Gemengelage bei der Entwicklung des Hollenstedter Ortskerns
bim. Hollenstedt. Wenn es um den "Rahmenplan Ortsmitte" in Hollenstedt geht, gibt es eine bunte Gemengelage an Interessen und Vorstellungen. Mehrere Anträge der Wählergemeinschaft Hollenstedt (WGH) zur Ortsentwicklung und die Erweiterung bzw. der Neubau des Aldi-Marktes waren jetzt Thema in der Sitzung des Umwelt-, Bau- und Planungsausschusses der Gemeinde Hollenstedt. "Wir müssen mal weiterkommen, damit die Bürger und Gewerbetreibenden wissen, woran sie sind", begründete Joachim Aldag (WGH) die Anträge. In der Sitzung stellte Carsten Boßerhoff (CDU) für CDU und SPD dann jedoch erweiterte bzw. Gegenanträge, die mehrheitlich befürwortet wurden.
Eine klare Absage gab es für den WGH-Vorstoß, die sogenannte Apfelwiese - das Volksbankgrundstück - als geeigneten Standort für das neu zu bauende Samtgemeinderathaus zu präferieren. "Es ist nicht Aufgabe der Gemeinde Hollenstedt, für eine Fläche fürs Samtgemeinderathaus zu sorgen", so Bürgermeister Jürgen Böhme (CDU). Es werde argumentiert, dass das Rathaus auf der Gärtnereifläche Moisburger Straße zu weit außerhalb liege, dabei habe der Samtgemeinde-Bürgermeister vor rund eineinhalb Jahren selbst den ebenfalls etwas weiter entfernten Parkplatz in der Jahnstraße als Rathausstandort ins Gespräch gebracht.
"Der Ortskern sollte nicht von Parkplätzen und Zweckgebäuden von Discountern dominiert sein. Das hat die Politik verbockt", so Ruth Alpers (Grüne). Kleinere Geschäfte und ein Ort für Begegnungen im Zentrum seien nicht mehr möglich, weil der Gemeinde die Fläche nicht (mehr) gehöre. "Wir sollten versuchen, die Grünfläche im Zentrum in Gemeindehand zu bekommen, zu bepflanzen und eine Begegnungsstätte zu schaffen", schlug sie vor. Das Samtgemeinderathaus könne auf der Gärtnereifläche an der Moisburger Straße gebaut werden, die die Gemeinde erworben hat.
Auch Karoline Nielsen (SPD) konnte sich nicht mit einem Samtgemeinderathaus in der Ortsmitte anfreunden. Mit dem Volksbank-Umbau sei bereits ein "Riesenparkplatz" entstanden. "Von der Hauptstraße bis zum Stinnberg wäre dann alles dicht gepflastert", sagte sie.
Stadtplaner Karsten Schwormstede versuchte, die Diskussion mit Fakten zu versachlichen. An aktuellen Projekten nannte er das Samtgemeinderathaus, die Erweiterungen bzw. Neubauten von Edeka und Lidl an den bestehenden Standorten in der Hauptstraße, Neubau und Umnutzung des Aldi-Marktes Am Stinnberg sowie Wohnungsbau, vor allem den Bedarf an ortsbildverträglichen Mehrfamilienhäusern innerhalb der Ortslage und u.a. das Senioren-Wohnprojekt.
An Entwicklungsflächen stünden dafür zur Verfügung: das ehemalige Gärtnereigelände, der bisherige Standort des Samtgemeinderathauses, die Volksbankfläche Am Stinnberg, die Fläche des ehemaligen Bahnhofs und sonstige "untergenutzte" Flächen.
Karsten Schwormstede schlug vor, für die fünf Flächen in der Ortslage ein Entwicklungskonzept zu machen. Die Politik solle überlegen, wo man die Nutzungen, die in der Diskussion sind, nach Abwägung von pro und contra verteilt - und zwar nicht "aus dem Bauch heraus", sondern mit der Herangehensweise eines Außenstehenden. Dabei seien auch die Verkehrsplanung und Größenordnungen des Einzelhandels zu beachten. Und der Planer gab zu bedenken: Gastronomie für eine Aufenthaltsqualität funktioniere dann, wenn es kurze Wege zum Einkaufen und zu Wohnraum gebe.
Die mehrheitlichen Empfehlungen des Bauausschusses:
- Für das Rathaus soll der Samtgemeinde ein Grundstück auf der Gärtnereifläche zum Kauf angeboten werden oder am ehemaligen Bahnhof.
- Eine weitere Entwicklung des Einzelhandelsstandortes wird nicht ausgeschlossen, der Einzelhandel entlang der Hauptstraße soll gestärkt werden.
- Der Erweiterung des Edeka-Marktes soll zugestimmt werden unter der Voraussetzung, dass ein zukunftsfähiges Konzept vorgelegt wird.
- Für die Gärtnereifläche soll ein Aufstellungsbeschluss für großflächigen Einzelhandel und Wohnbebauung gefasst werden.
• Um den Rahmenplan Ortsmitte geht es auch am Mittwoch, 17. Juni, um 20 Uhr in der Ratssitzung der Gemeinde im Gasthaus Heins in Holvede.
"Der Aldi-Markt muss ins Ortsbild passen"
Aldi möchte den Markt Am Stinnberg bereits seit zehn Jahren erweitern. Das Unternehmen hatte die in der Einwohnerversammlung im Februar präsentierten Entwürfe zwar überarbeitet und den Baukörper etwas gefälliger gestaltet. Dennoch empfinden die Ratsmitglieder den angestrebten Neubau, in dessen Untergeschoss das Logistikzentrum der Post einziehen soll, noch zu klotzig. "Ich will einen Aldi im Dorf, aber nicht so. Ein Riesenklotz im Ortskern ist für mich keine Diskussionsgrundlage für einen Bebauungsplan", sagte SPD-Ratsfrau Karoline Nielsen (SPD, Foto). Bernd Perlowski (WGH) will den Aldi auch im Ort behalten. "Das Logistikzentrum der Post ist in der Ortsmitte fehlplatziert. Dafür haben wir Gewerbegebiete", sagte er. Einstimmig befürwortet wurde der Antrag von Karoline Nielsen, dass auf großflächige Versiegelung verzichtet und der Markt so gestaltet werden soll, dass er ins Ortsbild passt.
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