Taher Hamad Yousif (31) hat als Fliesenleger in Horneburg Fuß gefasst
Gesellenbrief in der Tasche
jab. Horneburg. Den Boden vorbereiten, Fliesen verteilen und kleben, das sind die alltäglichen Arbeiten von Fliesenleger Taher Hamad Yousif (31) aus Buxtehude. Und er hat an jeder einzelnen Tätigkeit Spaß. Der junge Mann, der 2012 als Kriegsflüchtling aus dem Sudan nach Deutschland kam, ist der erste Teilnehmer am „Integrationsprojekt Handwerkliche Ausbildung für Flüchtlinge und Asylbewerber“ (IHAFA) der Handwerkskammer, der im Landkreis Stade die Gesellenprüfung bestanden hat.
"Wir sind sehr zufrieden mit Taher", sagt Marco Blank, einer der Geschäftsführer von Fliesenpartner Blank und Lindner GmbH in Horneburg. Er und sein Geschäftspartner Thorsten Lindner gaben dem Flüchtling 2016 die Chance, eine Ausbildung bei ihnen zu absolvieren.
Die Handwerkskammer sei damals auf sie zugekommen, dass es da eventuell einen passenden Azubi für sie gebe, so Blank. Yousif hatte zuvor im Rahmen des IHAFA an einer Berufsvorbereitung teilgenommen. Auch Sprachkurse besuchte der Sudanese. Während eines einmonatigen Praktikums überzeugte Yousif die Chefs und so konnte der Vertrag unterschrieben werden.
Während er regulär die Schule besuchte, habe ihm vor allem die deutsche Sprache Schwierigkeiten gemacht, so Yousif. Doch nach dem Unterricht erhielt er bis zu zweimal in der Woche Deutschunterricht. Auch Nachhilfe in den Fächern, in denen es Verständnisprobleme gab, nahm er in Anspruch. Während der praktischen Ausbildung nahmen sich seine Kollegen zudem Zeit, ihm das Handwerk in Ruhe zu vermitteln. Und der Aufwand hat sich gelohnt: Nach der abgeschlossenen Prüfung hat die Firma ihn direkt übernommen.
Denn nicht nur seine Arbeitsleistung stimmt. "Taher ist immer freundlich und stets pünktlich", so Blank. "Wenn wir um kurz vor 6 Uhr die Tore aufschließen, steht er schon bereit." Zudem sei der Geselle sehr zuverlässig. Wenn Not am Mann sei, sei er immer bereit zu helfen. Auch von den Kollegen wurde er von Anfang an akzeptiert.
Er sei dankbar, dass er in Deutschland so viel Hilfe bekommen hat, sagt Yousif. Bis dahin war sein Leben nicht immer leicht. Mit 13 Jahren musste er aus der sudanesischen Provinz Dafur aufgrund des Krieges flüchten, lebte daraufhin mehrere Jahre in Tschad, Ägypten und Libyen, bis er schließlich über Italien nach Deutschland kam. Einer regelmäßigen Arbeit ist er bis zu seiner Ausbildung nicht nachgegangen, hat in Geschäften oder in der Küche geholfen. "Es war Glück, dass ich hier so gute Menschen getroffen habe", meint er. Dank dieser Menschen gelang schließlich seine Integration.
Doch auf seinem bisherigen Erfolg will er sich nicht ausruhen. "Die Arbeit hier macht mir Spaß. Ich möchte weiterlernen und besser werden", so Yousif. Sein nächstes Ziel: der Führerschein. Das würde ihm beruflich auch viel weiterhelfen, so Blank. Doch bis es so weit ist, fährt er mit den erfahreneren Gesellen zusammen auf die Baustellen und hat einfach Spaß an dem, was er tut. Denn zuhause rumsitzen sei einfach langweilig, so Yousif.
• Das landesweit geförderte IHAFA-Projekt der niedersächsischen Handwerkskammern bietet Flüchtlingen und Asylbewerbern Beratung und Unterstützung bei der Suche nach einer Ausbildung im Handwerk sowie während der Ausbildungszeit. Gefördert wird das Projekt vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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