Ärger wegen Tempolimit auf B73-Ausweichroute
Landkreis Stade spricht ein Machtwort gegenüber Dollern

Den Hagener Weg nutzen während der B73-Sperrung viele als Ausweichstrecke. Dort soll jetzt wieder Tempo 50 statt 30 gelten. | Foto: Open Street Map /jd
  • Den Hagener Weg nutzen während der B73-Sperrung viele als Ausweichstrecke. Dort soll jetzt wieder Tempo 50 statt 30 gelten.
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Eine der Hauptverkehrsadern im Landkreis Stade ist derzeit blockiert: Die B73 ist seit Monaten nicht durchgängig befahrbar. Zunächst wurde in Agathenburg die Ortsdurchfahrt saniert und jetzt  kommt die Strecke nach Dollern an die Reihe. Als Umleitung ist die Strecke über die Autobahn A26 ausgeschildert. Das gilt aber nicht für Fahrzeuge, die langsamer als Tempo 60 sind und die Autobahn nicht nutzen dürfen. Für sie ist der Hagener Weg zwischen Dollern und der Kreisstraße 30 als Ausweichroute bestimmt. Wegen dieses Weges schwelte ein wochenlanger Streit zwischen der Gemeinde Dollern und dem Landkreis als zuständige Straßenverkehrsbehörde. Jetzt hat der Landkreis ein Machtwort gesprochen. 

"Im Rahmen der Fachaufsicht hat das Straßenverkehrsamt die Gemeinde Dollern angewiesen, am Hagener Weg wieder Schilder mit Tempo 50 aufzustellen", erklärt Kreissprecher Daniel Beneke auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Damit werde wieder ein Zustand hergestellt, der den rechtlichen Vorgaben entspreche. Dollern hatte dort Anfang August ein Tempolimit von 30 km/h verfügt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Verantwortlichen im Kreishaus über dieses eigenmächtige Vorgehen der Gemeinde in Sachen Hagener Weg mächtig verärgert waren.

Hagener Weg als Rennpiste

Grund für die rigorose Geschwindigkeitsbegrenzung sind die vielen Raser, die auf der schmalen Gemeindestraße mit überhöhtem Tempo unterwegs sind. Seit der Vollsperrung in Agathenburg hat der Verkehr auf dem Hagener Weg deutlich zugenommen. Das bedeutet: Dort fahren nicht nur diejenigen, die für die Autobahn zu langsam sind, sondern auch viele, für die die A26 offenbar keine Option ist. Das wiederum hat zu Unmut in Dollern geführt, wo man den Hagener Weg als Rushhour-Rennpiste missbraucht sieht.
Bis Anfang 2021 galten dort sogar 70 km/h. Tempo 50 führte damals der Landkreis ein, da sich auf der Strecke die Wildunfälle häuften. Diese sind seitdem stark rückläufig. Bei den 50 km/h wollte es der Landkreis daher belassen. 

Vollsperrung der B73 bedroht Existenzen

Doch die Gemeinde Dollern sah Handlungsbedarf, die Verkehrsrowdys auszubremsen - und griff zu einer Art Taschenspielertrick: Um Tempo 30 zu rechtfertigen, wurde auf Paragraph 45 der Straßenverkehrsordnung zurückgegriffen, wonach eine Kommune "zur Verhütung von außerordentlichen Schäden an der Straße, die durch deren baulichen Zustand bedingt sind, (...) Verkehrsbeschränkungen anordnen" dürfe. Im Gesetzestext geht es wohlgemerkt um die Vermeidung möglicher Straßenschäden und nicht darum, gegen Raserei vorzugehen.

Im Kreishaus nahm man die Eigenmächtigkeit der Gemeinde Dollern zunächst widerspruchslos hin. Nun beklagten sich die Politiker im Ort aber öffentlich darüber, dass der Landkreis bisher keine Blitzer postiert hat, um Tempo 30 im Hagener Weg zu überwachen. Dabei darf gar nicht geblitzt werden, wenn das angeordnete Tempolimit rechtlich nicht zulässig oder umstritten ist. Diese Rechtsauffassung wurde vom Straßenverkehrsamt bei einem Ortstermin auch gegenüber der Gemeinde kommuniziert, wie aus einem Ratsprotokoll hervorgeht.

Straßenzustand ist in Ordnung

Tempo 30 sei "aus fachlicher Sicht aufgrund der ausgefahrenen Seitenräume nicht haltbar", wird die Position des Landkreises in dem Protokoll wiedergegeben. Das heißt im Klartext: So beschädigt ist der Hagener Weg nicht, um damit die Geschwindigkeitsbegrenzung zu rechtfertigen. Jetzt legte der Landkreis noch nach und ließ den Zustand der Straße mit einem Spezialfahrzeug untersuchen. Das Ergebnis: Für Tempo 50 reicht es allemal. "Grundsätzlich ist der Zustand der Fahrbahn in Ordnung", so Pressesprecher Beneke. Es müsse lediglich Schotter an den Seitenrändern aufgefüllt werden. Der stabile Aufbau der Straße lasse aber keine zusätzlichen Schäden erwarten, wenn die Autos dort 50 km/h fahren.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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