Zusammenarbeit mit den Landfrauen gebe es "Luft nach oben", zum Beispiel, um sich gemeinsam im Bienenschutz zu engagieren.
Rainer Rempe: Der Landrat ging auf die Anforderungen des Landkreises ein, etwa, wie dem Fachkräftemangel begegnet werden soll. "Wir müssen ein attraktiver Lebensraum sin", so Rempe. Dem werde der Landkreis u.a. gerecht durch das Vorhalten einer guten Bildungsinfrastuktur und gute Gesundheitsvorsorge. Mit dem Projekt "stadtlandpraxis" sei es gelungen, 44 Ärzte in den Landkreis zu holen. Der Schaffung von Wohnraum komme der Landkreis mit der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft nach.
Lesung und Kabarett
Nicht nur bei den von Bettina Brenning hervorragend moderierten Festreden wurden die Landfrauen ihrem Anspruch, sich politischen und gesellschaftskritischen Themen zu widmen, gerecht. Auch mit der Mischung aus Lesung und Kabarett des "Hedwig-Dohm-Trios", das diesmal als Duo auftrat, zum 100-jährigen Frauenwahlrecht ging es um ein gesellschaftlich relevantes Thema. Literaturwissenschaftlerin Dr. Isabel Rohner las Texte der Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (1831 - 1919), die bereits 1873 das Stimmrecht für Frauen forderte und sie durch ökonomische Selbstständigkeit vor dem "Ehe-Gefängnis" bewahren wollte. Den Gegenpart mit den Vorstellungen der Rolle der Frau in jener Zeit, etwa mit Texten des Dichters Friedrich Nietzsche (1844 - 1900), übernahm auf humorvolle Weise Schauspieler Gerd Buurmann, der auch durch sein Laufen in roten Pumps und als "Werbeträger" für das Hedwig-Dohm-Buch von Dr. Isabel Rohner und der Historikerin Nikola Müller beeindruckte.
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