"Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit", aber Im Jugendtreff Hollenstedt fehlt eine zweite Vollzeitkraft
bim. Hollenstedt. Die Jugendarbeit in Hollenstedt befindet sich in einem Dilemma - ausgerechnet in der Samtgemeinde, deren Modell vor Jahren Schule machte: die Kombination aus offener Jugend- und Schulsozialarbeit, getragen von den Mitgliedsgemeinden und dem Landkreis Harburg. Oliver Bozic ist dort seit Anfang März sozusagen Einzelkämpfer und verantwortlich für die offene Jugendarbeit im Jugendtreff, den pädagogischen Mittagstisch der Max-Akademie an der Oberschule, der Estetalschule, und das Ferienprogramm.
Vorübergehend hatte Bozic Unterstützung von Diplom-Pädagogin Jasmin Strade, die auf Grundlage eines befristeten Arbeitsvertrages eingestellt war. Sowohl sie als auch der Förderverein Jugendtreff wollten schauen, ob die Aufgaben etwas für sie sind. Das war nicht der Fall. In beidseitigem Einverständnis ließ man den Vertrag auslaufen, Jasmin Strade ging an ihren vorherigen Wirkungsort zurück.
„In dieser Phase, als wir wieder nach einer neuen Kraft suchten, kam die Meldung, dass der Landkreis nicht länger bereit ist, die Schulsozialarbeit zu tragen. Das Land hat seine Finanzierungsverpflichtung ab 1. Januar 2017 jetzt formell anerkannt, aber darauf bestanden, Einfluss nehmen zu wollen, wo, in welchem Umfang und zu welchen Konditionen die Schulsozialarbeit erfolgt“, erklärt Ingo Schwarz, Vorsitzender des Fördervereins Jugendtreff.
Das, wofür viele Schulen und Kommunen seit Monaten gekämpft haben, nämlich dass das Land endlich seiner Verantwortung nachkommt und die Finanzierung der Schulsozialarbeit übernimmt, ist für die Jugendarbeit in Hollenstedt jetzt ein großes Problem. „Bisher hatten wir einen Kooperationsvertrag mit dem Landkreis. Bei der Übernahme durch das Land ist nicht geklärt, ob künftig Schulsozialarbeit an Oberschulen finanziert wird. Die aktuelle Situation ist Kaffeesatzleserei“, so Schwarz. Der Landkreis habe noch die Möglichkeit, die Stelle neu zu besetzen, allerdings befristet bis Dezember. Und dafür jemanden zu finden, dürfte schwierig werden.
Auch Oliver Bozic, der seit 2010 für die Jugendarbeit in der Samtgemeinde - bis vergangenes Jahr gemeinsam mit Schulsozialarbeiterin Nina Zöllner - verantwortlich ist, bezeichnet das Hollenstedter Modell, als „Non plus ultra“. Jugendliche morgens in der Schule und nachmittags im Jugendtreff zu begleiten, ihnen zuzuhören und sich mit ihnen zu beschäftigen, sei optimal. Insbesondere die Teilnehmer des pädagogischen Mittagstisches in der Max-Akademie mit ihren „besonderen Persönlichkeiten“ bräuchten Strukturen. Die positiven Effekte dieser Arbeit würden erst nach Jahren auftreten. Denn Jugendarbeit sei auch Beziehungsarbeit. „Auch die Vernetzung mit Firmen für die Berufsorientierung war optimal“, so Bozic.
Oliver Bozic ist seit sechs Jahren ein wichtiger Ansprechpartner für die Jugendlichen. Aber, so sagt Schwarz, es fehle eine weibliche Bezugsperson.
„Unser Anspruch ist es, wieder eine zweite Vollzeitkraft zu bekommen, jemanden, der mit Herzblut dabei ist, um die Qualität der Jugendarbeit zu sichern“, sagt Ingo Schwarz. Er und seine Vorstandskollegen wollen nun in den Mitgliedsgemeinden, bei Stiftungen und Serviceclubs dafür werben, Mittel bereit zu stellen. Interessenten für die Stelle gebe es, sofern die Finanzierung gesichert sei.
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