Krisengespräch
Was Landwirte dem Wirtschaftsminister mal sagen wollten
(ts). Christian Detje sieht die heimische Landwirtschaft zu Unrecht in Verruf gebracht. Und wortstark weiß sich der Viehhändler aus Hollenstedt zu wehren. Den Anhängern der Schülerbewegung "Fridays for Future" rät er zu "Fridays for Förster". Mehrere zehntausend Hektar Totholz im Nationalpark Brocken, die er mit eigenen Augen im Harz gesehen hat, sind für ihn ein sichtbarer Beweis, dass in Deutschland etwas schiefläuft. Ganze Landstriche würden zu Tode geschützt.
In seinem Betrieb hat Christian Detje jetzt mehr als 20 Unternehmer der Ernährungswirtschaft aus den Landkreisen Harburg und Stade mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann (CDU) zusammengebracht. Neben Detailfragen wie zum Beispiel den Belastungen der Betriebe durch die EU-Nitratrichtlinie ging es den Landwirten vor allem um eines: Sie fühlen sich zu Unrecht diskreditiert und von Politikern im Stich gelassen.
"Uns fehlt die Wertschätzung. Wir möchten, dass Politiker sagen, was unsere Bauern in Deutschland machen, ist gut", macht Carmen Aldag deutlich. Die Landwirtin aus Wennerstorf übergibt dem Wirtschaftsminister am Ende eine Mappe mit Briefen und Stellungnahmen von teilnehmenden Landwirten.
Eine Auflagenlast erdrücke die urproduzierenden Betriebe in der Landwirtschaft. Würde die "Farmer-to-Fork"-Strategie der EU umgesetzt, könne er seinen Kindern nicht mehr empfehlen, Bauer zu werden, sagt Jan-Peter Schuldt aus Stade. Er betreibt einen Milchviehbetrieb. Mit der "Farmer-to-Fork"-Strategie will die EU-Kommission den Einsatz chemischer Pestizide bis 2030 um die Hälfte reduzieren und Alternativen zum Schutz von Ernten fördern. "Dann können wir nur noch Blühstreifen an Städter vermieten", sieht Jan-Peter Schuldt schwarz für seine Branche.
Mit allem, was der Ernährungs- und Agrarwirtschaft vor- und nachgelagert ist, bildet sie die zweitstärkste Branche in Niedersachsen. Nur in der Autoproduktion sind mehr Menschen beschäftigt.
Dass Landwirt ein harter Job sei, der über Generationen betrieben werde, damit ein Betrieb Ertrag erwirtschaften könne, sei den meisten Menschen heute nicht mehr bewusst, sagt Bernd Althusmann. Zwei Stunden lang hört er den Landwirten zu - das kommt an. Aber nur die Seelen zu streicheln, reicht den Bauern nicht mehr: "Immer nur appellieren, das klappt ja nicht", sagt der Milchviehunternehmer Dierck Beneke aus Heidenau. "Das hilft uns nicht mehr weiter." Die Bauern wollen jetzt Taten sehen - und verlangen das vor allem von der Regierungspartei CDU.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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