Aktiv gegen den Rechtsruck
Manfred Hüllen aus Hollenstedt erhält Auszeichnung für sein politisches Engagement
lm. Hollenstedt. Was kann ich tun, um unsere Demokratie zu stärken? Dieser Frage stellte sich Manfred Hüllen (81) bei seinem Projekt, mit dem er kürzlich im Rahmen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" ausgezeichnet wurde. Das Gremium vom ausrichtenden Bündnis für Demokratie und Toleranz stufte sein Engagement als vorbildlich ein.
Die Anfangsfrage beantwortet Hüllen selber. Er organisiert "Ein-Mann-Demonstrationen", bei denen er mit selbstgebauten Infotafeln auf öffentlichen Plätzen auf die Gefahren der Bedrohung von rechts aufmerksam machen möchte. Die Reaktionen darauf fallen sehr unterschiedlich aus, von Zustimmung über abfällige Kommentare bis hin zur Androhung von Gewalt sei alles dabei. Hüllen sucht dabei aber immer das Gespräch mit den Leuten und kann mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme auch brenzlige Situationen entschärfen.
Trotz allem überwiegen für ihn die positiven Erlebnisse, die er bei seinen Aktivitäten hat. "Ich sehe es als meine Pflicht, mich solange gegen rechts stark zu machen, wie es meine Gesundheit zulässt", erklärt er. Besonders bei jungen Leuten hinterlassen die Erzählungen von dem, was er erlebt hat, Eindruck.
Deshalb ist Hüllen neben seinen Demonstrationen auch mit anderen Zeitzeugen aus Hamburg in Schulen unterwegs und berichtet dort in den höheren Klassen über seine Erlebnisse zur Zeit des Nationalsozialismus und im Deutschland der Nachkriegsjahre. Großen Wert legt er dabei auf Feedback seiner Zuhörerschaft. Die Worte, die die Schüler an ihn richten, gewähren dabei einen Einblick, wie sehr die Erzählungen sie berühren. Nicht selten sei eine Verhaltensveränderung im Anschluss an die Veranstaltungen spürbar, wird ihm von Mitarbeitern der Schulen immer wieder berichtet.
Wenn Manfred Hüllen einmal an einer Schule gesprochen hat, wird er oft direkt für das nächste Schuljahr wieder eingeladen. Die Erzählungen von Zeitzeugen vermitteln einen Blick auf die NS-Zeit, wie es der beste Geschichtsunterricht nicht vermag. Die Kombination aus den Demonstrationen und dem Engagement in den Schulen ist für Hüllen der ausschlaggebende Punkt für seine Auszeichnung.
1939 in Düsseldorf geboren, erlebte Hüllen die letzten Kriegsjahre in einem kleinen Dorf in Thüringen. Die Jahre nach dem Krieg waren für ihn die schlimmsten. Nach einigen Schulwechseln erlangte er die Fachhochschulreife und legte eine steile Berufskarriere hin. Er entwickelte für eine Hamburger Firma praktische und ansprechende Werbegeschenke, später machte er sich selbstständig und verkaufte seine Ideen auch an andere Firmen.
Mittlerweile lebt Manfred Hüllen mit seiner Frau und seinem Hund in Hollenstedt und blickt auf ein buntes und ereignisreiches Leben zurück, das er als "sensationell" beschreibt. Und wenn es nach ihm geht, darf es auch gerne noch lange so weitergehen. Hundert Jahre alt zu werden, ist das Ziel des großgewachsenen Hüllen, der in seiner Freizeit immer noch gerne auf dem Tennisplatz steht.
Auf politischer Ebene sei ihm wichtig, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit lernt und sie nicht wiederholt. "Ich bin in erster Linie Mensch, dann Demokrat und dann Europäer", beschreibt er seinen politischen Standpunkt abschließend.
Redakteur:Lennart Möller aus Rosengarten |
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