"Rasse" und "nicht integrierbare, primitive Moslems": Das Weltbild des Wilfried Uhlmann

Wilfried Uhlmann

 (mi). Ein Schreiben des Vorsitzenden der Mittelstands und Wirtschaftsvereinigung der CDU Harburg-Land (MIT), Wilfried Uhlmann, sorgt derzeit für Unverständnis. SPD-Chef Thomas Grambow bezeichnet den Brief, in dem sich Uhlmann dem Thema Flüchtlinge widmet, sogar als einen Skandal. In einer Pressemitteilung fragt Grambow: „Fischt die CDU jetzt am rechen Rand?“ Das Schreiben Uhlmanns enthält in der Tat einige, um es neutral zu formulieren, unglückliche Passagen.
Uhlmann steigt ein mit einer Begründung für das Thema. Er habe lange darüber nachgedacht, ob seine Überlegungen das richtige für einen Weihnachtsbrief seien. „Aber wenn wir künftig sowohl unseren Schutz als auch unsere Hilfsbereitschaft erhalten wollen, müssen wir darüber reden.“
Bereits der erste Absatz fällt durch eine ungewöhnliche Wortwahl auf. Dort stellt Uhlmann die rhetorische Frage: „Was hat unsere Rasse so erfolgreich gemacht“. Um sie dann gleich relativierend zu beantworten: „Die Tatsache, dass wir nie eine Rasse waren“. Uhlmann fährt fort: „Wir waren und sind ein Gemisch aus unterschiedlichen Kulturen und Ethnien. Zuwanderung gab es schon immer. Dennoch haben wir uns zu den von vielen Ländern beneideten bis bewunderten Deutschen geformt.“ Und weiter: „Viele dieser Menschen finden sich in unserer modernen hochtechnisierten Welt nicht zurecht und können deshalb nur schwer integriert werden. Das Ergebnis sind immer größer werdende problematische Parallelgesellschaften“, so Uhlmanns Analyse. Auch zur Integrierbarkeit von Muslimen nimmt der Christdemokrat in seinem Schreiben Stellung: „Dazu kommt, dass die meisten (Migranten) moslemischen Glaubens sind. Im Gegensatz zur Bibel ist der Koran ein allumfassendes Gesetzeswerk, auch für die Politik.“ Der Koran stamme dazu auch noch aus dem siebten Jahrhundert und könne gar nicht an die heutige Zeit angepasst werden, erklärt Uhlmann. Als Beleg für diese Unvereinbarkeit schreibt Uhlmann: „Eine Studie (welche bleibt offen, Anm. der Red.) hat ergeben, dass zwei Drittel aller in Europa lebenden Moslems die Scharia für wichtiger halten als die Gesetze unserer Staaten.“
Uhlmann schließt seinen Brief mit der Aufforderung: „Wenn wir auch künftig Menschen in Not helfen wollen, müssen wir den Zuzug begrenzen (...) Alles was dazu dient, dass die Menschen in ihren Heimatländern bleiben, muss genutzt werden.“
Thomas Grambow (SPD) kritisiert Uhlmanns Brief scharf: Uhlmann spreche allen Muslimen in Deutschland ab sich integrieren zu wollen, so der SPD-Vorsitzende Grambow: „Hier wird eine ganze Religion diffamiert.“
Gänzlich anders sieht das CDU-Vorsitzende Britta Witte: „Ich kann in dem Schreiben keinen Aufreger finden. Herr Uhlmann stellt nur die Frage, ob es immer so weiter gehen soll.“ Er vertrete keine Postion, die nicht auch Position der CDU ist, das mache er zugegeben in seiner bekannt provokativen Art. Witte: „Auf den Begriff Rasse hätte ich verzichtet, allerdings relativiert Herr Uhlmann das ja auch gleich wieder.“
• Das WOCHENBLATT fragt seine Leser, wie sehen Sie das Schreiben: als Skandal oder vertretbare Argumentation? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an mi@kreiszeitung.net.
Der Brief ist nachzulesen unter http://mit-harburg-land.de/?p=540

Kommentar:

Schlimmer als Björn Höcke
Für mich ist der Brief ganz klar untragbar. Nicht wegen der plumpen Analyse, auch nicht wegen der grenzwertigen Wortwahl. Sondern wegen seines Duktus à la: „Das muss doch mal gesagt werden.“ Wer sich mit Faschismustheorie beschäftigt, der weiß, dass es genau die Sarrazins und Uhlmanns sind, die faschistisches Gedankengut in unserer Gesellschaft salonfähig und sagbar machen. Solch ein Brief mit seinen kruden Thesen, Halbwahrheiten und abenteuerlichen historischen Analysen vergiftet die Atmosphäre um einiges mehr, als die Holzhammer-Argumente des AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Das sich die CDU im Landkreis von solch einem Schreiben nicht distanziert, zeigt, dass sie sich schon längst von der AfD an der Nase durch den Ring führen lässt. Will Frau Witte auch „die rechte Flanke ihrer Partei schließen“?
Aber vielleicht gibt es auch eine ganz einfache Erklärung für die Angst des Wilfried Uhlmann vor Überfremdung: Es war in den 1990ern, da sollte direkt neben seinem Wohnhaus eine große Asylbewerberunterkunft eröffnet werden. Damals wandelte sich der einst progressive Politiker zu einem Hetzer gegen Asylbewerber und Flüchtlinge. Offenbar wirkt dieses Trauma bis heute nach.
Mitja Schrader

Redakteur:

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