Rettungsdienst im Landkreis Harburg
Nur bei echten Notfällen 112 anrufen!

Der Rettungsdienst sollte nur in echten Notfällen gerufen werden | Foto: TechLine/ Pixabay
  • Der Rettungsdienst sollte nur in echten Notfällen gerufen werden
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Die 112 bei einer Prellung am Bein anrufen? Keine gute Idee. Die Rettungsdienste sind oft überlastet, und teuer sind sie auch. Und: Unnötige Anrufe bei den Einsatzzentralen blockieren die Leitungen für Notrufe, die wirklich wichtig und dringend sind. Aber wann ist die 112 die richtige Nummer, wann ist es der Arztruf 116117?

Etwa jeder fünfte Notruf ist nach Einschätzung der Berliner Polizei kein echter Notruf und verschwendet Zeit und Ressourcen der Notrufzentralen. Die Berliner Polizei und andere Rettungsdienste haben Notrufe gesammelt, die eigentlich keine sind. Ein paar Highlights: Jemand ruft die 112, weil die Wohnungstür ins Schloss gefallen ist und er sie nicht mehr öffnen kann. Ein Anrufer alarmiert die 112 und will dann aber in das Krankenhaus seiner Wahl gefahren werden, weil er Schmerzen im Fuß hat - seit einem halben Jahr.
Dabei ist eigentlich ganz klar: Notfallnummern sind für echte Notfälle da, die 112 für Feuerwehr und Rettungsdienste, die 116117 für den ärztlichen Bereitschaftsdienst.

Richtig ist die 112 bei Unfällen, bei Bränden oder wenn sich jemand in einer akuten, möglicherweise sogar lebensbedrohlichen Notlage befindet. Die Techniker Krankenkasse hat mögliche Notlagen zusammengestellt, zum Beispiel 

  • schwere Verletzungen oder Verbrennungen
  • Bewusstlosigkeit
  • Symptome, die auf einen Schlaganfall hindeuten, zum Beispiel akuten Lähmungen, Seh- oder Sprechstörungen
  • Anzeichen eines Herzinfarkts, zum Beispiel starke Brustenge, kalter Schweiß
  • wirklich starke Schmerzen
  • ein allergischer Schock (drohender Kreislaufkollaps!)
  • akute starke Atemnot, zum Beispiel bei einem schweren Asthmaanfall

Auch wenn die Situation unklar ist, aber lebensbedrohlich sein könnte, kann die 112 angerufen werden. Die 112 ist in ganz Europa kostenfrei erreichbar, auch vom Mobiltelefon, selbst ohne Mobilfunknetz.

Die Notrufnummer 116117 verbindet mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst. Sie ist die richtige Nummer, wenn jemand umgehend ärztliche Hilfe braucht, die Situation aber nicht lebensbedrohlich ist - und wenn die normalen Praxen geschlossen sind. Hier erfährt man, welche Bereitschaftspraxis vor Ort geöffnet ist. In besonderen Notfällen - etwa wenn jemand zu krank ist, um in eine Praxis zu gelangen - kann der Notdienst einen Bereitschaftsarzt nach Hause schicken. Die 116117 ist die Nummer der Wahl zum Beispiel bei nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen wie

  • Hexenschuss
  • schwerem Erbrechen oder Durchfall
  • Ohrenschmerzen
  • Mandelentzündung
  • Erkältung mit Fieber und Schmerzen

Übrigens: Der absichtliche und wissentliche Missbrauch der Notrufnummern ist strafbar. Er kann dazu führen, dass man Einsatzkosten - meist mehrere hundert Euro - selbst tragen muss. Ob man in einem echten Notfall die 112 oder die 110 wählt, ist aber nicht entscheidend. Anrufe werden von der jeweiligen Zentrale an die richtige Stelle weitergeleitet.

Blumen- oder Spülwasser getrunken? Einen unbekannten Pilz gegessen? Oder ein Quecksilber-Thermometer in der Wohnung zerbrochen? Wer Sorge hat, sich vergiftet zu haben, oder im Vorfeld Informationen zum Beispiel zu Giftpflanzen benötigt, kann in einer der Giftnotrufzentralen anrufen. Bei einer lebensbedrohlichen Vergiftung aber lieber gleich die 112 wählen. Eine Liste von Giftnotrufzentralen gibt es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auf www.bvl.bund.de

Damit die Notrufzentralen schnell reagieren können, brauchen sie Informationen:

  • Wo ist etwas passiert?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Menschen sind betroffen?
  • Welche Verletzungen oder Schäden gibt es?
  • Warten Sie auf Rückfragen!

Dann sollte man nicht einfach auflegen, sondern Rückfragen beantworten und in der Leitung bleiben, bis die Notfallzentrale das Gespräch beendet.

Weil viele Menschen derzeit vorschnell den Notruf wählen, Rettungsdienste und Notaufnahmen überlastet sind, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) jetzt Neuerungen einführen: Die Leitstellen von Rettungsdienst 112 und kassenärztlicher Vereinigung 116117 sollen die Patienten künftig schon am Telefon vorsortieren. Egal welche Nummer man anruft, es gibt eine telefonische Ersteinschätzung, wie dringend der Fall ist. Zur richtigen Einschätzung sollen auch Computerprogramme genutzt werden.

Den Anrufern wird dann entweder ein Rettungswagen geschickt, der Patient wird telemedizinisch betreut oder es wird die nächste Praxis mit Notdienst empfohlen. In weniger dringenden Fällen wird ein Termin in einer Arztpraxis vereinbart. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass ein Notfallarzt zum Patienten geschickt wird.

Mit diesen Maßnahmen soll Geld gespart und die Versorgung der Patienten verbessert werden. Die Bundesregierung will die neuen Regeln im ersten Halbjahr 2024 auf den Weg bringen, gelten sollen sie ab Anfang 2025.

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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