Freistellung bis Ende der Kündigungsfrist
Trinkwasserverband hat sich von Geschäftsführer Fred Carl getrennt
Der Trinkwasserverband Stader Land hat sich von seinem Geschäftsführer Fred Carl getrennt. Zu den Gründen hüllt sich der Verband, der für die Trinkwasserversorgung der meisten Samtgemeinden und Gemeinden im Landkreis Stade zuständig ist - die beiden Städte haben dafür ihre Stadtwerke -, in Stillschweigen. "Es hat nicht mehr gepasst", erklärt der ehrenamtliche Verbandsvorsitzende, der Estorfer Bürgermeister Werner Hinck, auf WOCHENBLATT-Nachfrage. Die Entscheidung fiel auf einer Versammlung der Vertreter der Mitgliedskommunen.
Keine fristlose Kündigung
Nach Angaben von Hinck handelt es um keine fristlose Kündigung. "Herr Carl ist bis zum Ende der Kündigungsfrist freigestellt", sagt der Verbandsvorsitzende. Bis wann diese Frist läuft, wollte Hinck nicht sagen: "Details werde ich zu Personalfragen nicht veröffentlichen." Der Trinkwasserverband will jetzt "schnellstmöglich" den Posten des Geschäftsführers neu ausschreiben.
Über die Gründe für Carls Entlassung kann nur spekuliert werden. Allerdings war es ein offenes Geheimnis, dass in den Gemeinden vor Ort eine wachsende Unzufriedenheit herrschte, was die Zusammenarbeit mit Carl betraf. Zuletzt gab es Kritik am Umgang mit dem Hackerangriff auf den Trinkwasserverband, bei dem die Cyberkriminellen auch an Kundendaten gelangt waren. Der Verband mit Sitz in Dollern informierte nur äußerst spärlich und gab auch auf Nachfrage nur wenig mehr über den Vorfall preis.
Wiederholt negative Schlagzeilen
Im WOCHENBLATT sorgte Carl bzw. der Trinkwasserverband wiederholt für eher negative Schlagzeilen. So wurde unter der Überschrift "Wasserkrise auf der Stader Geest" über Probleme bei der Trinkwasserversorgung während des Hitzesommers 2018 berichtet. Carl führte die Tatsache, dass zeitweise nur ein Rinnsal aus den Wasserhähnen kam, wiederholt auf das Nutzerverhalten zurück. Dann sollte in Harsefeld, wo die Probleme am größten waren, der Bau einer Ringleitung Abhilfe schaffen. Das klappte aber nicht. Erst als eine Bürgerinitiative und schließlich auch die Politik Druck machte, kümmerte sich der Trinkwasserverband um andere technische Lösungen.
Ebenfalls vom WOCHENBLATT kritisiert wurde die Informationspolitik des Trinkwasserverbandes, nachdem eine Belastung des Leitungswassers mit Keimen festgestellt wurde. "Die schlechten und dazu noch lückenhaften Informationen (...) sorgten für große Unsicherheit bei den Bürgern", hieß es im Juni 2021 im Artikel. Erst beim Nachhaken stand fest, welche Orte betroffen waren. Wichtige Hinweise gab schließlich der Landkreis, obwohl dies die Aufgabe des Trinkwasserverbandes gewesen wäre. Carl strafte das WOCHENBLATT zeitweise für dessen kritische Berichterstattung ab, indem er Redakteure nicht mehr zu Presseterminen einlud.
Es bleibt nun zu hoffen, dass ein neuer Geschäftsführer wieder für positive Nachrichten sorgt.
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