Baptisten-Gemeinde in Neu Wulmstorf löst sich auf
Evangelische-Freikirchliche Gemeinde hat zu viele Mitglieder verloren
mi. Neu Wulmstorf. Intern war es wohl schon länger im Gespräch, doch für die Öffentlichkeit ist es überraschend: Die Evangelische-Freikirchliche Gemeinde, die baptistische Kreuzkirche, löst sich auf. Am Ende des Jahres endet auch die Gemeindearbeit und damit eine über 60-jährige Geschichte der Baptisten in Neu Wulmstorf.
Es wird wohl der letzte Weihnachtsgottesdienst sein, der in der Kreuzkirche in Neu Wulmstorf begangen wird, denn nur eine Woche nach dem Weihnachtsfest schließt das Gotteshaus seine Türen. Die baptistische "Kreuzkirchengemeinde" löst sich mit Ende des Jahres auf. Wie einem Schreiben der Gemeindeleitung zu entnehmen ist, sei eine Fortführung der Gemeindearbeit nicht mehr möglich.
Hintergrund: Die 1954 gegründete baptistische Freikirche verliert seit Jahren Mitglieder. Alte Kirchenzugehörige starben, gleichzeitig fand sich trotz intensiver Suche und einer sehr aktiven Gemeindearbeit kein Nachwuchs, um die Reihen der Neu Wulmstorfer Baptisten zu füllen. Ihre Hochzeit hatte die von Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Taufe gehobene Kreuzkirchengemeinde Mitte der 1990er Jahre. Damals wuchs die Anzahl auf fast hundert Kirchenangehörige. Heute - über 20 Jahre später - hat sich die Mitgliederanzahl nahezu halbiert. Die Gemeinde sei soweit geschrumpft, dass eine Durchführung der Gemeindearbeit von den verbleibenden Mitgliedern nicht mehr geleistet werden könne, heißt es in dem Schreiben der Gemeindeleitung. In den vergangenen acht Jahren soll demnach kein einziger Gläubiger der Gemeinde beigetreten sein. Dazu kommt, dass die Kreuzkirchengemeinde mit dem Weggang von Reinhard Dorra im September ihren langjährigen Pastor verlor. Der Geistliche wechselt zu einer anderen Gemeinde nach Hamburg.
"Der Entscheidung gingen intensive Beratungen voraus, letztlich hat dann die Gemeindeversammlung die Auflösung beschlossen", erklärt dazu Ute Jost aus der Gemeindeleitung die Entscheidung zum Ende der Gemeinde.
Wie viele Freikirchliche Gemeinden ist die Evangelische-Freikirchliche Gemeinde kongregationalistisch organisiert, das heißt, die Gemeinde ist in ihrer Arbeit im Gegensatz zu den großen Kirchen keiner übergeordneten kirchlichen Struktur zugeordnet, sondern beinahe autark. Sie finanziert sich komplett aus den Beiträgen der Mitglieder. Kehrseite dieser Autonomie ist, dass jede Gemeinde mit dem auskommen muss, was sie von ihren Mitgliedern erhält, schwindet deren Zahl, schmelzen auch die finanziellen Möglichkeiten.
Die Neu Wulmstorfer Baptisten pflegen trotz der immer geringeren Mitgliederzahl ein aktives Gemeindeleben mit verschiedensten Veranstaltungen und Gruppen. Die wohl bekannteste darunter ist der Posaunenchor. Ebenfalls 1954 gegründet, sorgte der ökumenisch besetzte Chor nicht nur für den musikalischen Rahmen bei Gottesdiensten, sondern trat auch bei vielen weiteren Gelegenheiten auf. Chorleiter Reinhard Petersen ist deswegen zuversichtlich, dass das Ende der Kreuzkirchengemeinde nicht das Ende des Chors bedeuten muss. "Wir werden alles daran setzten, weiterzumachen", sagte Petersen dem WOCHENBLATT. Man hoffe, eine Heimat in anderen Kirchengemeinden zu finden oder sogar die Räume in der dann ehemaligen Kreuzkirche weiternutzen zu können.
Was mit der Anfang der 1970er Jahre errichteten und 1995 erweiterten Immobilie im Bredenheider Weg in Neu Wulmstorf passiert, darüber hält sich die Gemeindeleitung noch bedeckt. Derzeit liefen Verhandlungen über eine Nachnutzung durch eine andere Kirchengemeinde.
Redakteur:Mitja Schrader |
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