Polizei ermittelt
Entsorgung von Spargel mitten in der Natur in Dollern
sla. Dollern. Direkt am Waldrand am Landschaftsschutzgebiet "Rüstjer Forst" in Dollern machte WOCHENBLATT-Lesereporterin Tanja Lorenzen aus Horneburg wie berichtet, vergangenes Wochenende eine Entdeckung, über die sie sich ärgert: Direkt neben dem dortigen Spargelfeld, wo derzeit noch neuer Spargel gestochen wird, wurden große Mengen von Spargel und Erdbeeren abgekippt. Diese verrotteten dort und sorgten für üble Gerüche.
Das WOCHENBLATT hakte nach, was es mit dieser Entsorgung inmitten der Natur auf sich hat. "Die Polizei war bereits vor Ort", teilte Polizeisprecher Daniel Kraus auf WOCHENBLATT-Nachfrage mit. "Wir haben die Entsorgung als Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz aufgenommen", so Kraus. Der Fall sei zur Weiterverfolgung an das zuständige Abfall-Wirtschaftsamt des Landkreises Stade übergeben worden.
Die Polizei fand bei neben den Spargel- und Erdbeer-Resten zudem Verpackungsrückstände mit Etiketten der Firma Spargel-Werner in Deinste. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage äußerte sich dazu Christoph Werner: "Die Verpackung hätte dort nicht entsorgt werden dürfen." Normalerweise werde auf seinem Anbaubetrieb in Deinste auf strikte Trennung bei der Abfallentsorgung geachtet, so der Junior-Chef. Die Zwischenlagerung von den Spargel- und Erdbeerresten am Feldrand sei hingegen eine herkömmliche Methode.
Es handelt sich bei den Spargelresten zumeist um die etwa zwei bis vier Zentimeter langen Enden, die von den laut Norm 22 Zentimeter langen Spargelstangen abgeschnitten werden. Schon häufiger sei Werner drauf angesprochen worden, ob man diese Reste nicht noch für eine Suppe verwenden könne. Doch dafür sind die Spargelreste zu holzig und zu sandig, argumentiert Werner. Auch bei den entsorgten Erdbeeren würde es sich um unbrauchbare Früchte mit faulen Stellen handeln.
Eine anderweitige Entsorgung etwa in einer Biogas-Anlage, sei aufgrund der hohen Auflagen für eine notwendige Zertifizierung keine Option, habe Werner bereits mit einem Betreiber einer Biogasanlage in der Region hinreichend erörtert. Der Plastikmüll zwischen den Spargel- und Erdbeer-Resten sei inzwischen abgesammelt und ordnungsgemäß entsorgt worden, versichert Werner. Und die Spargel- und Erdbeer-Reste wären inzwischen aufgrund der Beschwerden schneller als geplant als Bio-Dünger auf dem Feld eingebracht worden. "Nächste Woche wird hier bereits Mais gesät."
Mit dem zuständigen Umweltamt habe Werner aufgrund der Beschwerden bereits gesprochen und würde dazu stehen, wenn die Entsorgung als nicht korrekt geahndet werde. Er finde es aber schade, dass sich die Anwohner nicht direkt an ihn gewandt haben, sondern sich stattdessen gleich bei der Polizei meldeten. "Seit zehn Jahren bewirtschaften wir das Feld und jeder kennt uns in Dollern. Wir machen Führungen und sind immer offen für alle Nachfragen", so Werner.
Das sagt der Landkreis dazu:
"Bei den auf dem Feld entsorgten Lebensmitteln handelt es sich nach unseren Erkenntnissen um Reste von Verkaufsständen eines Landwirts. Der Landwirt hat die Plastikverpackungen bereits gestern absammeln lassen, die Spargelreste sollen gehäckselt und untergepflügt werden. Aus Sicht des Landwirts handelt es sich um Biodünger. Dass von den Lebensmittelresten eine akute Gefahr für Wildtiere ausgehe ist eher unwahrscheinlich. Dass Wildtiere große Mengen ungewohnten Futters, wie zum Beispiel Spargelreste, fressen, erwarten die Fachleute eher nicht. Ausschließen kann man dies aber sicherlich nicht und dann auch nicht, dass es den Tieren nicht bekommt. Auch (angegorene) Erdbeeren mögen für Wildtiere attraktiv, aber in zu großer Menge nicht bekömmlich sein." Inzwischen hat der Landkreis Stade die Ermittlungen in Dollern eingestellt. Bis zu sechs Wochen sei es möglich derartige Bioabfälle am Rand eines Felde zu lagern, um sie als Bio-Dünger einzubringen.
Auf den Online-Artikel der WOCHENBLATT-Lese-Reporterin Tanja Lorenzen äußerte sich Landwirt Johannes Tamke u.a.:
"Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich versichern, dass kein Landwirt erntet, um den Ertrag dann zu entsorgen. Die Erzeugung von Lebensmitteln erfordert einen hohen Kapital- und Arbeitseinsatz und kein Landwirt hat ein Interesse daran, seine Erzeugnisse einfach so zu entsorgen. "Lösungsansätze, die dazu führen, dass wir alle weniger Lebensmittel wegwerfen, kann ich natürlich nur unterstützen. Ich persönlich glaube aber fest daran, dass das jeder Landwirt genauso sieht."
Redakteur:Susanne Laudien aus Buxtehude |
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