Eine etwas andere Attraktion im Museumsdorf
"Bäuerliches Hauswesen" in Bliedersdorf ist Besitzer eines römischen Sarkophags aus der Region Trier

Frederik Aarnoutse (v.li.), Rainer Kröger und Werner Heidenreich vom Verein "Bäuerliches Hauswesen" sind begeistert von der archäologischen Entdeckung Foto: Jens Dreier
  • Frederik Aarnoutse (v.li.), Rainer Kröger und Werner Heidenreich vom Verein "Bäuerliches Hauswesen" sind begeistert von der archäologischen Entdeckung Foto: Jens Dreier
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jab. Bliedersdorf. Das alte Ägypten, mächtige Pharaone, dunkle Gruften oder gruselige Mumien - das sind die Dinge, an die die meisten wohl denken, wenn sie das Wort Sarkophag hören. Seit kurzem aber kann einem auch die beschauliche Gemeinde Bliedersdorf in den Sinn kommen. Denn: Archäologen haben in der Gemeinde auf dem Gelände des Museumsdorfs durch Zufall einen römischen Sarkophag entdeckt. Trotz einiger archäologischer Untersuchungen durch mehrere Experten birgt der Steinsarg aber weiterhin das ein oder andere ungelüftete Geheimnis.

Ein Zufall brachte die Sensation nach Bliedersdorf - einen echten römischen Sarkophag aus dem vierten Jahrhundert nach Christus. Normalerweise befinden sich auf dem Gelände des Museumsdorfs historische Gebäude früherer Jahrhunderte. Nun also auch ein Steinsarkophag aus dem Trierer Raum.

"Eigentlich habe ich den Sarkophag als Pferdetränke gekauft", erzählt Rainer Kröger, Vorsitzender des Vereins "Bäuerliches Hauswesen". Er habe den vermeintlichen Trog auf dem Grundstück eines Vereinsmitgliedes in Rosengarten entdeckt und gleich die Verhandlungen begonnen. Mit schwerem Gerät wurde der geschätzt rund 4,2 Tonnen schwere "Trog" auf das Gelände des Vereins transportiert, wo er seinem neuen Zweck zugeführt werden sollte.

Dietrich Alsdorf von der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises Stade sprach Kröger auf die neue Tränke an und äußerte seine Vermutung, dass es sich dabei um einen römischen Sarkophag handele. "Ich wollte das gar nicht glauben", meint Kröger. Also begannen die Recherchen.

Normalerweise gebe es keine römischen Sarkophage in Norddeutschland, da hier nie Römer bestattet wurden, sagt Kreisarchäologe Daniel Nösler. Wie der römische Steinsarg nach Rosengarten gelangte, konnten die Beteiligten nach einiger Zeit herausfinden. Er habe in einer Eisengießerei in Erfurt gestanden, die aber nicht mehr existiere, so Nösler. Der Kontakt zu seinen Kollegen in der Denkmalpflege und Archäologie in Thüringen brachte ihn zunächst auch nicht weiter. Nach einem Jahr stand aber immerhin fest: In Thüringen hat es keine römischen Steinsärge gegeben.

Erst vor kurzem konnte das Rätsel um den Steinquader gelöst werden - dank einer Gruppe Studenten, die im Landkreis römische Funde begutachteten. Bei genauer Untersuchung durch eine Geologiestudentin wurde die Behauptung bestätigt. Der verarbeitete Stein stammt aus der Moselregion, die früher von Römern besiedelt war und bekannt für den roten Sandstein ist. In dieser Region gebe es eine große Menge dieser Steinsärge, erklärt Nösler. Bestattet wurden darin normale, freie Bürger. "Ich schätze, der hier war für einen großen Mann", so der Kreisarchäologe.

Datiert wird der angebliche Pferdetrog auf das vierte Jahrhundert. Dafür sei die Dicke der Steinwand ein Hinweis, so Nösler, denn in den Jahrhunderten davor waren diese dünner. Auch die Meißeltechnik, die auf dem Rotsandstein zu sehen ist, spreche für dieses Jahrhundert.

Im Laufe der Jahre wurden allerdings Veränderungen an den Wänden vorgenommen. Für einen neuen Nutzungszweck wurden ein Ablauf und ein Überlauf eingefügt. Die dachartige Platte des Sarkophags ist über die Jahrhunderte abhanden gekommen. Wie, das wisse man nicht. Auch wer den Sarkophag nach Erfurt brachte, lasse sich nicht mehr herausfinden. Das werde wohl eines der Geheimnisse des Sarkophags aus Bliedersdorf bleiben, sagt Daniel Nösler.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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