Der Grünschnittstrich bleibt - Erweiterung der Müllumschlaganlage Nenndorf scheitert im Kreistag

Bis zur Bremer Straße staut sich der Verkehr zu 
Stoßzeiten von der Müllumschlaganlage | Foto: as
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    Stoßzeiten von der Müllumschlaganlage
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mi. Nenndorf. Eigentlich war alles klar: Die Abstimmung für die Erweiterung der Müllumschlaganlage im Nenndorfer Gewerbegebiet schien nicht mehr als eine Formsache zu sein. Sowohl der Umweltausschuss als auch der Kreisausschuss hatten sich mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen. Doch es kam anders: Nach zäher Diskussion setzte die SPD mit Hilfe der Grünen sowie der Freien Wähler durch, dass das Thema zurück in den Umweltausschuss verwiesen wird. Federführend dabei waren die Rosengartener Kreistagsmitglieder Klaus-Wilfried Kienert (SPD) und Volkmar Block (Grüne).
„Wir haben zunehmend Bauchschmerzen mit diesem Vorgehen“, so Klaus-Wilfried Kienert Er stellte infrage, ob die Verwaltung Alternativen zum Neubau wirklich ausreichend geprüft habe. „Lässt sich nicht durch eine Optimierung des Betriebs in Kombination mit längeren Öffnungszeiten das Gleiche mit weniger Aufwand erreichen?“, wollte Kienert wissen. Außerdem bezweifelte er, dass eine Verkehrsführung durch Nenndorf funktionieren könne. Das Thema sei in Rosengarten als betroffene Kommune, bisher auch noch nicht öffentlich diskutiert worden, das müsse in jedem Fall erfolgen.
Ähnlich äußerte sich Norbert Stein (SPD), der „erhebliche Bedenken wegen des Verkehrs“ äußerte. Kritik gab es auch von den Grünen. Volkmar Block vertrat die Auffassung, dass eine kostspielige Erweiterung mit Einführung der Biotonne obsolet werde, weil dann zum Beispiel Rasenschnitt nicht mehr angeliefert, sondern direkt über die Biotonne entsorgt werde. Auch Wilfried Klingenberg von den Freien Wählern fragte, „ob hier nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird.“ Eine Änderung der Öffnungszeiten und mehr Personal könnten aus Sicht der Freien Wähler völlig ausreichend sein, um das Problem zu lösen.“
„Ich bin einigermaßen überrascht von diesem Gegenwind hier“, zeigte sich dagegen der Rosengartener Kreistagsabgeordnete Maximilian Leroux (CDU) irritiert. Die Investition werde sich in jedem Fall lohnen, es sei wichtig, das Projekt auf den Weg zu bringen. Sollten sich Verkehrsprobleme ergeben, könnten diese auch später gelöst werden.
Deutlicher wurde Manfred Cohrs (CDU), der die Bedenken von SPD und Grünen als „kleinkariert“ bezeichnete. „Sie spielen hier verkehrte Welt! Normalerweise ist die Politik dafür zuständig, Missstände seitens der Verwaltung zu beheben, in diesem Fall will die Verwaltung einen Missstand beheben, und SPD und Grüne bremsen das aus.“ Auch die Verwaltung bekräftigte, man habe alle Optionen zur Optimierung der Anlage geprüft. „Wir kriegen dort keine Lösung hin“, so Kreisrätin Monika Scherf.
Das überzeugte die Kritiker allerdings nicht. Jetzt muss das Thema erneut im Ausschuss beraten werden. Auf Nachfrage des WOCHENBLATT kündigte Kreissprecher Johannes Freudewald an, die Verwaltung werde sich nochmal mit der Gemeinde Rosengarten in Verbindung setzen, um alle Optionen zu prüfen. Für den Bürger bedeutet diese Vertagung allerdings: Bis auf Weiteres bleibt es beim samstäglichen „Grünschnitt-Strich“ mit all seinen Ärgernissen.
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Kommentar:

Nur Kosmetik ist keine Lösung

Was macht ein Kaufmann, wenn er merkt, dass er nicht alle Kunden während seiner Öffnungszeiten bedienen kann? Richtig: Er verlängert seine Öffnungszeiten, stellt gegebenenfalls zusätzliches Personal ein.
Was er wohl nicht macht, ist direkt gegenüber seines Kaufhauses ein zweites zu bauen, das die gleichen Öffnungszeiten hat. Genauso will die Kreisverwaltung es aber mit der Grünannahme machen. Das wird das Problem nicht lösen. In der Nenndorfer Ortsmitte könnte es eng werden, weil der große Kreisel dort gerade am Samstag durch das Fachmarktzentrum stark frequentiert ist. Der große Stau wird sich von der Bremer Straße ins Gewerbegebiet verlagern. Das ist keine Lösung, sondern Kosmetik. Fraglich ist auch, ob Schilder am kleinen Kreisel ausreichen, die Kunden der Müllumschlaganlage von der „falschen“ Einfahrt ins Gewerbegebiet abzuhalten.
Mitja Schrader

Redakteur:

Mitja Schrader

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