Zahlreiche Eltern reagieren auf den WOCHENBLATT-Artikel zum Thema Inklusion

Auch wenn der Wille da ist, im Bildungsland Deutschland die Sonderschule hinter sich zu lassen, 
bei der Inklusion ist man noch lange nicht angekommen | Foto: Grafik: MSR
  • Auch wenn der Wille da ist, im Bildungsland Deutschland die Sonderschule hinter sich zu lassen,
    bei der Inklusion ist man noch lange nicht angekommen
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„Förderschulen sind kein Schutzraum“ / Viel Kritik an der „Panikmache“ von CDU und AfD

(mi). Unter dem Titel „Weniger Zeit für Zappel-Phillips“ hat das WOCHENBLATT kürzlich das Thema Inklusion aufgegriffen. Als Reaktion erreichten uns zahlreiche Leser-Zuschriften. Auf vielfachen Wunsch der Eltern werden Auszüge aus den Zuschriften hier anonymisiert wiedergeben.
Eine Mutter, deren autistischer Sohn von einer Sonderschule auf eine Regelschule gewechselt ist, schreibt zum Beispiel: „Inklusion funktioniert in Deutschland nicht und das aus einem einzigen Grund: Es fehlt an Solidarität seitens der Politiker aus CDU und AfD. Viele Pädagogen in Schulen stellen sich gegen die Inklusion. Ich kann als Mutter eines behinderten Kind nicht nachvollziehen, warum die CDU für den Erhalt der Sonderschulen plädiert. Solange es Parteien gibt, die auf dem Rücken behinderter Kinder mit Panikmache in der Bevölkerung Stimmen sammeln können, indem man diese Kinder an den Pranger stellt als ein Problem, mit dem Deutschland nicht klar kommt, kann Inklusion nicht durchgesetzt werden. Wie soll Inklusion funktionieren, wenn Spitzenpolitiker der CDU den Pädagogen Hoffnung machen, sie von dem Problem (behinderter Kinder) zu befreien?“
Eine Zuschrift des Bildungspolitischen Sprechers der Landtagsfraktion der AfD, Jens Krause, macht deutlich, was sie meint. Krause schreibt: „Abgesehen von der gleichen alten Leier: ‚Inklusion klappt nicht, deswegen brauchen wir mehr davon' beginnt der Gedankenfehler  in der Diskussion schon mit der Begründung einer zwingenden Inklusion mithilfe einer völlig fehlinterpretierten UN-Behindertenrechtskonvention. Wer hier annimmt, dass Kindern mit Behinderung der Zugang zum allgemeinen Bildungssystem dadurch verwehrt wird, dass sie eine Förderschule besuchen müssen, missbraucht den Artikel der Konvention bewusst.“
Dass behinderte Kinder auf Förderschulen besser lernen können, dem widersprechen allerdings beinahe alle Eltern in ihren Zuschriften: „Ich spreche mich gegen Förderschulen aus. Der erwartete Schutzraum wird nicht gegeben. Es gibt an dieser Schulform keine Bücher und keine Transparenz. Am schlimmsten finde ich, dass in letzter Zeit zu häufig darüber berichtet wird, die Inklusion sei gescheitert! Will man den Eltern behinderter Kinder damit sagen, dass wir unerwünscht und überflüssig sind in dieser Gesellschaft?“, fragt eine Leserin, deren zwei Kinder auf eine Förderschule gehen.
Ein Vater erklärt, dass er froh sei, sein Kind von der Sonderschule im Zuge der Inklusion auf eine Regelschule geschickt zu haben. „Seitdem mein Sohn eine Regelschule besucht, hat er rechnen gelernt und auch einfache Sätze zu lesen.“
Eine weitere Leserin wünscht sich: „Von uns aus können die sehr veralteten ‚Sonderschulen' hoffentlich sehr bald (nur noch) den Erinnerungen der heutigen Erwachsenen angehören.“
Negativ zur Inklusion äußerte sich die Mutter eines nicht behinderten Sohns, der in eine Inklusionsklasse geht: Sie beschreibt: „Ein ‚Downkind' zieht sich die Schuhe und Socke aus und wirft damit durchs Klassenzimmer. Plötzlich springt ein ‚Autist' auf und fängt an, laut zu schreien. Einen Tisch weiter sitzt ein Junge im Rollstuhl, sabbert auf seine Hände und jault dabei. Die ‚normalen Kinder‘ versuchen sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.“ Ihr Fazit: „Inklusion ist der letzte Schwachsinn.“ Die
Lernsituation in der inklusiven Schulklasse sei „die totale Katastrophe.“
Um Schulen zu befähigen, mit Situationen wie geschildert umzugehen, sollen Kinder mit erhöhtem Unterstützungsbedarf eigentlich eine Schulbegleitung zur Seite gestellt bekommen. Eltern betroffener Kinder bemängeln allerdings, dass es viel zu lange dauere, bis die Unterstützung bewilligt werde.  Die Folge: Den oft völlig überforderten Schulen fällt nichts mehr anderes ein, als die Inklusionskinder vom Unterricht zu suspendieren. Für die Eltern eine psychische und physische Belastung. Eine betroffene Mutter schildert das wie folgt: „Ich bin alleinerziehende Mutter einer Tochter (11) und eines Sohnes (7) mit sonderpädagogischem Förderungsbedarf. Im Laufe des ersten Schuljahrs gab es schon nach vier Monaten mehrtägige Schulverweise, da mein Sohn den Unterricht störte. Es gab viele Situationen, in denen aber auch die Lehrkräfte augenscheinlich massiv überfordert waren. Mein Sohn wird nun bis Ende Januar nicht normal beschult. Es sei denn, er bekommt endlich die schon länger beantragte, benötigte Schulbegleitung. Ich kann als alleinerziehende und arbeitende Mutter nun sehen, wie ich das alles organisiert bekomme, zum einen muss mein Kind nach zwei Stunden vom Unterricht abgeholt werden, zum anderen muss es nun zu Hause beschult werden. Für mich heißt es, funktionieren müssen. Mehrkosten wegen Unterbringung des Kindes und Privatunterricht leisten, damit mein Sohn nicht komplett auf der Strecke bleibt, nur weil er scheinbar nicht in die Norm passt.“
Das geschilderte Problem ist kein Einzelfall, der Redaktion sind alleine drei ähnlich gelagerte Fälle bekannt. Mehr dazu in Kürze im WOCHENBLATT.

Redakteur:

Mitja Schrader

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