Landkreis bald "wolfsfrei"?

Setzt sich die AfD mit ihrer Forderung durch, stehen Wölfe im 
Landkreis Harburg bald auf der Abschussliste | Foto: archiv
  • Setzt sich die AfD mit ihrer Forderung durch, stehen Wölfe im
    Landkreis Harburg bald auf der Abschussliste
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AfD fordert, "Isegrim" zu vergrämen und abzuschießen / "Bestand ist nicht bedroht"

mi. Landkreis. Folgt man der AfD-Kreistagsfraktion, dann hat der Wolf im Landkreis Harburg keinen Platz und keine Lebensberechtigung. Das geht aus einem Antrag hervor, den AfD-Kreistagsmitglied Jens Krause jetzt in der nächsten Kreistagssitzung (22. Oktober) behandelt wissen will.
"Der Landkreis Harburg fordert die Landesregierung auf, sein Gebiet im Wolfsmanagementplan als nicht für eine Besiedlung durch den Wolf geeignete Zone auszuweisen", so sieht es der AfD-Antrag vor. Einer Besiedlung, so heißt es weiter, stünden überwiegend öffentliche Interessen entgegen. Krause nennt hier insbesondere den Schutz der Bevölkerung und die unbeschwerte Nutzung der offenen Landschaft für Tourismus, Naherholung und die Weidetierhaltung. Um das Ziel eines wolfsfreien Landkreises zu erreichen, solle sich der Landkreis auch beim Bund dafür einsetzten, dass einschlägige EU-Vorschriften gelockert werden und eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht inklusive Abschussquoten und Jagdzeiten erfolge. Außerdem soll sich der Kreis beim Land dafür einsetzen, dass schon heute alle zulässigen Mittel für eine Reduzierung des Wolfbestands eingesetzt werden.
Die AfD begründet diese radikale Forderung mit einer Studie, die belegen soll, dass es sich bei den in Deutschland lebenden Tieren nicht, wie von vielen Experten angenommen, um eine eigenständige Population handelt, sondern die hier heimisch gewordenen Wölfe viel mehr der westliche Ausläufer des in Ostpolen, Weißrussland und Russland beheimateten eurasischen Wolfes seien. Die AfD argumentiert: Da die eurasische Wolf-Population aus mehreren 100.000 Tieren bestehe, werde sie auch nicht durch die Tötung einiger Tiere bei uns gefährdet. Die AfD geht sogar soweit zu behaupten, dass der Wolf derzeit in Deutschland überrepräsentiert sei. Laut Antragsbegründung wäre der eurasische Wolf nur bei weniger als 250 Tieren gefährdet. Läge die Population bei 250 Tieren, dürften davon - berücksichtige man die anderen Vorkommensgebiete der Art in anderen Staaten - nur 22 Wölfe, also ca. elf Rudel in Deutschland leben. Derzeit beheimate allerdings Niedersachsen allein über 22 Rudel.
Die AfD macht in ihrem Antrag deutlich, dass sie es als Verfassungsverstoß ansieht, wenn das Raubtier Wolf, obwohl es nicht gefährdet ist, wohl aber dem Menschen gefährlich werden kann, nicht bejagt oder zum Selbstschutz getötet bzw. ohne Genehmigung auch nicht verbrämt werden darf. Der Schutz des Wolfes schränke demnach den Bürger in seinem verfassungsmäßigen Recht auf allgemeine Handlungsfreiheit und körperliche Unversehrtheit ein. Es verstoße sogar gegen die "Menschenwürde" wenn es verboten sei, sich auf dem eigenen Grundstück gegen Wölfe zu wehren. Die AfD beruft sich dabei auch das Berner Artenschutzabkommen, das, wenn eine Tierart nicht akut bedroht ist - wie laut AfD der Wolf -, Ausnahmen vom Tötungsverbot zulässt.

Auf ein Wort

Osteuropäische Wölfe unerwünscht
Da macht die AfD ihrem Ruf wieder alle Ehre: Auch bei zuwandernden Wölfen kommt es schließlich auf die Herkunft an. Doch es stellt sich die Frage: Wer war zuerst da - Homo sapiens oder Canis lupus (lupus)? Evolutionär gesehen in jedem Fall der Wolf! Aber in einer vermeintlich zivilisierten Welt darf nicht sein, was Mensch und allem, was ihm lieb ist, gefährlich werden kann. Das gehört getötet. So wie einst der Bär "Bruno", der von den Bayern zum Problembären erklärt wurde, weil er seinen Instinkten folgte, als er es wagte, nach Deutschland einzuwandern und hier jagte.
In anderen Ländern, etwa den USA oder Kanada, gelingt bis heute, was noch bis vor rund 100 Jahren auch in Deutschland üblich war: Menschen haben gelernt, neben Wölfen, Luchsen, Bären zu leben und das natürliche Gleichgewicht aus Jagd- und deren Beutetieren zuzulassen. Natürlich müssen Nutz- und Haustierhalter sowie Kinder geschützt und Wölfe, die nicht nur ihre Futter-Beute, sondern wahllos andere Tiere reißen, abgeschossen werden. Daraus aber eine Pauschalforderung auf Ausrottung der neuen Wolfspopulation im Landkreis Harburg zu machen, ist purer Populismus.
Bianca Marquardt 

Redakteur:

Mitja Schrader

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