Gräber aus dem 17. Jahrhundert freigelegt
Zufallsfund an der Liebfrauenkirche in Horneburg
jab. Horneburg. "Dieser Fund war eine echte Überraschung", sagt Kreisarchäologe Daniel Nösler. Nur eine Handbreit unter dem Pflaster fanden die Arbeiter der Baustelle an der Liebfrauenkirche den im Mittelalter angelegten Kirchhof Horneburgs. Er habe, sagt Daniel Nösler, noch nie vorher gesehen, dass Gräber so dicht unter der Oberfläche liegen. Normalerweise befänden sich Gräber in knapp zwei Meter Tiefe. Das zeige, wie voll belegt der Friedhof gewesen sein muss. Während der Grabungen wurden mehr als 30 Gräber entdeckt. Diese sind durch den torfigen und daher feuchten Boden sehr gut erhalten.
Rund um die Kirche vermutet Nösler weitere Gräber. Auffällig seien die vielen Kindersärge, meint er. "Die Sterblichkeitsrate bei Kindern war damals extrem hoch." Innerhalb einer Ortschaft seien solche Funde dazu eher selten. Meist seien die Ortskerne bereits saniert. Oftmals sind die Erdschichten dadurch durchwühlt oder Funde schon ausgegraben.
An der Kirche wurde zudem das Fundament der ursprünglichen Kirche gefunden. Das im 14. Jahrhundert erbaute Gotteshaus war bereits nach rund 200 Jahren baufällig und wurde neu erbaut. Während des 30-jährigen Krieges wurde in Horneburg neben der Horneburger Burg auch die Kirche zerstört. Dennoch baute Horneburg diese noch in Kriegszeiten wieder auf. Allerdings war auch diese Kirche rund 90 Jahre später erneut baufällig. 1729 wurde schließlich die heutige Liebfrauenkirche errichtet. Der Friedhof wurde im 18. oder 19. Jahrhundert aus hygienischen und platztechnischen Gründen aus der Stadt verlegt.
Drei Tage lang dokumentierten die Archäologen in Horneburgs Ortsmitte Findlinge, Ziegel, Särge und Knochen, die an der Oberfläche sichtbar waren, und speicherten die Daten digital ab, das spare jede Menge Zeit, so Nösler. Zu diesem Friedhof gab es bis dato keine weiteren Aufzeichnungen. "Wir wollten aber nicht noch tiefer graben", sagt der Kreisarchäologe. Die Gräber wurden nach der Dokumentation wieder mit Erdreich zugedeckt, sodass die Toten in Frieden ruhen können.
In Absprache mit der Baufirma konnten die Archäologen ihre Arbeit verrichten und die Bauarbeiten an anderer Stelle weitergehen. Nach Beendigung der Dokumentation durch die Archäologen wurde die Ausgrabungsstelle mit einem sogenannten Geotextil, das die Fundstelle in Zukunft schützen soll, abgedeckt und darauf dann die Baumaßnahmen fortgesetzt. So konnte eine große Verzögerung der Baumaßnahmen verhindert werden.
Demnächst gehen die Bauarbeiten für die Erneuerung eines Regenwasserkanals weiter. Kreisarchäologe Nösler erwartet, dass auch hierbei weitere Funde wie Gräber zutage treten werden. Dadurch könnten die Ausmaße des alten Friedhofes noch besser bestimmt werden.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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