In Hollenstedt
Hof Oelkers: Laien stechen Spargel für den Eigenbedarf
bim. Hollenstedt. Die einen hatten Sorge um die Spargelernte wegen ausbleibenden Erntehelfern, die anderen Frust wegen der Corona-Ausgeh-Beschränkungen - da kam der Vorschlag vom Hof Oelkers in Wenzendorf-Klauenburg genau zur richtigen Zeit: Interessierte können für diese Saison eine rund 300 Meter lange Spargelreihe für 222 Euro mieten und den selbst geernteten Spargel - je nach Stechleistung 100 bis 150 kg - behalten. Bundesweit wurde über die großartige Aktion in Presse, Funk und Fernsehen berichtet. Nun stand die erste Ernte an.
An dem Feld in Hollenstedt kommen die Spargelstecher aus der Region und auch viele aus Hamburg an. Gut gelaunt gehen Freunde oder Familien mit Kisten und Körben unter dem Arm und Spargelmessern in der Hand zunächst zur Anmeldung und dann zu der von ihnen gemieteten Reihe, ziehen Stück für Stück die Folien herunter und stechen die Stangen, die ihre Köpfchen schon aus der Erde recken. Da im Wechsel die Mieter von geraden und ungeraden Reihennummern ernten, gibt es keinerlei Probleme mit dem Einhalten der Abstände. Bis zum 24. Juni muss der Spargel nun alle zwei bis drei Tage geerntet werden. Die ersten Ernterekorde wurden mit 20 Kilogramm bereits gebrochen.
Zwei befreundete Mütter, die sich eine Reihe gemietet haben, sind Annett Kammerahl aus Nenndorf und Bettina Aldag aus Dibbersen. "Ich bin in Kurzarbeit, habe Zeit und kenne Spargelstechen von Kindheit an, weil meine Großeltern einen kleinen Spargelanbau hatten", erzählt Annett Kammerahl. Bettina Aldag kannte Spargelstechen zuvor nur aus dem Fernsehen und war zunächst nicht überzeugt, ob sie ihrem Kreuz die anstrengende Feldarbeit antun solle. Doch die beiden haben eine rückenschonende Arbeitsteilung gefunden: eine gräbt frei, die andere sticht und gräbt wieder zu. Beiden macht es Spaß, gemeinsam an der frischen Luft etwas Sinnvolles zu unternehmen. Bei ihrem ersten Einsatz ernteten sie sieben Kilogramm Spargel. Und über den Spargel, den die beiden nicht verzehren, freuen sich die Nachbarn.
"Die Idee zu der Vermietung der Spargelreihen hatte unsere Nachbarin Inga Schmöe, als wir über die zu dem Zeitpunkt fragliche Vermarktung sprachen. Sie sagte: 'Warum macht ihr das nicht wie mit den Selbstpflückfeldern bei Erdbeeren?'", berichtet Angela Oelkers-Sötje, die das Konzept vor Ostern auf Facebook postete. "Wir hatten mit fünf bis zehn Interessenten gerechnet, wurden dann aber regelrecht überrannt", sagt sie über die Resonanz potenzieller Spargelstecher und das große Medieninteresse. Der Post wurde hundertfach geteilt und erreichte vor zwei Wochen rund 170.000 Personen. Deshalb bot der Hof statt der zunächst angedachten 58 schließlich 91 Spargelreihen an.
Das Starterset, bestehend aus Spargelmesser, Kelle, Handschuhen und einer Kiste, konnte ebenfalls beim Hof Oelkers erworben werden. Über ein kurzes Video wurden die Ernte-Laien ins Spargelstechen eingewiesen. Außer dem Spargelstechen müssen sich die Ernter um nichts kümmern, um die vor- und nachgelagerten Arbeiten kümmert sich das Team von Hof Oelkers.
Angela Oelkers-Sötje freut sich, dass die Aktion so gut angenommen wird. "Wird sind super zufrieden. Es ist eine nette Truppe, alle sind gut drauf und hoch motiviert", sagt sie über die Gäste auf dem Spargelfeld. Ob es im kommenden Jahr eine zweite Auflage gibt, lässt sie offen. Schließlich sei die Corona-Krise mit dem "Eingesperrtsein" und den mangelnden Freizeitangeboten eine Ausnahmesituation.
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