Drestedter Unternehmer unzufrieden
Die Krux bei Gewerbeansiedlungen
bim. Drestedt. Pascal Pinno ist enttäuscht: Der Drestedter wollte als ortsansässiger Unternehmer im frisch ausgewiesenen Gewerbegebiet an der Trelder Straße in Drestedt seinen Eventservice ansiedeln. Doch statt der gewünschten 2.000 Quadratmeter will man ihm nur 1.600 Quadratmeter und die nicht an der von ihm favorisierten Stelle geben. Vermarktet wird die Fläche von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Landkreis Harburg (WLH), die Gemeinde Drestedt hat ein Mitspracherecht. Beide hatten vergangenen September bekräftigt, örtlichen Unternehmen dort eine Ansiedlung oder Erweiterung zu ermöglichen.
Der 25-Jährige Drestedter Pascal Pinno betreute bereits als Jugendlicher die Kinderdisco der St. Andreas-Kirchengemeinde Hollenstedt als DJ und stellte seine private Technik zur Verfügung. Mit 18 Jahren habe er sich mit seinem Eventservice selbstständig gemacht und werde inzwischen - wenn keine Pandemie das unmöglich macht - für Veranstaltungen mit durchschnittlich 3.500 bis 4.500 Gästen in fast ganz Norddeutschland gebucht, u.a. für Stadt- und Dorffeste, private Feiern und Open-Airs, berichtet Pascal Pinno.
Für seinen Firmensitz erschien ihm das neue Gewerbegebiet ideal: "Im Juli 2020, zwei Tage, nachdem das Bauschild stand, habe ich mich bei der WLH um ein 2.000-Quadratmeter-Grundstück beworben", berichtet er. Im Herbst sei er bei der Gemeinde vorstellig geworden. Wegen der Außenwerbung wolle er seine Halle gegenüber dem Regenrückhaltebecken in Sichtweite zur Trelder Straße errichten. Einen Teil der Halle möchte er selbst nutzen und einen kleinen Shop integrieren, den anderen Teil zur Kostenkompensation an ein Handwerksunternehmen vermieten.
Für sein Konzept habe er sich bereits um die Finanzierung seines mit fast einer halben Million Euro veranschlagten Projektes und einen Hallenbauer gekümmert, alle Pläne lägen aber derzeit auf Eis.
Im Reservierungsplan wird die Fläche für den Eventservice Pinno mit 2.000 Quadratmetern angegeben, in dem Vermessungsplan vom Dezember nur noch mit der 1.600-Quadratmeter-Fläche. "Da man als Drestedter vorrangig berücksichtigt werden soll, kann es nicht sein, dass ich damit abgespeist werde", erklärt der Eventunternehmer.
Eine kleinere Fläche unter 2.000 Quadratmeter hält Pinno für ausgeschlossen. "Die Halle passt auf 1.600 Quadratmeter nicht drauf, da man nur 70 Prozent des Grundstücks bebauen darf. Ich brauche auch Platz zum Rangieren", sagt er zum Bewegen seines Equipments wie u.a. Veranstaltungstechnik, Bauzäune, Tresen und Bierwagen. Er beschäftige mit seinem Eventservice 20 Mitarbeiter auf 450-Euro-Basis, u.a. Tresenkräfte, Auf- und Abbauer, die nach Corona wiederkämen und je nach Auftragslage dann auch in Vollzeit beschäftigt werden könnten. "Ich zahle genauso die Gewerbesteuer wie jede andere Firma und möchte diese soweit ausbauen, dass dort weitere Arbeitsplätze entstehen."
• Drestedts Bürgermeister Bernd Apel bestätigt: "Es ist richtig, dass Pascal Pinno eine Anfrage an die WLH bezüglich eines 2.000-Quadratmeter-Grundstückes gestellt hat. Laut Ratsbeschluss vom November 2020 hat die Gemeinde Drestedt dem zugestimmt und der WLH mitgeteilt." Zum gleichen Zeitpunkt seien der WLH sechs weitere Unternehmen, die einen Ansiedlungswunsch hatten, gemeldet worden. "Die Gemeinde Drestedt hat immer einen besonderen Wert darauf gelegt, Drestedter Unternehmen anzusiedeln. Auf die Größe der Grundstücke hat die Gemeinde Drestedt keinen Einfluss, und warum nur ein 1.600-Quadratmeter-Grundstück angeboten wurde, entzieht sich meiner Kenntnis", sagt Apel.
Firmen ansiedeln, die wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen
WLH-Geschäftsführer Jens Wrede stellt klar, dass sich die WLH bei der Ausweisung und Vermarktung von Gewerbeflächen in einem großen Spannungsfeld verschiedener Interessen bewege. "Es geschieht immer mal wieder, dass Leute unzufrieden sind", weiß er. Das treffe nicht nur für das Gewerbegebiet in Drestedt, sondern zum Beispiel auch auf die in Marxen und Elstorf zu. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen im Hamburger Umland sei "sagenhaft".
"Unser Ziel ist es, mittelständischen, lokalen Unternehmen Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten, die wohnortnahe Arbeitsplätze schaffen", sagt Wrede. Die von der WLH entwickelten Gewerbeflächen sollten effizient genutzt werden, vom Konzept her zur Gemeinde passen und eine Wertschöpfung vor Ort bringen.
Der Ablauf sei folgendermaßen: "Die Unternehmen sprechen uns an und äußern Wünsche. Wir schauen, wie es reinpasst, und nehmen die Interessenten erstmal auf die Liste. Wir erwarten eine Konzeption, stellen diese dem Rat vor und sprechen sie mit der Kommune ab. Wichtig ist, dass es auf breiten Konsens stößt", erläutert Wrede.
Akuell lägen für das 2,6 Hektar große Gewerbegebiet Reservierungen von Unternehmen mit insgesamt 81 Arbeitsplätzen vor. Es werde versucht, alle Wünsche zu berücksichtigen und auf der Fläche entsprechend zusammenzuführen. Dass das nicht immer gelingt, zeigt das Beispiel von Pascal Pinno.
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