Viel Aufwand kaum Nutzen! Grüne: "Ehrenamtskarte ist ein Rohrkrepierer."
mi. Hollenstedt. In der Samtgemeinde Hollenstedt wird es keinen freien Eintritt für aktive Feuerwehrleute ins Freibad geben. Stattdessen will die Samtgemeinde sich am Landesprojekt „Ehrenamtskarte“ beteiligen und so allen ehrenamtlich Tätigen, die eine solche Karte erhalten, freien Eintritt gewähren. Die Entscheidung kam in einer Kampfabstimmung zustande - Verwaltung und Feuerwehr hätten sich eine andere Lösung gewünscht.
Im Rat setzte die Mehrheitsgruppe SPD/CDU alles daran, den Vorschlag, aktiven Kräften der Feuerwehr freien Eintritt ins Hollenstedter Freibad zu gewähren, politisch niederzuschlagen. „Die ursprünglich gute Intention, den Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr eine Anerkennung für ihre Arbeit zukommen zu lassen, wurde durch die Diskussion regelrecht kaputtverhandelt“, so Jens Krause (AfD).
Rückblick: Schon im Ausschuss war über den Vorschlag von WGH-Mann Rüdiger Kummer eine heftige Diskussion entbrannt. Der Grund: Manfred Cohrs (CDU) und Ingo Schwarz (SPD) hielten den Vorschlag für unfair gegenüber anderen Ehrenamtlichen, zum Beispiel in Sportvereinen. Der Jurist Manfred Cohrs bezeichnete ihn sogar als verfassungswidrig. Das sieht man in der Verwaltung anders: Laut Bürgermeister Heiner Albers bestünden auch nach mehrmaliger rechtlicher Prüfung keine Bedenken. Auch im Rat hielten Cohrs und Schwarz an ihrer rechtlichen Einschätzung fest, machten sie aber nicht mehr zu einem Schwerpunkt der Argumentation. „Es geht uns darum, dass alle, die ehrenamtlich tätig sind, Anerkennung verdienen und nicht nur die Feuerwehr“, erklärte Ingo Schwarz gegenüber dem
WOCHENBLATT. Dieses Ziel sei mit der Beteiligung am Projekt Ehrenamtskarte erreicht. Schwarz: „Die Mehrheitsgruppe ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“
Konkret mussten die Ratsherren im Samtgemeinderat über zwei Anträge befinden. Zur Debatte stand, die Ehrenamtskarte einzuführen und zusätzlich aktiven Feuerwehrkräften freien Eintritt ins Schwimmbad zu gewähren - auch ohne Ehrenamtskarte. Der andere von CDU und SPD entwickelte Antrag sah lediglich die Einführung der Ehrenamtskarte vor. Der erste Antrag, der von Grünen, Wählergemeinschaft und AfD unterstützt wurde, scheiterte mit nur einer Stimme. Für die Einführung der Ehrenamtskarte gab es dann eine breite Mehrheit unter Enthaltung der Wählergemeinschaft. Herausgekommen ist somit offenbar nicht mehr als ein Minimalkonsens, der nach Auffassung von Grünen und AfD für die Feuerwehrleute mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden ist. Denn wer in den Genuss der Karte kommen möchte, muss nachweisen und protokollieren, dass er mindestens fünf Stunden pro Woche bzw. 250 Stunden im Jahr ehrenamtlich tätig ist. Außerdem muss die Karte alle drei Jahre neu beantragt werden. Derzeit sei auch noch nicht abschließend geklärt, ob sie nur an Volljährige vergeben werden kann. „Auf diese Weise wird die Wertschätzung und Förderung des Ehrenamtes zum Rohrkrepierer“, kommentierte Grünenpolitiker Manfred Thiel.
Bei der Feuerwehr hält man die jetzige Entscheidung nicht für den großen Wurf, es sei aber sehr zu begrüßen, dass sich die Politik Gedanken über die Förderung des Ehrenamts und auch der Feuerwehr mache, sagt Gemeindebrandmeister Carsten Beneke. Im Bezug auf die Ehrenamtskarte erklärte Beneke. „Die Idee ist interessant, allerdings gebe ich zu bedenken, ob etwas, das Ehrenamtlichen mehr Aufwand bereitet, tatsächlich förderlich für das Ehrenamt ist.“
Die beschlossene Regelung soll nach einem Jahr auf ihre Auswirkungen hin überprüft werden.
Redakteur:Mitja Schrader |
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