Gerd Okelmann ist der heimliche König der Schnitzkunst
lt. Bliedersdorf. Er ist der heimliche König der Schnitzkunst und stellt in seiner kleinen Kellerwerkstatt in Bliedersdorf die Antiquitäten von morgen her. Gerd Okelmann (75) ist in Insiderkreisen vor allem für seine aufwendig geschnitzten und bemalten Altländer Kinderstühle bekannt. Rund 100 Stück davon hat er in den vergangenen 30 Jahren als besonderes Geburtsgeschenk für Jungen und Mädchen aus der Region verziert.
Beim Ortstermin mit dem WOCHENBLATT trägt Okelmann eine blaue Schürze über seinem Holzfällerhemd - die typische Arbeitskluft des gebürtigen Neuenfelders, der seit 1975 in der Samtgemeinde Horneburg lebt. Mit seiner Frau Hildegard hat sich der Hobbyschnitzer hier seinen "hölzernen" Traum erfüllt.
Wer die beiden in ihrem Einfamilienhaus besucht, weiß gar nicht, was er zuerst bewundern soll. Die schmucke Altländer Truhe im Flur oder die liebevoll geschnitzten Holzfiguren? Die Altländer Hochzeitsstühle oder den mit Schnitzereien verzierten Treppenaufgang? Oder die Altländer Truhenbank aus dem Jahr 1790. Sie gab vor rund 40 Jahren den Ausschlag für Okelmanns Schnitzerkarriere.
Für den sprichwörtlichen "Appel und 'n Ei" kaufte der gelernte Kapitän die vollkommen heruntergekommene Holzbank damals in Cranz von Bekannten. Weil Okelmann wissen wollte, was sich unter der dicken Farbschicht an der Rückenlehne verbarg, kaufte er sich ein Schnitzmesser - und legte nach und nach die geschwungen Schriftzüge und Ornamente frei. Von dem Ergebnis überwältigt, dachte sich der Holzliebhaber: "Das kannst du auch" und belegte Schnitzkurse u.a. bei dem Hamburger Bildhauer Erich Gerer. Inzwischen hat Gerd Okelmann um die 100 Schnitzmesser, damit jeder Winkel und jede Rundung an seinen Werken perfekt gelingt.
Die beliebten Kinderstühle sind übrigens eine echte Gemeinschaftsproduktion: Den Stuhl bekommt Okelmann von einem befreundeten Drechsler aus Issendorf. Dessen Frau flechtet die Sitzfläche. Für die Feinarbeit ist dann der Hobbyschnitzer zuständig. Unterstützung bekommt er dabei von seiner Frau Hildegard. Sie bemalt die Märchenszene, die ihr Mann in die Rückenlehne geschnitzt hat.
Insgesamt stecken in einem Stuhl rund 35 Stunden Schnitzarbeit. Etwa zehn Stunden nimmt Hildegard Okelmann sich für die Malerei Zeit.
Und wenn Okelmann mal keine Stühle schnitzt, führt er gern die ein oder andere weitere Auftragsarbeit durch. In den vergangenen Jahren hat er u.a. Figuren und Balken für Altländer Tore, Schilder für Vereine oder Figuren für Bauernhausgiebel geschnitzt. Aktuell ist er gerade mit den Giebelpferden für das historische Hallenhaus des Vereins "Bäuerliches Hauswesen Bliedersdorf" beschäftigt, das nun fast fertig ist (das WOCHENBLATT berichtete).
"Beim Schnitzen kann ich herrlich abschalten", sagt Okelmann, der zwei Söhne und drei Enkelsöhne hat.
Seine zweite große Leidenschaft ist das Theater. Zusammen mit seiner Frau steht er bei den Neuenfelder "Fleetenkiekern" auf der Bühne. Und dort kann er sich nur ausnahmsweise einen Schnitzer erlauben.
Redakteur:Lena Stehr |
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