Chronik und Sommerfest
25 Jahre Bäuerliches Hauswesen in Bliedersdorf

Ziehen seit 30 Jahren an einem Strang: Jens Wilke (li.), zweiter,  und Rainer Kröger, erster Vorsitzender des Vereins Bäuerliches Hauswesen
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Mit dem 25-jährigen Bestehen des Vereins Bäuerlichen Hauswesen in Bliedersdorf am 28. Februar können die beiden Gründer auch ihre 25-jährige äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit feiern: Rainer Kröger und Jens Wilke ergänzen sich perfekt als erster und zweiter Vorsitzender des Bäuerlichen Hauswesens in Bliedersdorf. Rainer Kröger, Ingenieur und ehemaliger Vertriebsleiter, ist kaufmännisch versiert und durchsetzungsstark, Jens Wilke kennt sich als Architekt und gelernter Tischler bestens mit dem Wiederaufbau historischer Häuser, ihrer Sanierung und Denkmalschutz aus. "Wir sind ganz unterschiedliche Charaktere, verstehen uns aber blind", sagt Kröger.

Kennengelernt haben sich die beiden Vereinsgründer vor rund 30 Jahren: Kröger hatte damals, als er mit seiner Frau von Hamburg nach Bliedersdorf zog, Wilke für die Sanierung seines neu gekauften, denkmalgeschützten Hauses beauftragt. Schnell stellten Auftraggeber und Architekt fest, dass ihrer beiden Herzen für die Hausforschung schlugen und sie sich für historische Gebäude sowie traditionelle bäuerliche Lebensweisen begeistern konnten. Bei einem gemeinsamen Bier entwickelten sie die Idee von einem Museumsdorf. "Wir wurden damals sehr belächelt", erinnert sich Rainer Kröger. "Vor allem ich als Großstädter, der den hiesigen Bauern etwas von bäuerlichem Hauswesen erzählen wollte." 

Doch ließen sich die beiden Hausforscher von ihrer Idee nicht abbringen. Im Gegenteil: Hartnäckig machten sie sich auf die Suche nach einem Grundstück, um ein Backhaus, das ihnen von der Gemeinde Dollern zur Verfügung gestellt wurde, aufstellen zu können. Es gelang den beiden, die Gemeinde Bliedersdorf davon zu überzeugen, ihnen den ersten, unteren Teil des Grundstückes, auf dem sich heute das Museumsdorf befindet, zur Verfügung zu stellen. "Das war der ehemalige Hochzeitswald, der in den 1990er Jahren im Zuge der Dorferneuerung eingerichtet worden war. Doch das Grundstück wurde nicht weiter genutzt", erinnert sich Jens Wilke. Schon bald stellten sie dem Rat ihre Idee von einem Museumsdorf vor, der mit knapper Mehrheit dafür stimmte. Außerdem gelang es ihnen, die Kirche als Grundstückbesitzer davon zu überzeugen, dem Verein das angrenzende Grundstück zu verkaufen. "Das Problem war, dass die Kirche  der Gemeinde dieses Grundstück mit der Auflage überlassen hatte, nicht darauf zu bauen", so Wilke. Rainer Kröger habe dann diskussionsfreudig den Kontakt zur Landeskirche in Hannover aufgenommen und überzeugend dargelegt, dass es sich bei dem Museumsdorf gar nicht um ein Bauprojekt, sondern vielmehr um eine soziale Einrichtung handelte. Schließlich war schon damals geplant, im Museumsdorf Backtage zu veranstalten. Die Kirche schickte einen Abgeordneten, der sich vor Ort für die Idee von Kröger und Wilke begeistern ließ und  dafür einsetzte, dass dem Verkauf zugestimmt wurde. 
Somit hatte der mittlerweile gegründete Verein Bäuerliches Hauswesen genügend Platz, zusätzlich zu dem Backhaus und dem Schafstall auf dem ersten Teil des Grundstückes jetzt auch ein historisches Bauernhaus zu errichten. Dieses Haus aus dem Jahr 1636 hatten die beiden Vereinsgründer durch eine Anzeige im bremischen Raum Hagen-Börsten entdeckt. "Es war ein Riesenhaufen Holz, der erst in der Straßenmeisterei und dann bei der Zimmerei Heins in Nottensdorf eingelagert wurde", sagt Jens Wilke.

Finanziert wurde das Vorhaben durch Förderungen in Höhe von rund 140.000 Euro vom Amt für regionale Landentwicklung im Rahmen von Leader und der Dorferneuerung sowie jeweils rund 20.000 Euro von der Gemeinde und Samtgemeinde. Den fehlen Betrag habe der Verein aufgebracht. "Außerdem haben die Vereinsmitglieder unfassbar viel Eigenarbeit geleistet", sagt Rainer Kröger.

Mittlerweile stehen neun historische Gebäude im Bliedersdorfer Museumsdorf. Der Verein hat 280 Mitglieder, die sich ehrenamtlich um die Pflege der Anlage kümmern. Angefangen beim Pflanzen- und Handwerkermarkt über den Jazzfrühschoppen bis hin zum Kunsthandwerkermarkt hat sich der Verein mit seinen zahlreichen Veranstaltungen in den 25 Jahren seit seiner Gründung auch überregional einen guten Namen geschaffen. Zudem setzt sich der Verein für Kulturaustausch ein und u.a. hat im September vergangenen Jahres anlässlich der neuen Städtepartnerschaft zwischen Horneburg und Ludza in Lettland zu einem Fest der Kultur und Tradition eingeladen.

Anlässlich des 25. Vereinsjubiläums findet am Samstag, 30. August, ein großes Sommerfest auf dem Museumshof in Bliedersdorf statt.  Dort wird dann auch die Chronik "Eine wahre Geschichte" vorstellt, die Kröger und Wilke zurzeit mit professioneller Unterstützung anfertigen. "Diese Chronik ähnelt einer Fibel und ist etwas ganz Besonders", macht Wilke schon auf die Veröffentlichung neugierig. 

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