Ein Wohnplatz der Ur-Horneburger - Archäologen legen im künftigen Neubaugebiet etliche Funde frei

Sebastian Düvel präsentiert die Reste des Siebes   Foto: jd
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jd. Horneburg. Es wird einmal das höchstgelegene Wohnquartier Horneburgs sein: Das Neubaugebiet "Blumenthal", das südlich der B73 an der Geestkante entstehen soll, liegt mehr als 20 Meter über dem Niveau des Ortskerns. Für norddeutsche Verhältnisse ein gewaltiger Höhenunterschied. Diese "Hanglage" wussten offenbar schon die Menschen vor Jahrtausenden zu schätzen: Archäologen stießen bei ihren Untersuchungen auf dem rund 22 Hektar großen Areal auf ca. 5.500 Jahre alte Gräber auf der Steinzeit und auf eisenzeitliche Siedlungsreste. Diese Funde - darunter Spinnwirtel, eine Art Siegelstempel sowie Teile eines Siebes - datieren die Ausgräber auf etwa 500 vor Christus.

"Ein bemerkenswerter Fund", sagt Ausgräber Sebastian Düvel von der Grabungsfirma "ArchaeoFirm" und hält ein Stück Ton in die Luft, das mit regelmäßigen Reihen von kleinen Löchern versehen ist. Die Tonscherbe ist ein Beleg dafür, dass bereits in grauer Vorzeit Siebe verwendet wurden. "Vielleicht zur Herstellung von Käse oder Quark", vermutet Kreisarchäologe Daniel Nösler. So dicht bebaut wie das künftige Neubaugebiet, in dem rund 250 Wohnungen entstehen sollen, war die eisenzeitliche Siedlung aber bei Weitem nicht: Die Archäologen legten die Reste von vier sogenannten Langhäusern frei.

Von den Häusern zeugen nur noch kleine, dunkle Verfärbungen im Boden: Das waren die Löcher, in denen die tragenden Pfosten für die rund 20 Meter langen, aus Lehm und Flechtwerk konstruierten Bauten steckten. Anders als bei den künftigen Neubürgern, die sich schmucke Eigenheime errichten werden, war die "Wohnsituation" der Ur-Horneburger eher bescheiden: "Die Familien lebten mit dem Vieh unter einem Dach. Das Innere der Häuser war dunkel und völlig verraucht, da es keine Schornsteine gab", schildert Düvel die Zustände von 2.500 Jahren.

Noch drei Jahrtausende älter sind die Überreste der Steingräber. Besonders beeindruckend muss eine Grabstelle gewesen, die offenbar für einen mächtigen Mann errichtet wurde. Die Steinzeitmenschen haben sich viel Mühe gegeben. Sie legten einen Fußboden aus gebrannten und dann zerstoßenen Feuersteinen an. Darüber befanden sich die eigentliche Grabkammer. Deren mächtigen Decksteine sind allerdings längst verschwunden: Sie haben als Baumaterial für Häuser jüngeren Datums Verwendung gefunden.

Offenbar wurde rund um dieses Megalithgrab auch ein steinzeitlicher Kult praktiziert: Kreisförmig um das Grab seien mehrere Feuerstellen angeordnet gewesen, so der Kreisarchäologe: Wenn dort nachts rituelle Feuer entzündet wurden, sei das sicher ein großartiges Schauspiel gewesen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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