Im Gehölz lauern die Fressfeinde
Weites Land für die Wiesenvögel im Horneburger Bullenbruch

Biologe Henning Kunze mit Karte der Wiesenvogel-Bruten (blaue und violette Kreise): Kiebitz und Co. halten deutlich Abstand zu Gehölzen (gelbe, grüne und rosa Bereiche).  | Foto: Landkreis Stade/Christian C. Schmidt
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  • Biologe Henning Kunze mit Karte der Wiesenvogel-Bruten (blaue und violette Kreise): Kiebitz und Co. halten deutlich Abstand zu Gehölzen (gelbe, grüne und rosa Bereiche).
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Im Bullenbruch bei Horneburg, einem 640 Hektar großen, von Gräben durchzogenen Areal mit Wiesen und Weiden, geben im Frühling und Sommer die Wiesenvögel den Ton an. Kiebitze, Rotschenkel und Bekassine, allesamt bedrohte Arten, brüten auf den feuchten Flächen und finden reichlich Nahrung für ihren Nachwuchs. Die weite, baumlose Landschaft ist ideal für die Vögel, da sie hier Feinde wie Füchse oder Krähen frühzeitig erkennen können. Doch Gehölze stören dieses Gleichgewicht – deshalb werden ab Oktober Bäume und Sträucher entfernt.

Rodungsarbeiten ab Oktober

Henning Kunze, Biologe und Geschäftsführer der "Karl-Kaus-Stiftung für Tier und Natur", die seit 2020 gemeinsam mit dem Landkreis Stade den Bullenbruch pflegt, erklärt: „Wiesenvögel nisten am Boden und viele ihrer Fressfeinde wie Fuchs, Marderhund und Hermelin kommen aus Zonen mit Bäumen und Gebüschen. Daher meiden Wiesenvögel solche Strukturen von Natur aus. Sie brauchen weites, offenes Land, um den Feind rechtzeitig zu sehen.“ Neueste Bestandsaufnahme der Brutflächen bestätigen dieses Verhalten, weshalb Maßnahmen zur Entfernung von Gehölzen getroffen werden. Das Ziel: Den bedrohten Vögeln wieder mehr Lebensraum zu bieten.

 Ein Junger Kiebitz im Bullenbruch-Grünland | Foto: Henning Kunze
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Die Arbeiten, die ab Oktober beginnen, erfolgen in enger Absprache mit Landwirten und Jägern der Region. Kunze betont, dass die Entnahme der Gehölze nach einem von der Stiftung erstellten Konzept erfolgt: Während im Kerngebiet des Bullenbruchs Bäume und Sträucher entfernt werden, sollen am Rand neue Gehölze entstehen. Das schaffe Pufferzonen, die das Landschaftsbild abrunden und gleichzeitig Lärm- und Lichtemissionen von der nahegelegenen Kreisstraße und Autobahn reduzieren.

Bullenbruch soll nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden

Einst ein baumfreies Moorgebiet

Der Bullenbruch, so Kunze weiter, sei seit jeher ein baumfreies Moorgebiet gewesen – alte Karten und Erzählungen belegen das. Die aktuellen Maßnahmen zielen darauf ab, das ursprüngliche Landschaftsbild wiederherzustellen und gleichzeitig den bedrohten Wiesenvögeln bessere Lebensbedingungen zu bieten. Dank vieler bereits umgesetzter Maßnahmen hätten sich bereits bedeutende Brutbestände angesiedelt, erklärt Dr. Uwe Andreas, Leiter des Naturschutzes beim Landkreis Stade. Neben Kiebitzen und Bekassinen sind hier auch Löffel- und Knäkenten sowie in manchen Jahren sogar der seltene Wachtelkönig heimisch. Um den Wiesenvogelschutz weiter zu stärken, bietet die Karl-Kaus-Stiftung seit 2023 auf Privatflächen einen freiwilligen „Kooperativen Gelege- und Kükenschutz“ an, der von den Landwirten der Region gut angenommen wird. 

Im Bullenbruch gibt es neben Grünland auch immer mehr Gehölze. Diese sollen nun größtenteils entfernt werden | Foto: Henning Kunze
  • Im Bullenbruch gibt es neben Grünland auch immer mehr Gehölze. Diese sollen nun größtenteils entfernt werden
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Für Spaziergänger und Radfahrer soll der Naturerlebniswert im Bullenbruch in den kommenden Jahren weiter verbessert werden. Geplant sind neue Informationstafeln und eine bessere Wegeführung. „Wir bitten aber auch darum, die Wege nicht zu verlassen, Absperrungen zu respektieren und Hunde anzuleinen, um die brütenden Vögel nicht zu stören“, appelliert Kunze.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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