Mit dem Speedboot zum Vize-Meister-Titel
mi. Drestedt. Vor dem Start: Es ist still, nur das Plätschern der Wellen, die gegen die Bordwände der zehn Boote schlagen, ist zu hören. Eines der futuristisch aussehenden, windschnittigen Wassergefährte sticht durch seine komplett rote Lackierung ins Auge. Am Bug ist mit großen Buchstaben der Name „Piranha“ geschrieben. Im Cockpit der „Piranha“ sitzt Hendrik Sindt (16). Das Visier seines Helms ist beschlagen, die Sonne lässt den Schüler in seinem Schutzanzug schwitzen. Mit konzentriert zusammengekniffenen Augen starrt er auf die Ampel. Sein Daumen schwebt über dem Knopf, der bei Grün die 15-PS-Maschine der „Piranha“ startet. Dann ist es so weit: Der Motor heult auf, die kräftige Schraube katapultiert das leichte Motorboot nach vorne, der Rumpf hebt sich aus dem Wasser, mit 50 Stundenkilometer schießt Hendrik Sindt durch das Wasser auf die erste Boje zu.
„Das Wichtigste ist, in die Gleitfahrt zu kommen, so heißt beim Speedbootfahren der Zustand, bei dem das Heck optimal im Wasser liegt“, erklärt Hendrik Sindt. Der Sechzehnjährige aus Drestedt bei Hollenstedt ist Deutscher Vizemeister im Speedbootfahren und auf dem besten Weg, seinen Titel zu verteidigen. Bei den Rennen mit der sogenannten GT 15 Klasse, das ist die Einsteigerklasse beim Speedbootfahren, geht es darum, gegen die Zeit und den Gegner einen Parcours auf Booten mit 15-PS-Außenbordmotoren zu meistern.
Aus Drestedt, dessen einziges Gewässer ein kleiner Bach ist, ins Cockpit eines Speedboots? Wie kam das? „Meine Großeltern sind im ‚Hamburger Yacht-Club im ADAC‘, über sie bin ich quasi am Wasser groß geworden“, berichtet Hendrik Sindt. In der Jugendgruppe des Clubs beginnt auch seine Rennkarriere. Er fährt Parcours mit 6-PS-Schlauchbooten.
Der erste Kontakt mit Speedbooten ist eher zufällig: Auf einem Fest des Motoryachtverbands bekommen er und seine Schwester Ariane die Gelegenheit, sich in ein Cockpit zu setzen. Zunächst fährt dann Ariane Rennen. Auf der Kieler Woche im vergangenen Jahr ist es dann soweit: Noch ohne Lizenz darf Hendrik Sindt an einem Rennen teilnehmen. Obwohl es sein Debüt ist, legt er schon im Zeittraining eine super Leistung hin und startet von einer vorderen Position. Seine erste Aktion ist ein riskantes Überholmanöver. „Die Rennleitung schwankte zwischen Begeisterung und Disqualifikation“, grinst der Speedboot-Pilot schelmisch. Er durfte weiterfahren. Sein großes Talent wird deutlich, als es zu einer brenzligen Situation kommt: Ein Ausflugsdampfer hatte sich in den Parcours der Speedboote verirrt. Hendrik Sindt reagiert mit einem tollen Manöver und erringt später den zweiten Platz. „Der Verband hat mir danach sofort eine Lizenz gegeben“, so Hendrik Sindt. . Dann geht es Schlag auf Schlag: Gemeinsam mit seinem Teamkollegen und gutem Freund Milan Wehr fährt Hendrik Sindt von einem Erfolg zum nächsten. Am Ende der Saison steht er als Vize-Meister auf dem Podest. „Das verdanke ich auch Milan, er hat mir den Rücken freigehalten.“ Sein Teamkollege wird in der Saison Vierter. Deswegen freut es Hendrik ganz besonders, dass Milan in der laufenden Saision gute Chance auf den Titel hat.
„Speedboot fahren ist mehr als reinsetzen und Gas geben, man muss das Boot spüren, das eigene Gewicht auspendeln und blitzschnell reagieren“, sagt Hendrik Sindt. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern sei das Wasser so hart wie Asphalt. Angst habe er nicht, Respekt aber schon, so der Speedboot-Pilot.
Für die laufende Saison hat sich Hendrik Sindt vorgenommen, den Titel zu verteidigen.
Redakteur:Mitja Schrader |
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