Rentnerehepaar denkt über Umzug nach
Horneburg: Wenn permanenter Zuglärm zur Qual wird

Wohnbebauung dicht am Gleis: Manche können den Lärm der Züge ausblenden, für andere wird er zur Qual | Foto: ab
  • Wohnbebauung dicht am Gleis: Manche können den Lärm der Züge ausblenden, für andere wird er zur Qual
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ab. Horneburg. Wer dicht an einen Bahnhof zieht, muss damit rechnen, dass der Bahnverkehr bis in die eigenen vier Wände dringt. Das war Ehepaar F.* auch bewusst, als es Anfang Februar 2016 seine Wohnung in Horneburg nahe den Bahnschienen bezog. Doch bei dem anfänglichen Lärm blieb es nicht, sagt Manuel F. "Kurz nach unserem Einzug wurde Ende Februar an den Gleisen gebaut. Seitdem ist es mit dem Krach nahezu unerträglich."

Der Bahnverkehr habe stark zugenommen, seitdem sie dorthin gezogen seien, berichtet Manuel F. Der Rentner hat sich die Mühe gemacht und einen Tag lang jeden Zug, der von Hamburg Richtung Stade oder entgegengesetzt unterwegs war, zu dokumentieren. Dabei ist er auf 174 Züge gekommen, darunter S-Bahnen, der "start", Güter- und Autozüge. Hochgerechnet auf den Monat mache das 5.390 Züge, meint F., mehr als 64.000 pro Jahr.

2015 hatten sich die F.s den Rohbau des Hauses angesehen, in dem sie nun im Erdgeschoss wohnen. "Unser Sohn hatte damals darauf hingewiesen, dass wir dicht an den Gleisen wohnen. Aber da war das noch zu verkraften", erinnert sich F. "Am Anfang gab es Lärm in kleineren Dosen, es fuhren weniger Züge und es standen auch noch Bäume da."

Doch kurz nach dem Einzug ging es los: Nach Bauarbeiten am Bahnübergang seien beispielsweise die Betonplatten zwischen den Gleisen nicht solide befestigt worden. Die F.s, die in unmittelbarer Nähe des Übergangs wohnen, hören jeden Wagen, der dort rüberrollt. Auch die immer häufiger durchfahrenden, teils hundert Meter langen Güterzüge seien eine große Lärmquelle, vor allem die alten Waggons. Ein weiteres Problem: die Autozüge, oft von alten Dieselloks gezogen, die auch in der Nacht unterwegs sind. Respekt hat F. auch vor den Zügen der DOW. "Die fahren mit 100 km/h durch die Ortschaft." 100 Dezibel hat F. mit einem geliehenen Gerät vor seiner Haustür gemessen.

Im Sommer bleiben die Fenster bei den F.s wegen des Lärms meistens geschlossen. "Das ist doch kein Zustand", sagen Manuel und Brigitte F. Ein großes Stück Lebensqualität bleibt für sie auf der Strecke. Obwohl sie die Wohnung sehr schön finden, die Möglichkeiten Horneburgs zu schätzen wissen und sich dort wohl fühlen, überlegen sie nun, umzuziehen. 

"Wir haben gewusst, dass wir die Bahn hören, wenn wir an die Gleise ziehen. Dass diese Verbindung aber eine Hauptstrecke für den Güterverkehr werden würde, wussten wir damals nicht." Und dass mehr Verkehr auf die Schienen kommt, finden die F.s sogar in Ordnung. Aber es müsse auch etwas zum Lärmschutz unternommen werden. "Für uns wäre es toll, wenn endlich eine Schallschutzwand gebaut werden würde", sagt Manuel F. "Dann würden wir gerne hier wohnen bleiben."

"Es gibt das Programm ,Lärmsanierung an bestehenden Schienenwegen des Bundes', antwortet eine Bahnsprecherin auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Seit 1999 werde das Programm von der Bundesregierung gefördert. Damit wurde die finanzielle Möglichkeit geschaffen, Schallschutzmaßnahmen auch entlang vorhandener Schienenwege umzusetzen. "Seit dem Start des Programms haben Bund und Bahn über 1,4 Milliarden Euro in die Lärmsanierung investiert", so die Sprecherin. Allein im Jahr 2018 seien über 100 Mio. Euro in den Bau von rund 40 km Schallschutzwänden und die Ausstattung von ca. 2.200 Wohnungen mit Schallschutzfenstern geflossen.

Was die lockeren Betonplatten betrifft: Bei Nennung des genauen Ortes werde das zur Prüfung an den zuständigen Fachbereich weitergeben.

* Name ist der Redaktion bekannt

Redakteur:

Alexandra Bisping

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