Angst vor dem ersten Unfall - Seit der Straßensperrung in Schierhorn kracht es auf den „Schleichwegen“
mum. Schierhorn. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis hier ein Kind angefahren wird“, sagt Jannis Krakow. Bislang habe es ja „nur“ Katzen getroffen. Krakow will auf gar keinen Fall falsch verstanden werden. Er liebt Katzen. „Doch wenn jetzt noch ein Mensch zu Schaden käme, wäre das eine Katastrophe.“ Krakow hat ein Häuschen an der Seevestraße in Weihe (Samtgemeinde Hanstedt). Hier ist die Welt noch in Ordnung. Die Straße führt mitten durch die Natur, an Weiden und Wald vorbei. Der perfekte Ort zum Ausspannen - eigentlich. Seit die Ortsdurchfahrt Schierhorn aufgrund der umfangreichen Sanierungsarbeiten gesperrt ist (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach), nutzen viele ortskundige Autofahrer den kleinen Weg, um schnell wieder auf die Kreisstraße 28 zu kommen. „Der Verkehr hat sich vervierfacht“, sagt Krakow. Und an das Tempolimit von 30 Stundenkilometern halte sich niemand.
Als zeitgleich mit dem Beginn der Arbeiten eine Katze überfahren und tödlich verletzt wurde, hatten die Anwohner noch an einen tragischen Zufall geglaubt. Doch jetzt - Monate später - will Krakow zahlreiche Fast-Unfälle beobachtet haben. Am vergangenen Freitag war er dann selbst betroffen. Der Hamburger fand „Petzi“, die Katze seiner Mutter Birgit Biermann, vor der Haustür. „Blut quoll aus ihren Augen. Ich dachte, sie stirbt“, erinnert sich Krakow an den furchtbaren Anblick. Schnell ging es zum Tierarzt, der einen Kieferbruch und innere Verletzungen feststellte. Inzwischen geht es der Katze wieder etwas besser. „Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Auto Petzi erfasst hat“, sagt Krakow.
Krakow hat Verständnis dafür, dass die Autofahrer eine möglichst kurze Umleitung fahren wollen und daher auch durch die Seevestaße fahren. „Ich wünsche mir, dass sie dann zumindest Rücksicht auf Menschen und Tiere nehmen und sich an das Tempolimit halten.“
Auch Yvonne Petersen hat aufgrund der Straßensperrung in Schierhorn bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Wie das WOCHENBLATT berichtet hatte, wurde ihr Auto auf der Thelstorfer Straße bei Jesteburg Ende Juli gerammt. Der Fahrer ist dann einfach weitergefahren. Die komplette Fahrerseite war eingedrückt, der Spiegel abgerissen und das Schloss demoliert. Seitdem die Ortsdurchfahrt Schierhorn gesperrt ist, nutzen viele ortskundige Autofahrer auch den kleinen Weg zwischen Lüllau und Wörme als schnelle Umleitung. „Das sind mindestens 3.000 Autos am Tag“, sagt ein Anwohner. Auch dort halte sich niemand an das Tempolimit.
Der Landkreis kündigte an zu prüfen, ob der Verkehr auf der Thelstorfer Straße zugenommen hat. Dazu gehöre auch eine Geschwindigkeitsmessung.
• Die Erneuerung der Kreisstraße 55 in der Ortsdurchfahrt Schierhorn ist eine der größten Straßenbaumaßnahmen des Landkreises Harburg in 2015 und 2016. Dort wird im Auftrag der Kreisverwaltung die Kreisstraße in der Ortsdurchfahrt inklusive Regenentwässerung und Gehwegen auf einer Gesamtlänge von rund 1.400 Metern für insgesamt 1,9 Millionen Euro erneuert. Die Arbeiten sollen noch bis August 2016 andauern.
Redakteur:Sascha Mummenhoff aus Jesteburg |
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