In Hollenstedt
"Wir entscheiden, wie unser Ortskern aussehen soll!"
bim. Hollenstedt. Wie soll oder könnte sich das Ortszentrum Hollenstedts entwickeln? Darum ging es in einer Bürgerversammlung mit rund 160 Teilnehmern in der Estetalschule. Bürgermeister Jürgen Böhme erläuterte die Pläne und Überlegungen der Gemeinde und solche, die an die Gemeinde herangetragen wurden, die aber noch keine beschlossene Sache sind. Mit ihm auf dem Podium saßen sein Stellvertreter Jörg Meier (CDU) sowie die Ratsmitglieder Dr. Friederike Gude (CDU), Karoline Nielsen (SPD), Ruth Alpers (Grüne) und Joachim Aldag (WGH). Ziel der Versammlung war es, die Meinung und Anregungen der Bürger für die politischen Beratungen zu erfahren.
• Verkehr: Im Berufsverkehr läuft in Hollenstedt inzwischen nichts mehr, die Autos und Lkw stauen sich bis zur Tostedter Straße (L141) und zur Autobahn. "Man kommt vom Stinnberg nicht mehr auf die Tostedter Straße", so Böhme. Die Landesstraßenbaubehörde habe nun den Landkreis Harburg damit beauftragt, die Hauptstraßenkreuzung neu zu planen. Dafür habe der Landkreis einen Flächenbedarf von 700 bis 1.000 Quadratmetern angemeldet. Es gebe vier Varianten, von denen eine ein Kreisverkehr sei.
Da das Hollenstedter Gewerbegebiet ausgebucht ist und weitere Bewerbungen von Unternehmen vorlägen, gebe es die Überlegung, im Zuge einer Erweiterung eine kleine Ortsumgehung zu bauen, sodass ein Teil des Verkehrs von Autobahn und L141 zur Straße Richtung Holvede und einige Jahre später auch zur Wohlesbosteler Straße sowie im dritten Schritt zur Moisburger Straße geführt wird. "Dann hätten wir den Berufsverkehr aus dem Stader Bereich aus dem Ortskern raus", erläuterte Bürgermeister Böhme. "Aber das ist Zukunftsmusik. Der Rat muss entscheiden. Das Schwierigste wird der nötige Grunderwerb." Mit einer Neugestaltung der Kreuzung sei frühestens in zwei Jahren zu rechnen.
• Ortskerngestaltung: Die Volksbank hatte bereits vor rund zwei Jahren Pläne vorgestellt, die sogenannte Apfelwiese neben dem Penny-Markt mit zwei Doppelhäusern zu bebauen und dort auch einen Drogeriemarkt anzusiedeln. Außerdem gibt es Überlegungen, dort ein neues Samtgemeinderathaus zu errichten. "Wenn das der Infrastruktur des Ortes hilft, sind wir gesprächsbereit", so Volksbank-Vorstandsmitglied Wilhelm Prigge. Hollenstedts Samtgemeinde-Bürgermeister Heiner Albers wies auf die Notwendigkeit eines neuen Rathauses hin, über das seit zwölf Jahren nachgedacht werde. Auf der Apfelwiese in der Ortsmitte könne man Synergien schaffen. Die Bürger könnten zur Volksbank gehen, einkaufen und bei Bedarf Dinge im Rathaus erledigen.
Manche Gemeideratsmitglieder und auch Bürgermeister Böhme möchten aber gerne die Grünfläche im Zentrum behalten. "Wir haben einen alternativen Platz fürs Rathaus gefunden", meinte Böhme zu der Fläche der früheren Gärtnerei an der Moisburger Straße, die die Gemeinde erworben hat. Dort könnten neben dem Rathaus einige Mehrfamilienhäuser entstehen. Platz wäre dort auch für das Projekt der Arbeitsgemeinschaft "In Hollenstedt gemeinschaftlich leben".
Die vorgestellten Planentwürfe zeigten auf der Fläche auch einen Edeka- und einen Lidl-Markt. Beide Märkte befinden sich derzeit noch an der Hauptstraße und haben laut Böhme Interesse an einer Erweiterung. Edeka-Markt-Inhaber Lars Janke würde das gerne am jetzigen Standort tun. Dass der Lidl nach nur zehn Jahren wachsen will, stieß bei den Anwohnern auf Unverständnis.
Erweitern möchte auch Aldi, dessen Visualisierung eines vergrößerten Marktes auf komplette Ablehnung bei den Bürgern stieß. Die Grundstückseigentümer Helmut und Christian Detje berichteten, dass auch das Postverteilzentrum mittlerweile mehr Parkplätze benötige und in das neue Aldi-Gebäude und auf die dazugehörende Parkfläche umsiedeln könnte. Der bestehende Aldi sei bereits 23 Jahre alt. "Zehn Jahre ist es her, dass die Firma wegen einer Erweiterung an uns herangetreten ist", berichtete Christian Detje.
Hollenstedt habe genügend Geschäfte. Die Frage sei, ob sie aktuellen Standards entsprechen oder Kunden letztlich in modernere Märkte in anderen Orten abwandern, so der Bürgermeister. "Den Aldi wollen wir behalten, aber er ist überholungsbedürftig", drückte es Jürgen Böhme aus. Was auf der Fläche letztlich geschehe, entscheide der Eigentümer. Für Volksbank und Aldi müssten vorhabenbezogene Bebauungspläne beschlossen werden. Mithilfe von städtebaulichen Verträgen könne die Gemeinde Auflagen erteilen.
Mehrere Einwohner bezweifelten die Notwendigkeit einer Aldi-Erweiterung. Ein anderer sagte: "Wenn Aldi nicht bereit ist, an der Architektur etwas zu ändern, muss man sich einen anderen Marktbetreiber suchen." Und Grünen-Ratsfrau Ruth Alpers gab sich kämpferisch: "Es ist unser Ortskern, und wir müssen entscheiden, wie er aussieht."
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