Landkreis: Kein schnelles Netz auf dem Land
"Die weißen sind die schwarzen Flecken"
"Ein Nachbar von mir ist total sauer", berichtet ein Lüllauer. Man habe das Glasfaserkabel im Auftrag des Landkreises direkt an seinem Grundstück in Lüllau vorbei gelegt, ihn aber nicht angeschlossen. Als er beim Landkreis nachgefragt habe, habe es geheißen, "Wir dürfen Sie nicht anschließen, wir dürfen das nur dort, wo kein anderes Unternehmen tätig werden will." Soweit ist das korrekt, der Landkreis ist dafür nicht zuständig, sondern ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das sich den Ausbau in diesem Bereich gesichert hatte. Aber wie bekommt man heraus, welchen Unternehmen für den eigenen Wohnort zuständig ist, und wann es mit dem Ausbau losgehen soll?
Der Landkreis Harburg habe darüber auch keine Informationen, teilte Kreissprecherin Katja Bendig mit. Nützlich sei allerdings der "Breitbandatlas", hat Bendig ermittelt. "Er wird von der zentralen Informationsstelle des Bundes (ZIS) der Bundesnetzagentur betrieben und ist das zentrale Informationsmedium zur aktuellen Breitbandversorgung in Deutschland für das Festnetz und den Mobilfunk." Der Breitbandatlas wird regelmäßig aktualisiert und steht unter https://www.gigabitgrundbuch.bund.de/GIGA/DE/Breitbandatlas/start.html kostenfrei zur Verfügung.
Die interaktiven Karten dort zeigen, welche Bandbreiten und Techniken für die Datenübertragung zur Verfügung stehen. Man kann seine Adresse eingeben, links von der Karte die Art des Anschlusses auswählen: FTTB (Fibre To The Building, Glasfaser bis zum Gebäude, Anm. d. Red.) und FTTH (Fibre To The Home, Glasfaser bis in die Wohnung) sind zum Beispiel Glasfaseranschlüsse, die Datenübertragungsraten von 1.000 MBit (das entspricht einem Gigabit) pro Sekunde möglich machen. Außerdem sieht man in einer Übersicht immerhin, welche Unternehmen was für Anschlüsse anbieten. Was man nicht sieht: Welches Unternehmen sich ein Gebiet gesichert hat und für den Glasfaserausbau zuständig wäre, oder wann der Ausbau geplant ist.
Die ZIS verweist auf Anfrage des Wochenblattes an das Bundesministerium für Digitales und Verkehr BMDV für weitere Informationen. Doch auch beim BMDV ist man wenig auskunftsfreudig: Man empfehle "die Kontaktaufnahme mit der Kreisverwaltung vor Ort" heißt es von dort, und "Dieser Ausbau erfolgt ganz überwiegend privatwirtschaftlich, (...). Allein für den Glasfaserausbau in den kommenden Jahren hat die Branche Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro in Aussicht gestellt." Wo das Geld investiert wird, interessiert den Bund offenbar eher nicht: "Wann und wo Investitionen getätigt werden, ist das Ergebnis unternehmerischer Entscheidungen. Eine staatliche Ausbauplanung erfolgt nicht."
Das ist überraschend, denn die Bundesregierung will bis 2030 alle deutschen Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen wissen will. Bisher hat laut Breitbandatlas jeder vierte Haushalt Zugang. Im vergangenen Jahr wurden rund vier Millionen Haushalte neu angeschlossen. In den Landkreisen Harburg und Stade führte das dazu, dass laut Atlas 50 bis 75 Prozent aller Haushalte versorgt sind. Schaut man genauer hin, stellt sich aber heraus: Nur in den größeren Orten wie Buchholz, Tostedt, Teilen von Winsen, Hanstedt, Hollenstedt, neu Wulmstorf, Buxtehude, Harsefeld und Teilen von Stade wurden Glasfaserkabel verlegt.
Auf dem "platten Land" sieht es - offenbar selbst in der Metropolregion Hamburg - dagegen bisher schlecht mit der Versorgung aus. Wenn in sieben Jahren alle versorgt sein sollen, dürfte das bisherige Ausbautempo wohl eher nicht ausreichen.
Orte ohne Glasfasernetz:
Diese Ortschaften im Landkreis haben noch kein schnelles Internet (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Alvesen, Asendorf (teilweise), Ashausen, Bahlburg, Bullenhausen, Brackel, Daerstorf, Dierkshausen, Drestedt, Ehestorf, Elstorf, Emmen, Fleestedt, Fliegenberg, Gehrden, Glüsingen, Grauen, Halvesbostel, Heidenau, Helmstorf, Höckel, Hörsten, Holm-Seppensen (teilweise), Holtorfsloh, Holvede, Hoopte, Kakensdorf, Königsmoor, Lindhorst, Laßrönne, Luhdorf, Marxen, Maschen, Mienenbüttel, Neddernhof, Ohlenbüttel, Ohlendorf, Otter, Ottermoor, Pattensen, Quarrendorf, Rade, Ramelsloh, Regesbostel, Reindorf, Rottorf, Sangenstedt, Scharmbeck, Schwiederstorf, Sottorf, Stelle, Sottorf, Stöckte, Thieshope, Todtshorn, Tönnhausen, Vahrendorf, Welle, Wennerstorf, Wenzendorf, Wiedenhof, Winsen (teilweise), Wistedt, Wohlensbostel, Wümme, Wulfsen, Wulmstorf
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