Neu Wulmstorf baut die Schulen der Zukunft / 30-Millionen-Euro-Investition geplant
mi. Neu Wulmstorf. Alles an diesem Projekt ist ein Superlativ: Es ist ein pädagogischer Meilenstein, ein bildungspolitischer Leuchtturm, gleichzeitig das teuerste und wohl auch das finanziell riskanteste Vorhaben, das die Gemeinde Neu Wulmstorf in ihrer Geschichte verwirklichen will. Rund 30 Millionen lässt sich Neu Wulmstorf den kompletten Umbau der Grundschulinfrastruktur langfristig kosten. Begonnen werden soll mit der Schule "Ernst-Moritz-Arndt-Straße 23". In dem Gebäude sollen fünf sogenannte Mini-Schulen oder Lernhäuser realisiert werden. Der Umbau ist mit acht Millionen Euro veranschlagt. Im Ausschuss wurde jetzt aber auch über einen Neubau für fast 16 Millionen diskutiert. Die Entscheidung wurde auf die Ratssitzung am Donnerstag, 21. Juni, 19.30 Uhr im Rathaussitzungssaal vertagt.
In Neu Wulmstorf soll nicht nur, wie berichtet, 2020/21 der Ganztag eingeführt werden, sondern Verwaltung, Schule, Eltern und Politik sind dabei, gemeinsam die Grundschullandschaft komplett umzukrempeln. Seit zwei Jahren entwickelt eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe das Konzept. Ziel: Die Neu Wulmstorfer Grundschulen für die Zukunftsherausforderungen Ganztag, Inklusion und Digitalisierung fit machen.
In einer gemeinsamen Sitzung von Schul- und Bauausschuss wurde das Projekt jetzt umfassend vorgestellt. Planer Stefan Niemann erläuterte die Idee. Demnach sollen in dem vorhandenen Gebäude vier bzw. fünf Minischulen entstehen. Dabei handelt es sich um autonome Funktionseinheiten, in denen jeweils vier Klassen des Jahrgangs eins bis vier jahrgangsübergreifend unterrichtet werden können. Jede Schule hat ihren eigenen Eingang, ihre eigenen Räume und sogar ihren eigenen Außenbereich. Alle Räume sollen multifunktional als Lern-, Spiel-, Bewegungs- oder sozialer Treffpunkt nutzbar sein. Christoph Walter, Konrektor der Grundschule am Moor, erklärte den pädagogischen Ansatz: Von Schule werde erwartet, dass sie digital, inklusiv, sozial ausgleichend, individuell fordernd und fördernd sein soll. Das alles funktioniere nicht mehr innerhalb alter Raumstrukturen. Sicher sei auch: Kinder verbrächten immer mehr Zeit in der Schule. Schule werde zunehmend zur Lebenswelt. Kinder bräuchten Bezüge zum Raum als Unterrichts-, aber auch als Lern- und Sozialort. Die Minischulen schafften diese Bezüge sowohl zum Raum als auch zu Lehrern, Mitschülern und Sozialarbeitern.
Die politische Dimension des Projekts drehte nicht um das "Ob" sondern nur um das "Wie". In Konkurrenz stehen die Realisierung der Minischulen im vorhandenen Schulgebäude, die laut dem zuständigen Architekten Dirk Landwehr rund acht Millionen Euro kosten dürfte, oder in einem Neubau. Hier nannte Landwehr die Summe von knapp 16 Millionen Euro.
Für einen Neubau sprach sich Malte Kanebley (CDU) aus. Unter dem Strich sei der kostengünstiger. Bei einer Bestandssanierung warteten immer Überraschungen. Außerdem gehe die sehr grobe Beispielrechnung von 6.000 Quadratmetern für einen Neubau aus. Das sei zu viel. Demnach schreibe Niedersachsen für Grundschulgebäude lediglich 3.200 Quadratmeter vor. Selbst wenn man dieses auf 5.000 Quadratmeter aufstocke, reduzierten sich die Kosten noch erheblich, machte Kanebley deutlich. Des Weiteren seien beim Altbau Dach und Fassade Hypotheken für die Zukunft. Auch der Brandschutz könnte sich als kostenintensiv darstellen. Kanebley forderte deswegen einen detaillierten Entwurf für einen Neubau. Verwaltungs-Vize Thomas Saunus warnte davor, sich bei der Planung durch zu viele Entwürfe zu verzetteln. Schließlich müsse das Projekt EU-weit ausgeschrieben werden. Man rechne damit, dass es alleine acht Monate dauere, um die Ausschreibung rechtssicher auf den Weg zu bringen. Saunus: "Jede weitere Störung führt zu einer Verzögerung von geschätzt einem Jahr, bis der Ganztag starten kann." Tobias Handkte (SPD) sprach sich für einen Umbau und gegen eine "Grundschule von der Stange" aus. In einem waren sich aber alle Politiker einig: Egal ob neu oder im Bestand: Das Projekt wird dem sonstigen finanziellen Spielraum der Gemeinde auf Jahre enge Grenzen setzen.
Redakteur:Mitja Schrader |
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